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Kritik für Polizeikampagne: Paizo bezieht Stellung

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Mit den Ereignissen rund um BlackLivesMatter ging ein Ruck durch die Welt und damit auch durch die Rollenspielszene. Bei Paizo löste auch der kommende Abenteuerpfad Agents of Edgewatch für Pathfinder 2e Unruhe bei den Fans aus. Denn in dieser Geschichte sollen die Spieler in die Rolle von Rekruten der Edgewatch – also Polizisten – schlüpfen. Chief Creative Officer Erik Mona hat dazu kürzlich eine Stellungnahme veröffentlicht.

Paizo erklärt die Hintergründe

Im November 2019 wurden erste Informationen zu Agents of Edgewatch bekannt gegeben. Seitdem wussten die Fans über die geplante Polizeikampagne Bescheid. Damals stand das Abenteuer der Stadtwache jedoch noch in einem anderen Licht – und auch Mona bewertete es damals weniger kritisch als heute.

In unserer Vorstellung war das eine klassische Detektivgeschichte und keine Möglichkeit für Spieler ihre Machtfantasien auszuleben, in denen sie als militarisierte Polizisten Bürger unterdrücken. Als Herausgeber war ich zuversichtlich, dass wir uns von ungeheuerlichen Parallelen zur modernen Polizeigewalt distanzieren und mit der Materie verantwortungsvoll umgehen könnten.

Aber es steckt mehr dahinter. Was ich nicht erkannt hatte – zweifellos aufgrund meines eigenen Privilegs – ist, dass das Konzept von Polizei, der Gedanke, tatsächlich die Rolle von Polizisten zu übernehmen, einige Mitglieder der Paizo-Community zutiefst beunruhigt, egal wie sorgfältig wir bei der Umsetzung auch vorgehen.

Erik Mona

In seiner Stellungnahme gibt Mona zudem eigene Fehler zu. Einige Mitarbeiter hätten ihm gegenüber schon zu Beginn ihrer Arbeit an der Polizeikampagne Sorgen aufgrund des Themas geäußert. Nach eigenen Aussagen habe Mona dem jedoch nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt. Das bereue er im Nachhinein.

Der weitere Umgang mit der Polizeikampagne

Ich bin nach wie vor zuversichtlich, dass wir in der Lage sind, eine Kampagne zu schaffen, die unseren redaktionellen und moralischen Standards gerecht wird – auch wenn ich anerkenne, dass wir für diesen Abenteuerpfad einen anderen Ansatz hätten wählen sollen. Die Ereignisse der Kampagne Agents of Edgewatch setzen einfühlsame, heroische Spielercharaktere voraus, die ihrer Gemeinschaft dienen.

Erik Mona

Des Weiteren will Paizo den Spielern auch die Möglichkeit geben, das Abenteuer als gewöhnliche Heldencharaktere zu erleben. So könnten sie die Rolle der Stadtwache umgehen. Dafür soll ein kostenloser Guide erscheinen, der entsprechende Wege vorschlägt.

Ich hoffe, dass Agents of Edgewatch als Ganzes unsere Fähigkeit demonstriert, zuzuhören und das Thema respektvoll zu umzusetzen.

Erik Mona

Die Unruhen kamen parallel zur Bekanntmachung des Führungswechsels im Unternehmen auf. Mona spricht jedoch auch davon, dass es sich Paizo nicht leisten könne, die Veröffentlichung des Abenteuerpfads zurückzuziehen oder zu verzögern. Trotzdem nehmen sie weiterhin an Spendenaktionen teil und wollen auch einen Teil des Gewinns von Agents of Edgewatch an den NAACP Legal Defense Fund spenden.

Mehr über Agents of Edgewatch

Jedes halbe Jahr startet bei Paizo ein neuer Abenteuerpfad, der sowohl mit Pathfinder als auch mit dem Regelwerk auf dem Pathfinder basiert – D&D 3.5 – bespielt werden kann. Die entsprechende Kampagne wird dann monatlich weitergeführt. Ende Juli soll die Polizeikampagne Agents of Edgewatch mit dem ersten Abenteuer Devil at the Dreaming Palace starten. Autor James Sutter schrieb den Start der Geschichte für vier Helden der ersten Stufe.

In Devil at the Dreaming Palace schließen sich die Spieler der Edgewatch an, der neuesten Division der Stadtwache von Absalom. Ihre erste Aufgabe ist es, beim Radiant Festival in diesem Jahr die Verbrechensbekämpfung zu übernehmen. Zu diesem Event strömen Aussteller und Besucher aus der ganzen Welt in die Stadt. Aber das Fest lockt auch Taschendiebe und Vandalen und sogar einen sadistischen Serienmörder an.

Was denkt ihr?

Im eigenen Blog sind die Antworten auf die Stellungnahme zur Polizeikampagne zwiegespalten. Viele finden den Umgang des Unternehmens mit dem Thema genau richtig. Sie merkten an, dass die Anerkennung der Fehler ihre Sorgen lindere. Ebenfalls wurde die Möglichkeit, auch gewöhnliche Helden spielen zu können, positiv aufgenommen. Wichtig sei nun aber, den Worten entsprechende Taten folgen zu lassen.

Auf der anderen Seite waren manche Nutzer aber auch der Meinung, dass sich Paizo nicht für dieses Abenteuer entschuldigen müsse. Zudem sei niemand gezwungen, die Polizeikampagne überhaupt zu spielen. Und auch in einem anderen Thread diskutieren Nutzer schon seit Anfang Juni, ob aktuell ein guter Zeitpunkt für Agents of Edgewatch sei oder ob es den überhaupt jemals gäbe.

Aus vielen Richtungen bekennen sich derzeit Unternehmen zur Gleichberechtigung und Diversität. Nicht nur von Paizo, sondern auch in Deutschland – beispielsweise vom Uhrwerk Verlag – gab es entsprechende Bekundungen. Wie seht ihr die Situation? War der Weg, den Paizo gewählt hat, richtig oder falsch? Oder würde euch noch ein anderes Mittel einfallen, um rücksichtsvoll auf die aktuellen Ereignisse einzugehen und sie zu thematisieren? Schreibt uns gerne eure Meinungen in die Kommentare!

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Dnalor the Troll

Puhhh. Ich (chis, hetero, weiß, konservativ und rechtschaffend katholisch) denke, die Kampagne hat einfach nur Pech. Pech, zu genau der Zeit zu erscheinen, in der (vorallem, aber nicht ausschließlich) in den USA über strukturellen Rassismus und Polizeigewalt geredet wird. Dass da Personen, die schlechte Erfahrungen mit der Polzei gemacht haben, allergisch auf das Ganze reagieren… geschenkt. Andererseits sollte es trotzdem möglich sein, Abenteuer zu schreiben und zu spielen, in denen die Spieler*innen in die Rolle von Gesetzeshütern schlüpfen (Gabs übrigens bei DSA auch mal. Die Herren von Chorchop).

Ich würde sagen, dass das Abenteuer nach einer Session 0 schreit, bei der die Gruppe festlegt, wass sie denn unter guter Polizeiarbeit versteht und wie sich ein good Cop verhalten sollte. Die Gruppe könnte dann einen Moralischen Leitfaden für das Abenteuer ausarbeiten. Und Savety Tools nicht vergessen. Gleichzeitig können die Autoren ihren Text durcharbeiten und überprüfen, ob nicht rassischtische Steriotype (die ständig klauenden Halblinge, die immer einen Unsichtbarkeitsring dabei haben) reproduziert werden.

Das Abenteuer hat, trotz oder gerade wegen der Kontroverse, Potential.

Oli

Ich denke auch, das Timing ist miserabel. Wir in Mitteleuropa machen uns da natürlich auch schnell ein Bild und kennen all diese Probleme maximal aus dem Fernsehen. Schwieriges Thema. Zudem weiß ich persönlich nicht, was ich von dem Statement halten soll, vor allem auch wegen dem begleitenden Merchandise (Miniatures) das ja Polizisten zeigt, die in unmissverständlichen Posen gezeigt werden.

Wir werden Paizo dahingehend aber anschreiben und dazu dann einen Folgeartikel bringen!

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Zuletzt bearbeitet 3 Jahre zuvor von Oli
Dnalor the Troll

Die geben DAS als Miniatur raus??? Fail! Aber so ein richtig böses Fail. Besonders in der aktuellen Dussion Bös gsagt, das krieg ich in 5 Min besser hin….https://www.heroforge.com/load_share%3D168199/
keine bedrohliche Pose, trotzdem schreit das Modell „Stadwache!!!“ 🙂

Rhylthar

Jedes halbe Jahr startet bei Paizo ein neuer Abenteuerpfad, der sowohl mit Pathfinder als auch mit dem Regelwerk auf dem Pathfinder basiert – D&D 3.5 – bespielt werden kann.

Nur als kleiner Einwurf:
Seid ihr sicher, dass das noch so Bestand hat? Schon viele Abenteuerpfad für Pathfinder 1 waren schon nur noch mit viel Konvertierungsarbeit mit D&D 3.5 bespielbar, die jetzigen, die ja für Pathfinder 2 sind, dürften dies noch mehr verlangen bzw. sich fast gänzlich von D&D 3.5 entfernt haben.

Oder liege ich da komplett falsch?

Sascha

Ist das ein Fake oder Satire? Was ist daran ein Problem, in die Rolle eines Polizisten zu schlüpfen? Vom Prinzip ist es doch ein absolut ehrbarer Beruf. Eventuell gibt es bei der Polizei mehr rassistische Menschen als im Durchschnitt der Bevölkerung, aber das ist dennoch lächerlich. Hat die Kampagne denn irgendwelche problematischen Inhalte abgesehen davon, dass man Polizisten spielen kann? Ich habe mal kurz recherchiert und den Hell’s Vengeance-Pfad entdeckt. Spielt man dort böse Charaktere? Das wäre doch viel schlimmer. Dieser Protest macht für mich im Gegensatz zu Protesten gegen Polizeigewalt keinen Sinn. Für mich wirklich Schwachsinn, aber ich lasse mich gerne aufklären.

Nebenbei ist der Herausgeber eine richtige Memme: „zweifellos aufgrund meines eigenen Privilegs“.

Spaltpilz

Ich kann es ja schon etwas verstehen. So weit ich weiß, sind die meisten Pathfinder-Abenteuer doch stark auf das Monstermetzeln ausgelegt. Und wenn man jetzt Polizei spielt, dann doch sicherlich nicht, um nur Falsch-Parken-Tickets auszustellen. Sprich: wir sind gleich beim Thema Polizeigewalt. Und wenn in Fantasy-Abenteuern selten jemand schreit, wenn die Orks niedergeknüppelt werden, könnte hier schnell die Situation entstehen, dass eine bestimme Rasse/Monsterart/whatever unter Verdacht gerät und dann von den Abenteurern prophylaktisch abgeschlachtet wird.

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