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#iHunt – Fate Economic Horror aus Japan

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Das Ehepaar Olivia Hill und Filamena Young sind durch ihre frühere Mitarbeit an Vampire: The Masquerade keine Unbekannten. Nun haben sie unter ihrem in Japan ansässigen Verlag Machine Age Productions das Rollenspiel #iHunt zunächst digital auf DriveThruRPG und Itch.io veröffentlicht. In dem Rollenspiel nehmen Charaktere aus der Generation Y über die App #iHunt nicht ganz ungefährliche Aufträge an. Diese App bietet Monsterjagden gegen lukrative Bezahlungen an. Das Szenario basiert auf der gleichnamigen Bücherreihe. Auch wenn es um das Töten von urbanen Legenden geht: Der eigentliche Horror im Fokus ist der Kampf der Protagonisten ums Überleben in einer Wirtschaftswelt, die sie scheinbar nicht braucht.

Decke deine Gesundheitskosten – Töte zwei Vampire

So wird uns im Pressekit das Profil eines #iHunt-Users vorgestellt. Die anonyme Nutzerin leidet an Morbus Crohn und ist chronisch krank. Dadurch hat sie hohe Gesundheitsausgaben und viele Schulden. Ihre zwei Arbeitsstellen bringen sie leider auch nicht aus dem Loch heraus. Doch mit #iHunt kann sie sich nach eigenem Interesse im Schnitt alle zwei Wochen einen Auftrag ranholen und mit dem verdienten Kopfgeld gut auskommen. Nachts, wenn ihre Schicht um 23 Uhr zu Ende ist, zieht sie aus und erledigt zum Beispiel einen Werwolf. Dadurch scheint die vorgestellte Userin schon ganz schön belastbar zu sein, denn viel Zeit für investigative Arbeit, scheint sie sich dabei nicht zu nehmen.

In einem fiktiven Artikel über sie wird noch etwas mehr erzählt. Über Leute ohne Job und Perspektive, Kriminelle, die einfach keinen Arbeitsplatz finden. Auch gelangeweilte Kinder von Geschäftsführern, die kleine Jägerteams zusammenstellen, werden beschrieben. Das Setting von #iHunt dreht sich genau darum: Menschen aus der Generation Y, die einen Werwolf weniger fürchten als Langeweile oder wie man die Miete bezahlen soll. Dabei übt das Rollenspiel auch klare Kritik an der sogenannten Gig Economy.

Spielkonzepte in #iHunt – Selfies und Burn Out

#iHunt basiert auf den Regeln von Fate Core. Es verwendet jedoch zusätzlich zu den Fatewürfeln einen weiteren sechseitigen Würfel. Dabei hat der Spieler Möglichkeiten, einen misslungenen Wurf durch das Bezahlen einer Nebenwirkung doch noch zu schaffen. Dafür gibt es eine sogenannte Burn-Out-Mechanik, die das Ego als eigene Ressource einführt. Diese repräsentiert mentale, physische und emotionale Willenskraft.

Leider ist diese Ressource durch Alltagsjobs, bürokratische Hürden oder schlicht Zermürbung stets in Gefahr. Auch das Suchen nach Hinweisen oder Nachforschungen über den wahrscheinlichen Unterschlupf eines Monsters benötigen Ego. Wer ausbrennt, erleidet anhaltende Konsequenzen, Beim Überleben ist also Ressourcenmanagement gefragt.

Überliste die Bestie

Natürlich sollte der durchschnittliche Spieler nicht komplett ohne Vorbereitung auf Werwolfsjagd gehen, wie es unsere scheinbar lebensmüde #iHunt-Userin aus dem Pressekit tut. Ohne sich Fakten und Hinweise zu einer Kreatur zu besorgen, Fallen zu stellen oder anderweitig einen Vorteil zu verschaffen, hat das normale Generation-Y-Mitglied keine Chance. Das wird durch eine sogenannte Edge-Mechanik im Spiel dargestellt. Anfangs hat das Monster das Edge und ist damit weit überlegen, dargestellt durch eine Vielzahl an Boni. Falls sich die Charaktere jedoch zusammenrotten, können sie das Edge kippen – der Jäger wird zum Gejagten.

It’s like Buffy meets Uber, Supernatural meets Fiverr.

http://ihunt.fun/wp-content/uploads/2019/01/iHunt-Press-Kit-1-6-2019.pdf

Fakten und Preispolitik

#iHunt basiert auf dem Hintergrund der sieben bereits erschienenen #iHunt-Romane. Das Regelwerk besteht aus 328 Seiten. Zur Zeit ist nur eine digitale Version am 19. Dezember erschienen, jedoch ist eine Druckausgabe in Planung. Auf DriveThruRPG kostet das Spiel 30 $, auf Itch.Io 25 $. Machine Age Productions nimmt durch Olivia Hill zu dem Preis Stellung, da es wohl einige Anfragen dafür gab, wieso dieser so gewählt wurde. Sie möchte damit Transparenz schaffen und zieht eindeutig Stellung – scheinbar passend zum Thema Economic Horror. Ihr Aufstellung dazu lautet:

I need to be able to justify my time and work. Independent RPGs are criminally underpriced, and the industry isn’t going to change itself. There are other games comparable by page count and price ratio. It’s not my goal to undercut.

If you cannot afford to buy the game at full price, I am committed to giving away free or deeply reduced copies. Pricing my game as it is allows me to do so. So far, I’ve given away over 100 free or reduced copies.

I want to be able to participate in site-wide sales [auf DriveThruRPG oder Itch.io] without reducing the price to a negligible amount. 

https://www.drivethrurpg.com/product/298255/iHunt-The-RPG

Diese Aufstellung wirft die Frage auf, ob diese Rechtfertigung anhand eines Preises von 30 $ notwendig gewesen wäre. Hill nimmt klar Stellung dazu, dass nach Ansicht von Machine Age Productions unabhängige Rollenspiele oft einfach stark unterbezahlt sind und sie diesen Preissturz nicht unterstützen möchten. Jeder Käufer der digitalen Version wird jedoch einen Coupon über 25 $ erhalten, der für ein reduziertes, gedrucktes Exemplar genutzt werden kann, sobald die gedruckte Version erscheint. #iHunt ist derzeitig auf Platz 3 in den Bestselling Titles auf DriveThruRPG.

Was denkt ihr dazu, dass sich der Verlag offensichtlich fühlt, als müsse er sich für den Preis von 30 $ rechtfertigen?

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Teylen

Ich werde warten bis das PoD erscheint und es Rückmeldungen gibt.

Allgemein bin ich was Machine Age Productions und Olivia Hill betrifft sehr skeptisch. Ich habe bei einem ihrer Kickstarter mitgemacht, und mein Buch erst nach monatelangen, beharrlichen Nachfragen meinerseits erhalten. Obwohl es bereits im Handel erhältlich ist.
Andere Backer waren nicht so glücklich und es scheint allgemein ein Problem zu sein welches jeden ihrer Kickstarter betrifft.

Die Arbeit die Olivia Hill an Vampire Dark Ages 20th geleistet hat sagt mir nicht zu. Ich habe ein Kapitel, dass mir wichtigste, gelesen und ich halte es von vorne bis hinten für schlecht konzeptioniert, geschrieben und in den Hintergrund eingebettet.

Ich habe hinsichtlich des Aspekts der Conditions wie sie Olivia in die zweite Chronicles of Darkness einführte, unter ihrer Führung, nichts positives gehört. Wobei es sein könnte, dass ihre Interpretation von Fate weit genug von Fate weg ist, dass ich sie mag.

Hinsichtlich der Aussage das das Rollenspiel auf dem Gefühl der Generation Y aufsetzt.
Ich halte es mehr für einen Wunsch von Olivia und ihrer Frau.

Nach meiner Einschätzung sind beide Entwicklerinnen und Autorinnen bestenfalls Millenials, wenn nicht älter.
Das Rollenspiel ist dahingehend mehr in einer sehr amerikanischen, sehr linken Millenial-Kultur verankert. Das heißt, sowohl politisch Links da ich Olivia als antiautoritäre Kommunistin bzw. Anarchistin verstehe, als auch in Bezug auf die kulturelle Bewegung sehr links – das heißt weit links neben Contrapoints bzw. in der Ecke von Natalies Cat-Girl Figur.
Es hilft dabei nicht, das Olivia, nach meiner persönlichen Ansicht und Einschätzung, durchaus auch bereit ist bei bestenfalls vagen Faktenverhältnissen, ihren Unmut sehr absolutistisch kund zu tun und mitunter ihre Follower motiviert damit gleich zu ziehen. Ein Charakterzug den sie sich mit anderen ehemaligen White Wolf bzw. Onyx Path Autor*innen teilt.

Insofern, mal schauen was es wird.
Als „japanisches“ Rollenspiel sehe ich es eher nicht. Auch wenn Machine Age mit Olivia und Filamena nach Japan umgezogen ist.

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