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Goblonia – eine Rezension über ungewöhnliche Helden

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Goblonia ist, wie es der Untertitel bereits verrät, ein Spiel mit verrückten Plänen und rücksichtsloser Rebellion und ist gleichzeitig der Name der Stadt, in der sich alles abspielt. Unser Gastautor Eric hat sich das Rollenspiel mal für euch angesehen.

Die Aufmachung

Das Buch wurde 2022 von Wicked Clever Books & Games verlegt und kann für 50 $ als physische Version oder für 20 $ digital erworben werden. Da mir die physische Version vorliegt, sollte man auch ein oder zwei Worte über das Erscheinungsbild verlieren: Es handelt sich um ein qualitativ hochwertiges Hardcover. Die Farben sind zwar auf Schwarz/Weiß/Beige und deren Schattierungen reduziert, was jedoch den humorvollen Stil der Zeichnungen nur unterstreicht. Die Schrift ist angenehm zu lesen und die Wortwahl lockt mehr als nur ein Grinsen hervor. Weiterhin ist der Text klar in acht Kapitel strukturiert. Insgesamt sind in dem DIN-A5-Buch 288 Seiten eingebunden. Die Innenseite des Rückcovers ziert eine Karte der Stadt, bzw. die Einteilung in die verschiedenen Bezirke.

Die Welt von Goblonia

Warum gibt es die Stadt Goblonia? Natürlich weil Goblins dort leben. Und weil Goblins dort leben, gibt es die Stadt Goblonia. Häuser, die wirr übereinander geschichtet um den Turm eines alten Zauberers herum gebaut wurden, Hütte auf Hütte, Haus auf Haus, und eine kuriose Straßenführung bilden die mehrstöckige Stadt Goblonia. Da Goblins nicht gerade als die herausragenden Handwerker bekannt sind, vergeht kein Tag, an dem nicht irgendetwas zusammenbricht, explodiert oder schlicht einstürzt. Und genau diese Stadt wurde von der mächtigen Fee Titania und ihren Häschern erobert. Du schlüpfst in die Rolle eines Agenten der Geheimgesellschaft G.I.T.S. (niemand weiß genau, wofür dieses Akronym steht, aber die Wahrscheinlichkeit liegt nahe, dass es irgendetwas mit Goblins zu tun hat …) und bekämpfst die herrschende Klasse der Feen.

Natürlich gibt es auch merkwürdige Maschinen, experimentelle Technologien oder andere seltsame Errungenschaften, die dir unzuverlässig bei deinem Kampf helfen werden.
Die Stadt liegt in dem gefährlichsten Teil der Anderswelt, dem Land, das getrennt von der Realität der Sterblichen ist. Eine magische Dimension aus der sämtliche Feenvölker stammen. Es gibt vier Wege aus der Stadt und alle vier sind schwer bewacht. Natürlich hat es mal der eine oder andere Goblin hinausgeschafft, aber wofür? Hinter dem nördlichen Tor verbergen sich die verlorenen Berge (Titanias Erz-Bergwerke), im Osten erwartet dich ein mit riesigen Insekten verseuchter Sumpf, durch das westliche Tor gelangst du in den Düsterwald, in dem die Bäume einen im Ganzen verschlucken, und im Süden liegen die rauchgeschwängerten Schlachtfelder.

Somit spielt sich alles in der Stadt ab, die in verschiedene Bezirke eingeteilt ist, welche wiederum den sozialen Status deines Goblins widerspiegeln (z. B. Reekside, versunkener Markt, Sumpfloch, großer Markt, die Veranda, Witwenpromenade usw.). Und im Prinzip gehören die Goblins zum Feenvolk. Eine gewisse Art von übernatürlichen Kräften wohnt ihnen ebenfalls inne (allen voran die grundsätzliche Unsterblichkeit). Im Gegensatz zu ihnen ist ihre Magie schon sehr verblasst, reicht jedoch für die eine oder andere nützliche Fähigkeit.

Die Charaktererschaffung

Die Charaktererschaffung ist simpel, sobald man sich für eines der sieben Spielbücher entschieden hat und man kann sie auch in 5 Minuten abschließen. Jedes Spielbuch bildet eine bestimmte Berufung des Goblins ab und enthält magische Fähigkeiten, die mit „squips“ (Funken von Goblinmagie) freigeschalten werden können. Wähle ein Laster aus, damit du auch Schaden heilen kannst, benenne einen Verbündeten und einen Feind, suche dir drei Gegenstände aus, einen Vorteil (also eine Art Goblinzauber), und zu guter Letzt benötigst du noch einen Namen. Und nach den oben genannten 5 Minuten (lass es auch 10 sein) beginnen deine Abenteuer in Goblonia.
Wie die Charaktere tatsächlich sind, beschreibt man treffend im Kapitel 2:

„Es ist zwar hilfreich, ein Team mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen zu haben, um die Missionen zu erfüllen, aber denkt daran, es geht bei Goblonia NICHT darum, das beste Team zusammenzustellen. Es ist ein Spiel über schrecklich fehlerhafte Individuen, die zusammengewürfelt werden, um gegen einen unglaublich mächtigen Feind, eine schlechte Situation und ihre eigenen Unzulänglichkeiten zu kämpfen. Also macht das, was euch Spaß macht und interessant ist.“

Übersetzung durch den Autor der Rezension

Die Crew

Die Charaktere sind als eine Crew miteinander verbunden und haben ein gemeinsames Clubhaus, welches verschiedene Annehmlichkeiten bietet. Es wird ein Clubhausblatt bereitgestellt, auf dem die Clubhausvorteile und Errungenschaften festgehalten werden. Um eine Crew zu bilden, gibt es 4 einfache Schritte:
Zunächst benötigt man einen Hookjack. Die Shadowrunner werden ihn noch als Schieber kennen. Der Hookjack schickt dich im Namen von G.I.T.S. auf Missionen. Im Buch sind ein paar Beispiele enthalten. Danach kommt die Wahl des Bezirks, in dem dein Clubhaus liegen soll und welchen Einfluss deine Crew auf diesen hat, und zum Abschluss wählt man den Clubhausvorteil.

Das Spielsystem

Eine Besonderheit von Goblonia ist das Glückssystem. Anstatt zu würfeln und Berechnungen anzustellen (Zahlen bringen immer Unglück) verwendet man mehrere Kartenspiele (für jeden eines), mit Joker. Auch der Spielleiter (welcher „Weaver“ genannt wird) verwendet ein eigenes Kartenspiel. Jedoch muss er die Bildkarten als Schicksalsdeck (um Verwicklungen und Zufallsereignisse auszulösen) vom restlichen Deck trennen.
Die Spieler führen eine Aktion nach der anderen durch. Jede Aktion sollte auf einen Satz beschränkt werden, welcher nicht mehr als ein Bindewort (und, aber, oder, dann) beinhaltet.
(Beispiel: „Ich möchte den Wachmann anschreien und ihm gegen das Schienbein treten.“
„Ich will vom Balkon springen und mich am Kronleuchter festhalten.“)
Die Spieler dürfen entscheiden, wer in einer Runde zuerst agiert und seine Aktion durchführen darf. Der Weaver ist immer zum Schluss dran.

Die Konflikte werden durch einfache Kartenmechanismen gelöst, die Gobnob genannt werden. Gobnob ist ein Goblin-Kartenspiel, das ursprünglich von den Menschen gestohlen wurde, mit der Zeit verändert und von allen Goblins gespielt wird (egal ob schäbige Spielhöllen oder noble Salons). Je mehr übereinstimmende Karten, desto besser ist es. Zum Beispiel sind drei Vierer besser als zwei Siebener, aber drei Siebener sind besser als drei Vierer. Asse haben den Wert Eins und ein Joker repräsentiert jede Zahl. Bildkarten schaden dir, wenn du sie als Teil deiner Hand ausspielst. All dies vergleicht man dann mit der Hand des Weavers.

Fazit

Das System ist schnell, schlank und einfach. Ich bin zwar eher ein Freund des gepflegten Würfelns und für mich gehören Würfel und Rollenspiele eigentlich unzertrennlich zusammen, jedoch muss ich in
diesem Fall sagen: es passt. Ich freue mich schon darauf, es auszuprobieren. Ein Spiel, das sich selbst nicht so ernst nimmt, aber dennoch einiges an Tiefe aufbieten kann. Die gesamte Aufmachung des Buches, Texte und Zeichnungen sind absolut gelungen.
Abgerundet wird das Buch mit zwei Beispielmissionen, die eine tolle Einführung in die Welt von Goblonia darstellen und perfekt als One-Shots gespielt werden können.
Ich hoffe, dass es am Spieltisch genau soviel Spaß macht, wie das Buch zu lesen.

Be a Goblin!
Build your Crew!
Smash the Faetriarchy!

Goblonia

20-50$
7.5

Gute qualität

9.0/10

Klare Struktur

7.0/10

Simple Charaktererschaffung

8.0/10

Kein Würfelsystem

6.0/10

Pros

  • Schnell, schlank, einfach
  • Kartenmechanik
  • Viel Hintergrund
  • Gutes Design

Cons

  • Keine Würfel (Zahlen bringen Unglück)
  • Eher One Shot als Kampagne
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