System Matters: Offener Brief an die Dungeon World-Community
Wer sich in den letzten Monaten in der US-Rollenspielszene umgehört hat, dem sind vielleicht David Guyll und das Studio Awful Good Games ein Begriff. Guyll erschuf unter anderem die Abenteuer Grauenfeld, Schwarze Schuppen und Stein zu Fleisch für das Spielsystem Dungeon World – und steht nun unter erheblichem Verdacht, einen äußerst widerlichen Blog anonym geführt zu haben.
Die dunkle Seite unseres Hobbys
Aber worum geht es überhaupt? Genau soll es um den anonymen Blog „YourRPGisShit“ (zu Deutsch: „Dein RPG ist scheiße“) gehen. Darin zieht der anonyme Verfasser in erschreckend verletzender Art und Weise über Rollenspielerdesigner und Rollenspieldesignerinnen (und insbesondere LGTBQ-Personen) her.
Zu diesem Zeitpunkt ist die Seite nicht erreichbar. Einzig eine WordPress-Meldung gibt an, dass die Autoren die Seite mittlerweile gelöscht hätten. Allerdings haben bereits andere Seiten über die Inhalte berichtet. Um euch ein grobes Bild zu geben, hier ein kurzer Auszug, der das Ausmaß demonstriert:
Good new[s] is for the retards that like retarded shit is I say bad words so you can always go complain to your online friends (because you don’t have REAL friends) about how I said bad words and therefore ignore all the points I make.
via Geeknative
Gute Nachrichten für die geistig Zurückgebliebenen, die diesen geistig zurückgebliebenen Scheiß mögen, dass sie sich bei ihren Onlinefreunden beschweren können (weil ihr keine ECHTEN Freunde habt), dass ich böse Wörter sage und ihr daher alle Punkte ignoriert, die ich mache.
Grobe Übersetzung von Sven
Mehr muss man nicht zitieren oder sagen, um zu verdeutlichen, mit was für einer Art Mensch man hier zu tun hat. (Einige Inhalte des gelöschten Blogs lassen sich noch einsehen.)
Aber als wäre das nicht genug, berichtet Geeknative außerdem über ein OSR-Logo, dessen O durch ein Hakenkreuz ersetzt wurde. Was auch immer der Macher damit bewerkstelligen wollte, ist ab diesem Punkt einerlei, da man darüber nur den Kopf schütteln kann.
Der offene Brief
Nun aber zu dem Offenen Brief. System Matters gibt an, dass man die Arbeit von Guyll mochte und er in seinem Kontakt immer höflich war, sodass man keinen Anlass fand, misstrauisch zu werden.
Erst sehr viel später sei man überhaupt auf seine Online-Persönlichkeit aufmerksam geworden, deren Verhalten und Positionen von System Matters entschieden abgelehnt werden.
Man gibt zu, dass man eher darauf aufmerksam hätte werden sollen, wenn man genauer auf die Kontroversen in der US-Szene geachtet hätte – darunter Gamergate.
System Matters entschuldigt sich dafür. Man hatte sich intern dafür entschieden, die bereits laufenden Projekte mit seinem Material zu Ende zu führen und anschließend keine weiteren Kooperationen mehr mit Awful Good Games einzugehen. Zusätzlich entschied man sich zur öffentlichen Distanzierung von Guyll selbst. Die Entscheidung würde man nicht leichtfertig treffen, sondern „unter dem Eindruck sehr glaubhafter Belege dafür, dass diese Person Ansichten und Verhaltensweisen repräsentiert, mit [denen] wir nichts zu tun haben wollen“.
Zum Abschluss entschuldigt man sich erneut:
Und vor allem wollen wir uns aufrichtig bei denjenigen entschuldigen, die von David belästigt oder verletzt worden sind und uns als seine Unterstützer sehen mussten. Wir wollen, dass ihr wisst, dass wir auf eurer Seite sind und unser gemeinsames Hobby für alle besser machen wollen.
https://www.system-matters.de/offener-brief-an-die-dungeon-world-community/
Ein kleines Fazit
Auch von unserer Seite bleibt zu sagen: Hass und Hetze lehnen wir entschieden ab. Sachliche Kritik an Rollenspielwerken sollte immer Platz haben und muss natürlich auch diskutiert werden dürfen. Wenn sich diese Kritik aber in Polemik und pauschalisierenden und verletzenden Aussagen äußert, die insbesondere bestimmte Personenkreise treffen, dann ist das keine Kritik mehr und hat auch nichts mit Sachlichkeit zu tun. Auch ist verständlich, wenn im Zuge von Diskussionen die Emotionen überschwappen und man manches sagt, was man nicht so meinte. Im Falle des gelöschten Blogs kann man davon aber längst nicht mehr sprechen. Auch als bewusste Provokation gehen die getroffenen Aussagen des Blogs nicht mehr durch.
PnPnews spricht sich ausdrücklich für Toleranz in der Rollenspielszene und respektvollen Umgang miteinander aus. Es bleibt schließlich zu sagen: Ein Spiel ist ein Spiel. Und spielen bedeutet miteinander – und manchmal natürlich auch in freundschaftlichem Gegeneinander. Auf Augenhöhe.
Aus den Kommentaren eines Blog-Eintrags:
John: You seem mad
Blogger: no u
John hat recht. Mehr muss man eigentlich nicht wissen, denn der ganz Rest des Blogs ist reine Zeitverschwendung.