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Etikette im Rollenspiel und darüber hinaus

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Nachdem wir bereits Beiträge über umsichtiges Spielleiten und Gruppenverträge hatten, wenden wir uns in diesem Artikel der Etikette zu. Für die meisten wird es kaum in Frage stehen, dass man sich allgemein sozial verträglich benehmen sollte. Jedoch gehen die Meinungen darüber, was tatsächlich dahinter steckt, weit auseinander. Auf Gnome Stew beschäftigt man sich deswegen mit der Frage nach dem Mindestmaß an Etikette, Mini-etiquette, das im Spiel und am Spieltisch gewahrt werden sollte.

Die Definition

Für einen einheitlich genutzten Begriff möchte ich an dieser Stelle Etikette erstmal definieren und damit sicher stellen, dass alle das Gleiche meinen.

Die Etikette, auch Benimmregeln genannt, ist ein Verhaltensregelwerk, welches sich auf zeitgenössische traditionelle Normen beruft und das die Erwartungen an das Sozialverhalten innerhalb gewisser sozialer Kreise beschreibt. Das Wort wird gerne mit den Begriffen: Zeremoniell, diplomatisch und Umgangsformen gleich- oder in Verbindung gesetzt. Die Gleichsetzung mit Umgangsformen ist jedoch problematisch. Etikette bezeichnet nämlich im Grunde nur die Umgangsformen, die nur der offiziellen Förmlichkeit willen dargeboten werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Etikette

Das Wichtige an dieser Definition ist der Hinweis auf das Zeitgenössische. Werte und Normen verändern sich im gleichen Maße, wie es auch die Erwartungen an die Umgangsformen und Verhaltensweisen tun.

Etikette im Rollenspiel

Etikette ist demnach ein vielschichtiger Begriff. Aber in diesem Artikel wollen wir uns auf den Umgang mit Fremden in neuen Gruppen beziehen. Innerhalb einer bereits lange bestehenden Gruppe gibt es eine völlig andere Akzeptanzschwelle, was Macken und Eigenheiten unter Freunden betrifft. Auch Flüche, derbe Sprüche und PvP-Situationen werden hier eher toleriert. Manchmal gehören sie sogar zur Runde dazu.

In einer neuen/fremden Runde funktioniert Etikette anders. Doch selbst wenn man nur ein Mindestmaß an Etikette fordert, so müssen die Rahmenbedingungen dafür klar sein. Diese sind relativ einfach und klar zu umreißen. Man spielt ein zusammen ausgewähltes System nach fast immer kooperativen Regeln, die ein Fortkommen nur durch gemeinsames Agieren gewährleisten.

Rollenspiel in diesem hier erwähnten Sinne ist kooperatives Storytelling, was den Schwerpunkt fast vollständig auf die Sprache verlagert. Und Sprache ist ein heikles Medium. Reden, Argumentieren, Vortragen, Beschreiben oder Plaudern gehören genau so zu Sprache wie Frotzeln, Fluchen, Schreien oder, und das ist oft das Problem, Ausfallend werden.

Oft passiert letzteres, wenn etwas schief gegangen ist, wenn die Würfel einen die eigene Etikette eben vergessen lassen, und fast immer stößt eine solche Reaktion auf Verständnis. Jeder ärgert sich, wenn der eigene Charakter patzt, aber oftmals ist es nicht nur diese Situation, die zu Unmut führt.

Benehmen und Anstand

Sicherlich haben es schon einige von euch erlebt. Manche Spieler reden ein wenig laut, versuchen zu sehr, die Gruppe zu führen, und werden mehr als etwas zu beleidigt, wenn sie sich nicht durchsetzen oder nicht im Mittelpunkt stehen. Man kann dagegen halten, aber das führt meist zu einem anstrengenden Spielklima.

Auch Themen innerhalb eines Spiels können dieses vergiften. Manche Spieler gehen mit sensiblen Themen leichtfertiger oder unbekümmerter um, als es bei anderen am Tisch der Fall ist. Es werden unpassende Witze oder Kommentare über persönliche, gewalttätige oder allgemein heikle Themen gerissen, die mitunter verletzend, manchmal schlichtweg beleidigend sind.

Auch das Verhalten ist ein wichtiges Medium, wenn es um Etikette geht. Selbst wenn bereits Martin Luther fragte: „Warum rülpset und furzet ihr nicht?“, so war das eine andere Zeit. Etikette ist oft auch ein Frage des Benehmens. Nicht jeder findet Körperwinde lustig, genauso wenig wie Knuffer auf die Schulter oder ungefragtes Greifen nach Würfeln oder Material.

Probleme ansprechen und klären

Kommunikation ist der Schlüssel. Wenn man zu lange in einer solchen Situation schweigt, steigt man entweder irgendwann selbst aus der Gruppe aus, oder man bekommt Bauchweh schon beim Gedanken daran sich zu treffen. Besser wäre es mit den entsprechenden Spielern über die erwartete Etikette zu sprechen und eine gemeinsame Lösung zu finden.

Das kann von Seiten des Spielleiters geschehen, aber auch durch die anderen Spieler am Tisch. Je nach Situation hilft oft schon eine kurze Erklärung, worin das Problem eigentlich liegt. Denn je nachdem, wie man zuvor gespielt hat, muss Etikette für eine neue Runde erst gelernt werden. Besonders eine positive Bestärkung ist da von Vorteil, z. B. so:

„Hey, ich habe gesehen, dass du in den letzten paar Sitzungen wirklich Verantwortung übernommen hast. Leider hast du dabei viel Input von den anderen ignoriert. Vielleicht könntest du nächstes Mal einen Schritt zurücktreten und den Rest eine Runde machen lassen.“
Auf diesem Weg geht man auf den Spieler ein, ohne diesen anzugreifen oder zu beleidigen.

Das geht genau so mit jedem anderen Thema. So gibt man dem Gegenüber immer die Chance, sich in die neue geforderte Etikette einzufügen und gleichzeitig das Gesicht zu wahren, ein Umstand, der jedem wichtig ist.

Konsequenzen ziehen

Dabei darf aber auch die letzte Konsequenz nicht außer acht gelassen werden. Wenn ein gemeinsames Spielen aus Gründen der gegenseitigen Erwartungshaltung nicht funktioniert, so muss man neue Wege suchen. Niemand sollte sich bei unserem Hobby schlecht fühlen, sondern ein Abenteuer erleben und einen Charakter mit Spaß und Leben füllen.

Natürlich wissen wir, dass diese Punkte hier nur ein kleiner Abriss der Thematik Etikette sind, und dass viele weitere Faktoren mit hinein spielen. Wir wollen euch hier nur mal einen Überblick verschaffen und einen Denkanstoß geben. Darüber wie ihr euch benehmt. Darüber was ihr von anderen erwartet. Vielleicht auch darüber, ob ihr bereits mit diesem Thema konfrontiert wurdet.

Also, wie sieht es bei euch aus? Welche Erfahrungen habt ihr mit Etikette und Erwartungshaltungen am Spieltisch gemacht? Hinterlasst uns dazu gerne einen Kommentar! Wir freuen uns auch, wenn ihr uns etwas über positiven Erfahrungen bezüglich Etikette an eurem Spieltisch berichten könnt.

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Michelangelo

Super Artikel und echt cooles Titelbild!
Er ist denn bei Euch der Bildermagier ?

Michelangelo

Wer meinte ich….

Torsten

Das wäre in diesem Fall ich. 🙂

gone

Ich denke es ist wichtig noch vor dem ersten Spiel über die Etikette und/oder sensible Themen zu sprechen, damit es nach Möglichkeit nicht zu unangenehmen Situationen kommt. Auch wenn hier nicht alles abgedeckt werden kann… Aber die meisten Gruppen und auch Spieler haben ja gewisse Vorstellungen und Grenzen, die erfüllt bzw. eingehalten werden wollen.
Spieler zu beleidigen (nicht deren Charaktere) sollte nicht vorkommen, egal wie schlecht es gerade läuft und ja, Probleme sollten offen angesprochen werden. Aber hier kommt es leider nicht nur darauf an, was ich sage, sondern auch was der andere versteht (verstehen will). Ich habe leider viel zu oft erlebt, dass sich Menschen angegriffen fühlen, egal wie vorsichtig man sich äußert.

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