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FeenConline 2020 – ein virtueller Convention-Bericht

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Weitere Eindrücke

Roll Inclusive – Good News

Auch das Team von Roll Inclusive war mit einem Bericht auf der FeenConline vertreten. Aşkın-Hayat Doğan, Frank Reiss und Judith Vogt berichteten, was sich seit ihren ersten Überlegungen zu dem Themenkomplex, die vor zwei Jahren ebenfalls auf der FeenCon das erste Mal Form angenommen hatten, in der Rollenspiel-Community verändert hat.

Judith zeigte sich etwa erfreut darüber, dass gendersensible Sprache in manchen Rollenspiel-Publikationen bereits zum Einsatz kommt. Sie verwies dabei auf die Neuauflage der Splittermond-Einsteigerbox, die im Oktober erscheinen soll. Auch in kultureller Hinsicht gingen Kreative der deutschen Szene bereits umsichtiger vor. Als ein Beispiel nannte das Team den Umgang von Nikolas Tsamourtzis vom ULTIMA RATIO RPG mit bestimmten Inhalten.

Andere Fortschritte umfassten beispielsweise Überlegungen zum Einrichten von Ruheräumen auf Conventions, in die sich Menschen bei entsprechenden Belastungsschwierigkeiten zurückziehen könnten. Hier nannten sie etwa die leider abgesagte Keks-Con. Auch die zunehmende Bekanntheit von Safety Tools nimmt das Team positiv auf.

Allerdings gebe es auch noch einige Bereiche, in denen das Bewusstsein für bestimmte Sachverhalte noch verbesserungswürdig sei. So wurde beispielsweise die deutsche Fassung von City of Mist erwähnt. Hier gibt es einen archetypischen Charakter, der explizit als nichtbinär beschrieben wird. In der deutschen Fassung wurde das Pronomen „er“ verwendet, der Charakter somit männlich gelesen.

Knapp ein Jahr nach Erscheinen von Roll Inclusive ziehen die Herausgeber:innen eine erste Bilanz. Insgesamt werde Roll Inclusive sehr positiv aufgenommen.

Hypnose, Tarot und Orakel – Esoterik im Rollenspiel

Falk Bongert, selbst zertifizierter Hypnotiseur, steuerte einen Beitrag über Esoterik im Rollenspiel bei. Dabei konzentrierte er sich auf 6 verschiedene Themen: Orakel, Astrologie, Hypnose, Tarot, Wahrsagerei und Kulte. Dabei erklärte er anschaulich, wie diese Themen als Spielleiter eingebunden werden, aber auch für Spieler von Nutzen sein können. Stets betonte er, dass Kommunikation und Gruppenkonsens dabei enorm wichtig ist.

Zum Beispiel beschrieb Bongert, wie man Orakel besonders und bedeutungsvoll anwenden kann. Aber auch wie Spieler diese Chance wahrnehmen und ihre Charaktere anhand der gestellten Fragen und Antworten weiterentwickeln können. Auch das Tarot bietet viele Möglichkeiten: Vom Improvisationswerkzeug bis hin zu inszenierten Legungen durch geschickte Kartentricks ist einiges möglich. Auf den Karten und deren Interpretationen können Spielleiter und Spieler anschaulich aufbauen. Im Bereich der Astrologie sieht Bongert vor allem von Spielerseite aus Chancen. Konzepte über Sternzeichen bringen interessante Charakterinspirationen und durch Vorurteile auch einzigartige Konflikte ins Spiel.

Hypnose als Alternative für magische Effekte

Bongerts Steckenpferd, die Hypnose, wird beispielsweise als Alternative zur klassischen Magie vorgeschlagen. In Spielen wie Call of Cthulhu kann sie zum Beispiel eingesetzt werden, um Erinnerungen wiederherzustellen oder durch Flashbacks Hintergrundgeschichten aufzudecken und auszuspielen. Die Wahrsagerei bietet ein weiteres haptisches Element für das Rollenspiel und genau wie Tarot Möglichkeiten zu improvisieren. Auch Rätsel und die Suche nach der richtigen Bedeutung kryptischer Antworten können reizen, aber auch schnell nerven. Die richtige Balance ist wichtig. Zuletzt besprach Bongert Kulte. Geschichtsbücher und Wikipedia bieten dazu eine Fülle an Inspirationen. Kulte können interessante Parallelgesellschaften und mysteriöse Gegner, Verbündete oder sogar Spielercharaktere hervorbringen.  

Allgemein wurden im Vortrag jede Menge Ideen besprochen, auch ungewöhnliche Elemente, wie Wahrsagerei oder Tarot direkt am Tisch als Spieler kamen vor. Dabei konnte Bongert für jedes Thema sowohl Spielleiter und Spieler ansprechen und für beide Seiten Möglichkeiten aufzeigen.

Workshop eigene Texte selbst überarbeiten

Ab Sa., 11 Uhr sprach Beate Böker alias artificus darüber, wie man eigene Texte selbst überarbeiten kann, um im Lektorat viel Geld (und den Lektor:innen manche grauen Haare) zu sparen. Sie beschrieb unter anderem, weshalb Sprachratgeber aller Art problematisch sein können, und erklärte, wofür man eigentlich ein Lektorat braucht und wie man mit erhaltener Kritik konstruktiv umgehen kann. Außerdem beschrieb sie anhand einiger Beispiele, wie man Texte sinnvoll kürzen kann und weshalb Konkreta so wichtig sind.

FeenCon Zeichen-Challenge

An der FeenCon Zeichen-Challenge nahmen ab Sa. 15:30 Uhr die Zeichner:innen Schiraki, Don Kringel und hartplastikbehaelter teil. In dem Spiel ging es darum, einen Begriff zeichnerisch darzustellen, ohne ihn direkt zu zeichnen, etwa wie bei dem Spiel Tabu. Zum Beispiel die Begriffe Ritter, Dungeon oder Kätzchen galt es für das Publikum zu erraten. Bei letzterem gewann tatsächlich ein schnell reingerufenes „Hund, Katze, Maus!“ innerhalb weniger Sekunden.

Das war die FeenConline 2020

Die hier aufgeführten Veranstaltungen waren natürlich nur die Spitze des Eisbergs der FeenConline. Die virtuelle Convention bot etliche Lesungen fantastischer Literatur, Gelegenheiten per Discord mit Kreativen und Händler:innen ins Gespräch zu kommen, Actual-Play-Spielrunden zum Zuschauen und natürlich viele organisierte Spielrunden zum Selberspielen.

Im Abschlussbericht wurden einige Fakten genannt. Insgesamt waren 640 Personen auf dem Haupt-Server angemeldet. In den einzelnen Streams wurden zeitweise über 120 Zuschauer:innen gezählt – PnPnews konnte sogar Spitzenwerte von 161 Personen auf einem Stream beobachten. Zusammen mit den anderen Streams schauten sich meist über 300 Leute gleichzeitig das Programm der FeenConline an. Im Gegensatz zu üblicherweise weniger als 50 Personen in einem Raum bei einer physischen Convention sei das eine beachtliche Leistung.

Auch aus den Spielrunden gab es durchweg gutes Feedback. Es waren über beide Tage insgesamt 70 Spielrunden eingetragen, außerdem gab es keinen einzigen moderativen Einsatz während der Convention. Bei den Ausstellern kam die Messe auf 64 virtuelle Infostände.

Es gibt Pläne für zukünftige FeenCons, aber man weiß noch nicht genau wie, wo und wann. Derartige Dinge werden sich im Laufe des Jahres klären.

Hat euch die FeenConline gefallen? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Welche anderen virtuellen oder physischen Conventions habt ihr in diesem Jahr besucht oder werdet ihr noch besuchen? Lasst uns gerne einen Kommentar da!

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zeitiger

Anmerkungen:
Postapokalyptisches Köln hatten wir bei MJN schon mit dem ZC Unter dem Zacken, es ging um weitere deutsche Städte

Der Datenimport von Genesis nach Roll20 geht jetzt schon, ist also nicht neu.

Zuletzt bearbeitet 4 Jahre zuvor von zeitiger
Gumbald

Bezüglich des DSA-Talks: Ich habe den Stream nicht gesehen, somit kann ich mir da jetzt keine eigene Meinung zum Inhalt erlauben.
Aber grundsätzlich kann man von Leuten, die alle seit 10+ Jahren nichts mehr zu einer Rollenspielwelt beigetragen haben nicht viel mehr erwarten als alte Anekdötchen zu erzählen. Und wenn sich dann alte Kämpen zu einer solchen virtuellen Runde versammeln, dann wird es vermutlich recht schnell zu einer „Ego-Show“ und einer „Opa erzählt aus dem Krieg“ Nummer.
Da hilft es auch nicht, der Runde ein Thema abseits von „DSA in den Anfängen“ zu verpassen, denn was sollen die Leute denn über DSA und ihre Fans in der heutigen Zeit berichten, wenn sie seit über einem Jahrzehnt mit der Community nichts mehr am Hut haben?
Somit: Entweder bei einer solchen Rundenzusammenstellung das passende Thema wählen oder sich zu einem Thema die passenden Leute suchen.
Hier vor allem die Talk-Gäste zu kritisieren wird meines Erachtens der Ausgangs-Situation nicht gerecht.

Sarafin

Ich habe mir am Wochenende ein paar Panels angesehen und war begeistert davon, wie gut das alles funktioniert hat. Für so eine komplexe Veranstaltung gab es in meiner Wahrnehmung nur sehr wenige technische Probleme, von denen die meisten vernachlässigbar waren. Daumen hoch!

Hina

Also ich fand die „Egoshow“ dieser Nostalgierunde richtig sympathisch, freue mich Anekdoten ueber die Menschen hinter diesen Momenten zu erfahren, die jenen die damals dabei waren zu einer Generationenerfahrung wurden. Man muss es sich ja nicht ansehen.

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