Rezension: Cthulhu – Abenteuer aus der Gruft II
Es gibt für einige Rollenspiele Abenteuer und Kampagnen, die auch viele Jahre nach dem Erscheinen gebraucht für viel Geld gehandelt werden. Die Preise, zu denen sie damals verkauft wurden, sind dabei oftmals nur ein Bruchteil des aktuell verlangten Preises. Gruppen, die diese Abenteuer und Kampagnen spielen wollen, müssen dementsprechend entweder auf das Abenteuer verzichten oder in den sauren Apfel beißen und den hohen Preis bezahlen. Das galt lange Zeit auch für die hier präsentierten Abenteuer aus der Gruft.
Pegasus Spiele hat sich jedoch nach einigen Anfragen ein Herz gefasst und in der vorliegenden Reihe vergriffene Abenteuer neu gedruckt und veröffentlicht. In Abenteuer aus der Gruft I wurden zwei Abenteuer für Cthulhu NOW und eines für die 1920er mit den aktuellen Regeln neu veröffentlicht. Jetzt liegt Abenteuer aus der Gruft II, wie bereits angekündigt, vor und hier treten die meisten Abenteuer aus der Deutschland-Box von 2003 für 9,95 € zurück ins Rampenlicht. Auch diese wurden auf die 7. Edition angepasst.
Finstere Glut
Den Anfang macht ein Abenteuer, das ich bereits selbst spielen durfte und an das ich viele schöne Erinnerungen habe. Finstere Glut von Ralf Sandfuchs, der vielen aus der Szene bekannt sein dürfte, spielt im Ruhrgebiet der 1920er Jahre. Der große Krieg ist vorbei, aber noch immer betrauern Eltern den Tod ihrer Kinder. Zahlungen müssen geleistet werden und gerade im Ruhrgebiet, wo die Besatzer mit Nachdruck und militärischer Präsenz ihre Forderungen durchsetzen, ist der Konflikt immer noch allgegenwärtig. Genau in dieser unruhigen Zeit müssen die Investigatoren in diesem sehr detektivisch geprägten Abenteuer in einer Bergarbeitersiedlung einen bestialischen Mord aufklären. Die brennende Frage nach dem Warum führt die Spieler tief hinab, und nicht jeder wird ans Tageslicht zurückkehren.
Kohle, Mythos und das Ruhrgebiet sind in den in den 1920er Jahren allein vom Hintergrund her bereits eine tolle Mischung. Die Offenheit des Abenteuers bis hin zur finalen Auseinandersetzung und die gelungenen Handouts sorgen dann aber endgültig für den perfekten Spielspaß. Ich hätte gerne noch mehr Abenteuer im Ruhrgebiet und auch gerne von Ralf Sandfuchs.
Sucht nach Leben – Das zweite Abenteuer aus der Gruft
Im zweiten Abenteuer aus der Gruft, Sucht nach Leben, von Stefan Franck und Jan Christoph Steines, müssen die Investigatoren abermals einen Mord aufklären. Diesmal geschah der Mord auf einer Hochzeit in München. Wir sind also diesmal im Süden Deutschlands. Dort müssen die Investigatoren aber nicht nur den Mörder finden. Auch eine junge Frau, die nach der Hochzeit spurlos verschwunden ist gilt es zu suchen. Gehört beides zusammen oder ist es purer Zufall? Mehr zu verraten, würde bedeuten zu spoilern. Nur soviel, die Uhr tickt erbarmungslos, nicht nur für die junge Frau, sondern für alle Menschen.
Auch hier überzeugen die Handouts und die Offenheit des Abenteuers. Es gibt viele falsche Fährten und einige nicht immer offensichtliche Hinweise. Genau diese Kombination macht dieses Abenteuer aus der Gruft aber zu einem gelungenen Abenteuer mit hoher Spielbarkeit und hohem Spielspaß.
Kurze Abenteuer aus der Gruft
Auf den nächsten zwanzig Seiten finden sich zehn Kurzabenteuer. Bis auf zwei Abenteuer können alle ohne Arbeitsaufwand überall in Deutschland spielen und von allen Investigatoren gespielt werden. Ein Abenteuer passt nur in sehr ländliche Gebiete und ein weiteres ist doch sehr lokal geprägt. Dieses sollte der Spielleiter deshalb auch nicht verlegen. Die Abenteuer selbst sind sehr unterschiedlich. Zwei fallen etwas aus dem Rahmen, da ihnen der Mythosbezug fehlt. Die anderen acht sind vom Mythos durchzogen. Zwei der Kurzabenteuer haben es mir dabei besonders angetan. Da es sich nur um Kurzabenteuer handelt, gibt es keine Handouts. In diesem Fall ist das aber natürlich logisch.
Fastnacht in Itzach
Dieses Abenteuer von Sixt Wetzler ist das Abenteuer aus der Gruft, das der Spielleiter tatsächlich nicht verlegen sollte. Es passt perfekt dahin, wo es angedacht wurde und ich bin wirklich davon überzeugt, dass es auch nur dort funktioniert. Das sage ich als Pfälzer, der bereits öfter im Schwarzwald war und die Leute dort ein wenig kennen lernen durfte. Die Investigatoren sollen versuchen, herauszubekommen, was genau an der Fastnacht in Itzach so besonders ist. Das ist nicht ungefährlich. Die Itzacher haben an Fastnacht besondere Gäste, und da sind die Investigatoren nicht willkommen. Das sagt man ihnen auch, aber genau das spornt einen ja an, oder?
Das Rennen
In diesem Abenteuer von Peer Kröger nehmen die Investigatoren an einem Rennen durch Deutschland teil. Es geht hier tatsächlich um ein Autorennen und keine Schnitzeljagd. Der Preis ist eine okkulte Sammlung. Diese beinhaltet Bücher und Artefakte. Natürlich sind viele hinter dieser Sammlung her und die Investigatoren müssen mit allem rechnen.
Fazit zu den Kurzabenteuern
Zwei als Favoriten, die anderen acht sind aber auch sehr gut. Die beiden ohne Mythosbezug werde ich bestimmt auch einmal leiten. Da ich jedoch so viel Bezug zum Mythos wie möglich möchte, möglicherweise nicht für Cthulhu.
Das Fotomaterial
Ein kleiner Nebensatz noch zu den Bildern in Abenteuer aus der Gruft II. Diese konnten mich diesmal komplett überzeugen. Sie sind absolut passend gewählt und erzeugen deshalb die zu den Abenteuern gehörende Stimmung.
Fazit zu Abenteuer aus der Gruft II
Abenteuer aus der Gruft II erfüllt die sehnlichsten Wünsche einiger Gruppen und auch die Wünsche derer, die noch gar nicht wussten, dass es diese Abenteuer gab. Die beiden längeren Abenteuer überzeugen durch ihre Offenheit, den Spielspaß und die Handouts. Den zehn Kurzabenteuern gelingt das durch die Unterschiedlichkeit und die Quantität. Ein Buch für viele Wochenenden Spielspaß für weniger als 10 €, da muss man nicht zweimal überlegen.
Transparenz-Hinweis im Sinne der redaktionellen Richtlinien: Die Abenteuersammlung Abenteuer aus der Gruft II wurde uns von Pegasus Press als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.