FeenConline 2020 – ein virtueller Convention-Bericht
Workshops zu Detektivabenteuern
Auch die Redaktion Phantastik war auf der FeenConline aktiv dabei. Im Hinblick auf ihr Pen & Paper Rollenspiel Private Eye veranstalteten sie aufschlussreiche Workshops zu Detektivabenteuern. Teilweise wurden sie dabei von Ralf Sandfuchs unterstützt.
Wie leite ich ein Detektiv-Abenteuer?
Sylvia Schlüter (Redaktion Phantastik) und Ralf Sandfuchs berichteten im Workshop über ihre Erfahrungen beim Leiten von Detektivabenteuern. Zunächst machten sie klar, was ein Detektivabenteuer auszeichnet: es ist ein sehr offenes Setting bei dem etwas aufgeklärt werden muss. Es gibt nahezu kein Railroading, die Charaktere sind sehr frei in ihren Recherchen. Deswegen muss die Spielleitung ein Abenteuer auch sehr sorgfältig lesen.
Am Spieltisch kann es sinnvoll sein, sich Karteikarten zu den einzelnen Orten zu machen, mit einer Liste zu den Hinweisen, die man dort finden kann. Alternativ helfen Marker wie Post-Its im Abenteuer, Hinweise schnell wieder parat zu haben. Die Spielleitung sollte sich dabei einige Dinge offenhalten, um die Spieler:innen auf Spuren zu stoßen, die sie ansonsten umgehen oder verpassen würden, zum Beispiel NSC.
Die Frage nach dem Schwierigkeitsgrad
Bei der Frage, wie schwer man es den Spielenden machen sollte, gingen die Meinungen etwas auseinander. Während die eine Seite es ihnen lieber nicht zu schwer macht, gefällt der anderen Seite die Idee, falsche Spuren zu legen und die Leute ihre Erfolge härter erarbeiten zu lassen.
Dass es in jedem Fall zu Frust kommen kann, weil man an einer Stelle nicht weiterkommt, kann immer passieren. In dem Falle sollte die Spielleitung natürlich ein bisschen Hilfestellung geben. Sind die Spielenden zu geradlinig auf der Spur des Falles, schaden falsche Fährten auch bei beiden Spielstilen nicht. Ablenkung und das Schüren von Konflikten in der Gruppe können dem Abenteuer dann trotzdem noch einen Reiz verschaffen.
Der gute Einsatz von Regelmechaniken kann auch dazu beitragen, dass die Spielenden mehr für ihre Informationen arbeiten müssen. So könnte ein einfacher Erfolg zwar schon die wichtige Information liefern, ein größerer Erfolg aber vielleicht noch mehr Informationen zum Hintergrund. Zum Beispiel über das Leben und die Motive der Täter. Das Wichtigste am Ende ist ohnehin, dass alle zufrieden aus der Runde gehen.
Kriminalistische Untersuchungsmethoden im viktorianischen Zeitalter
Ulrike Pelchen (Redaktion Phantastik) teilt im anschließenden Workshop ihre umfassenden Recherchen mit, die sie für Private Eye getätigt hatte.
Alles beginnt mit der Frage: „Wer ist der oder die Tote eigentlich?“ In einer Zeit, zu der man noch keinen Ausweis mit sich herumtrug, war das Naheliegendste, einfach herumzufragen, ob jemand die Toten kannte. Das war offensichtlich keine sehr sichere Identifizierungsmethode.
Und so führt uns die Reise durch die Geschichte der Identifizierung. Über Eugène François Vidocq, der als erstes Karteikarten mit gesammelten Daten zu Verbrechern anlegte. Über Alphonse Bertillon, der anfing, die Menschen zu vermessen und eindeutige unverfälschbare Daten zur Feststellung zu sammeln. Diese konnte man nach einem verbesserten System wiederfinden. Bis hin zur Erfassung von Fingerabdrücken, die viel schneller und einfacher zu bekommen waren, als die komplexen Vermessungen des Körpers.
Tatortfotos und Leichenflecken, Napoleon und Sherlock Holmes
Ulrike geht auf Details zur Fotografie ein, zum Beispiel darauf, dass die früheren Fotografen gerne Tatorte für gute Fotos veränderten. Oder Verbrecher besonders zurecht gemacht fotografierten, was bei der Identifizierung nicht unbedingt half.
Wir sehen Schusswunden (schematisch) und erfahren, dass Leichen, die sich im Wasser herumrollen, am ganzen Körper Leichenflecken entwickeln. Solche Dinge wurden früher kaum erkannt, weil die Coroner in England keine Ärzte waren, sondern Polizisten, die im besten Fall mal ein medizinisches Buch gelesen hatten.
Außerdem gibt es einen Exkurs darüber wie Napoleon diesen Zustand auf dem Kontinent verändert hat und wir erfahren, dass Joseph Bell Sir Arthur Conan Doyle als Vorbild für Sherlock Holmes galt. Zumindest was seine Beobachtungen und Schlussfolgerungen an Tatorten anging. Außerdem sollen sich Doyles Romane sich ganz konkret auf die damalige Polizeiarbeit ausgewirkt haben. Zum Schluss gibt es noch eine absolute Leseempfehlung für Eine Studie in Scharlachrot, bei der eine Tatortuntersuchung ausführlichst dargestellt wird.
Anmerkungen:
Postapokalyptisches Köln hatten wir bei MJN schon mit dem ZC Unter dem Zacken, es ging um weitere deutsche Städte
Der Datenimport von Genesis nach Roll20 geht jetzt schon, ist also nicht neu.
Danke für die Hinweise, ist korrigiert. 🙂
Bezüglich des DSA-Talks: Ich habe den Stream nicht gesehen, somit kann ich mir da jetzt keine eigene Meinung zum Inhalt erlauben.
Aber grundsätzlich kann man von Leuten, die alle seit 10+ Jahren nichts mehr zu einer Rollenspielwelt beigetragen haben nicht viel mehr erwarten als alte Anekdötchen zu erzählen. Und wenn sich dann alte Kämpen zu einer solchen virtuellen Runde versammeln, dann wird es vermutlich recht schnell zu einer „Ego-Show“ und einer „Opa erzählt aus dem Krieg“ Nummer.
Da hilft es auch nicht, der Runde ein Thema abseits von „DSA in den Anfängen“ zu verpassen, denn was sollen die Leute denn über DSA und ihre Fans in der heutigen Zeit berichten, wenn sie seit über einem Jahrzehnt mit der Community nichts mehr am Hut haben?
Somit: Entweder bei einer solchen Rundenzusammenstellung das passende Thema wählen oder sich zu einem Thema die passenden Leute suchen.
Hier vor allem die Talk-Gäste zu kritisieren wird meines Erachtens der Ausgangs-Situation nicht gerecht.
Ich habe mir am Wochenende ein paar Panels angesehen und war begeistert davon, wie gut das alles funktioniert hat. Für so eine komplexe Veranstaltung gab es in meiner Wahrnehmung nur sehr wenige technische Probleme, von denen die meisten vernachlässigbar waren. Daumen hoch!
Also ich fand die „Egoshow“ dieser Nostalgierunde richtig sympathisch, freue mich Anekdoten ueber die Menschen hinter diesen Momenten zu erfahren, die jenen die damals dabei waren zu einer Generationenerfahrung wurden. Man muss es sich ja nicht ansehen.