Angespielt: Wintermoor Tactics Club
Am 5. Mai erschien ein Videospiel, das einer einzigen Hommage an Pen & Paper Rollenspiele gleichkommt. Wintermoor Tactics Club ist ein Hybrid aus mehreren Genres. Es erinnert an eine Visual Novel mit Point & Click Elementen, ein großer Schwerpunkt sind jedoch die taktischen, runden-basierten Kämpfe. Erschienen ist das Spiel beim Publisher Versus Evil, Entwicklerstudio ist EVC. Die Geschichte spielt in der Wintermoor Academy. Man selbst spielt als Alicia, Mitglied im Wintermoor Tactics Clubs – einen der vielen High School Clubs, denen man im Spiel begegnet. Zu Spielbeginn spielt Alicia mit ihren Freunden Colin und Jacob das Rollenspiel Curses & Catacombs im Rahmen der Club-Aktivitäten.
Disclaimer: Ich habe die ersten 3 Kapitel des Spiels bereits gespielt und bin nun irgendwo in der Mitte des vierten Kapitels. Anscheinend wird es sieben Kapitel geben. Daher möchte ich in diesem Artikel das Spiel ein bisschen genauer vorstellen, als es in einem einfachen News-Artikel der Fall wäre. Manche Formulierungen mögen dabei etwas subjektiver und persönlicher sein. Ich versuche jedoch, so objektiv wie möglich zu bleiben und meine persönliche Meinung nur in einem Fazit am Schluss einbringen.
Wintermoor Tactics Club ist derzeit für PC auf Steam, GOG.com und auf VersusEvil.com erhältlich. Die Versionen für PlayStation 4, Xbox One und Nintendo Switch sind noch für dieses Jahr geplant. 15 € kostet das Spiel, bis zum 12. Mai ist es aber für 13,50 € im Angebot. Das Spiel ist derzeit noch nicht auf Deutsch verfügbar – der Publisher verspricht jedoch, es in den nächsten Wochen auf Deutsch anzubieten.
Ein Abriss der Handlung
Eigentlich wollen die drei Außenseiter nur ihre Rollenspielkampagne zu einem krönenden Abschluss bringen. Doch Schulleiter Enfield scheint wie bessessen von dem Plan, den ultimativen Schulclub durch ein Schneeball-Turnier bestimmen zu lassen. Das Allerschlimmste dabei: Verliert ein Club oder macht ein Club nicht mit, wird dieser gnadenlos aufgelöst – das große Finale der Kampagne ist in Gefahr!
Sehen die drei Rollenspielerinnen zu Anfang ihren Untergang, stellt sich heraus, dass Enfield spezielle Regeln für das Schneeballturnier aufgestellt hat, Regeln die genau an Curses & Catacombs erinnern. Im Rahmen des Metaplots erforscht Alicia mit Hilfe ihrer Freunde, was es genau mit der Bessessenheit Enfields auf sich hat. Dabei kommen immer wieder Nebenquests hinzu.
Als Alicia dann auch noch mittels einer selbstgeschriebenen Kampagne, die man als Spielerin mit beeinflusst, einer Mitschülerin aus dem Psychic Detectice Club hilft, ihr Ego etwas runterzufahren, bahnt sich ein weiterer Handlungsstrang an. So spricht sich herum, dass Alicia mit ihren Rollenspielkampagnen Leuten helfen kann, ihre persönlichen Probleme zu lösen – was stark an die sozialen Effekte des Rollenspiels erinnert, über die PnPnews schon einmal geschrieben hat.
Die Handlung deutet auf mysteriöse Art und Weise an, dass der Schulleiter vielleicht auch eine Vorliebe für Curses & Catacombs haben könnte …
Taktische Kämpfe und persönliche Beziehungen
So bilden sich mehrere Aufgaben heraus. Zum einen läuft man über den Campus, der zunächst recht überschaubar wirkt. Kapitel für Kapitel werden die Aufgaben und Beziehungen unter den Charakteren komplexer. Sind zu Beginn Alicia und ihre beiden Freunde noch sehr stark unter sich, bildet der Tactics Club immer mehr Dreh- und Angelpunkt um alle bewegenden Ereignisse im Spiel.
Am Anfang ist Colin noch alleiniger Spielleiter. Später übernimmt Alicia diese Rolle ebenfalls, meist um anderen Mitschülerinnen die Augen zu öffnen. Dazu setzt sich Alicia an ihrem Schreibtisch, als Spielerin übernimmt man für Alicia Kernentscheidungen. Zum Beispiel liebt Batu Pferde, ist jedoch sehr schüchtern und redet nicht gerne – also muss man sich entscheiden, mit welchem Settinghintergrund man Batu vielleicht aus der Reserve locken kann. Zur Auswahl stehen zum Beispiel geheimnisvolle Pferde-Mönche oder ritterliche Beschützer. Dreht Alicia zu voll auf, ist gegebenenfalls mehr Überzeugungskraft in der sozialen Interaktion notwendig.
Insgesamt gibt es 4 weitere Charaktere, die man für den Club anheuern kann – also 7 spielbare Charaktere. Jedoch besteht Colin auch darauf, dass die anderen seine Kampagne zu Ende spielen sollen. Dabei wird jedoch stets auf ein Gefühl der sogenannten geachtet, das auf Inklusion und Wohlbefinden fokussiert ist, angelehnt an das dänische Gefühl der Hygge.
So oder so, die taktischen Kämpfe stehen dabei im Vordergrund. Nach Aussage des Entwicklersstudios beinhaltet das Spiel mehr als 40 solcher taktischen Kämpfe. Zu den Pflichtkämpfen bei den Spielerkampagnen und den Schneeballschlachten, die ein Kapitel beenden, gibt es noch Herausforderungskämpfe. Wie die Nebenquests werden auch diese mit Gegenständen für die Spielercharaktere belohnt.
Mein persönlicher Eindruck
Von Grafik und UI sind bei dem Indie-Spiel aus meiner Sicht keine Meisterwerke zu ewarten. In die Spielwelt um Alicia und ihre Freunde einzutauchen macht mir jedoch sehr viel Spaß – einige technische Schwierigkeiten mit Abstürzen trüben den ansonsten tollen Eindruck.
Bisher sind die Kämpfe und Herausforderungen nicht besonders schwierig, doch seitdem Colin seine Bogenschützen-Figuren in einer Kiste wiedergefunden hat, zieht der Schwierigkeitsgrad ziemlich an. Die taktischen Kämpfe sind dabei auch ein wenig Puzzlespiel: Welchen Charakter nehme ich mit? Welchen Gegenstand nehme ich wofür? Welche Kombi könnte nützlich sein? Am Ende der Kämpfe wird die Leistung bewertet. Wofür das gut ist, habe ich nach 3 Kapiteln immer noch nicht rausgefunden – vielleicht kommt das ja noch.
Ich freue mich auf jeden Fall schon darauf, wie es im Spiel weiter geht. Die Kapitel scheinen sich an Spielzeit auch zu steigern, doch ist insgesamt eine relativ kurze Spielzeit zu erwarten. Ich bin nach 3 Stunden im vierten von sieben Kapiteln. Der freundliche, spitzfindige Humor, der Rollenspiele und Schulzeit auf die Schippe nimmt, kommt bei mir auf jeden Fall sehr gut an.
Trotzdem könnte es sich derzeit vielleicht lohnen, auf ein paar Patches gegen die Abstürze zu warten. Wer das Spiel auf Deutsch spielen möchte, muss sich ohnehin noch ein bisschen gedulden.