Mystics of Gaia – Eine Fantasywelt im Herbst ihrer Geschichte
Der hier vorliegende Text kommt von unserem Gastautor Eric, dessen persönliche Meinung an einigen Stellen dieser Vorstellung eingeflossen ist.
Die Aufmachung
Die Dorp zeigen sich verantwortlich für die Veröffentlichung des Regelwerks zu Mystics of Gaia im Jahre 2022. Das Buch im DIN-A5 Format ist als Hardcover (30€), als Softcover (15€) und jetzt der Knaller: als kostenloses PDF auf der Homepage erhältlich. Das Cover ziert drei Charaktere im Stil der japanischen Computer-RPG´s der 90er Jahre. Dieser Zeichenstil durchzieht das gesamte Grundregelwerk und stellt, wie es auf dem Rückcover zu lesen ist, eine Hommage an eben diesen JRPG´s dar. Die Grafiken im Inneren sind tolle Bleistiftzeichnungen und unterstreichen den humorigen Stil des gesamten Spieles. Wenn man sich die Mühe macht und sich jede Seite genau ansieht, bemerkt man schnell, wie viel Spaß die Autoren hatten und mit wieviel Liebe zum Detail eingeflossen ist (Kleine Ornamente über jeder Seitenzahl, etc.). Es muss noch erwähnt werden, dass sogar eine farbige Karte der Welt eingepflegt wurde und auch diese trifft bei dieser Thematik ins Schwarze.
Beschreibung der Welt
Mystics of Gaia spielt in Megaterra. Ein riesiger Kontinent, welcher sich rund um ein inneres Meer formiert hat. Außenherum existiert ein weiteres Meer, wobei jedoch ein undurchdringbarer Nebel die Menschen daran hindert den Kontinent zu verlassen. Aber Megaterra bietet alles was das Herz begehrt: Wälder, Wüsten, Klippen, Berge, Ebenen, Eiswüsten und verseuchte Gebiete. Ist dies alles? Nein, es existieren in der inneren See noch Inseln. Eine davon beinhaltet das Neue Reich, welches durch Fabrikschlote, Schaufelraddampfer und Zeppelinen eine Art Steampunk-Welt mitten in einer Fantasywelt darstellt.
Die Welt befindet sich sozusagen im Herbst ihres Daseins. Es ist noch lange kein Weltuntergang, sondern ein Weltenherbst. Es wird kühler, die Bäume werfen Laub ab, Tiere werden hungriger und die Ernten geringer. Genau die richtige Zeit um zu einem Abenteuer aufzubrechen.
Um sich auf Megaterra zurechtzufinden, haben alle Landstriche des Kontinents einen Kurzüberblick erhalten und neben einer jeweiligen Einleitung, Landschaftsbeschreibung und bemerkenswerten Orten, gibt es immer ein paar Abenteuerideen in Form von Legenden, Mythen, Begebenheiten und Tatsachen.
Ich habe darüber nachgedacht noch ein paar Worte über die Entstehung der Welt zu verlieren, jedoch hat genau das zu lesen fast schon am meisten Spaß gemacht und das möchte ich niemanden nehmen. Vor allem die Namen von wichtigen Personen sind klasse und sollten jedem Leser zumindest ein Schmunzeln abringen.
Das Spielsystem
Das Spielsystem zu Mystics of Gaia ist recht einfach gehalten. Für eine Probe wird ein W20 geworfen, der den entsprechenden Attributswert (es gibt 6 Attribute) plus eventuelle Übungsboni hinzuaddiert und mit dem vorgegebenen Schwierigkeitsgrad vergleicht. Wenn er gleich oder höher ist, war man erfolgreich. Klingt einfach? Ist es auch.
Der Bereich Heilung hat noch eine humorige Komponente, denn neben dem „üblichen“ Rasten und Ausruhen, kann man auch Süßigkeiten zu sich nehmen (Kamelle, Pudding, Honig, etc) um
Trefferpunkte zurück zu erlangen. Dies klappt natürlich nicht unbegrenzt, da man sich irgendwann überfressen hat und eine richtige Rast einlegen muss.
Alles im allen ist das Spielsystem sozusagen D&D 5e in light, also stark vereinfacht.
Die Charaktererschaffung
Es gibt drei Klassen: den Kämpfer, den Mystiker und den Schurken. Es klingt zwar nach wenig Auswahl aber im Endeffekt deckt es doch alles ab. Der Kämpfer, wo die Bandbreite vom einfachen Krieger über einen Ritter bis hin zum Paladin alles drin sein könnte, Der Mystiker der alles magische abdeckt und der Schurke, welcher die Charaktere beinhaltet, die bei den anderen beiden nicht enthalten sind. Wenn man etwas nachschlagen möchte, wird man durch diese Übersicht zielsicher weitergeleitet. Nach den Klassen und wie man die entsprechenden Punkte verteilt, folgt die Magie der Mystiker, Rüstungs-, Nahkampf-, Fernkampf- und generelle Ausrüstungstabelle und fertig ist der Charakter.
Das mit den Tabellen klingt nach viel – ist es aber nicht. Sie decken das notwendigste ab und wer 32 verschiedene Äxte, 156 verschiedene Schwerter als Auswahl benötigt, ist definitiv hier falsch. Die gesamte Charaktererschaffung spielt sich auf 29 Seiten ab. Kurz und knackig so wie man es von anderen kompakten Werken von Die Dorp gewohnt ist.
Fazit
Es gibt so viele Fantasy-Settings die weitaus umfangreicher und besser ausgearbeitet sind als Mystics of Gaia. Was reizt also an diesem Spiel? Ganz einfach: die Autoren haben ein grobes Grundgerüst erstellt und überlassen es dem Spielleiter sich tolle Stories für seine Spieler einfallen zu lassen. Alles was in dem Buch aufgeführt wird, ist nicht ansatzweise in sich geschlossen.
Hinzu kommt, dass es sehr einsteigerfreundlich und durch das vereinfachte Würfelsystem auf für blutige Anfänger geeignet ist. Und wenn man mehr Regeln möchte? Auch hier liefern die Autoren einen Weg, addiert einfach die Regeln von 5e hinzu, denn Mystics of Gaia ist damit voll kompatibel, aber kann auch gänzlich ohne auskommen.