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Rassistische Aussagen bei Judges Guild in der Kritik

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Die letzten Jahre haben gezeigt, dass sich in unserer Gesellschaft eine immer größere Sensibilität bei Themen wie Rassismus oder Sexismus entwickelt. Trotzdem, oder gerade deswegen finden sich hier immer neue Fälle. Darunter sind nicht nur solche, die eigentlich schon länger her sind und jetzt bekannt werden. Auch Fälle aus der näheren Vergangenheit werden immer wieder bekannt. Davon bleibt auch die Rollenspielszene nicht verschont. Mehrere Publisher haben angekündigt, aufgrund einiger Aussagen des Besitzers in der näheren Vergangenheit nicht weiter mit Judges Guild zusammenarbeiten zu wollen.

Was verbirgt sich hinter Judges Guild?

Judges Guild wurde 1976 von Bob Bledsaw und Bill Owen gegründet. Bekannt wurde der Verlag in erster Linie dadurch, dass er Zusatzmaterialien für Dungeons & Dragons veröffentlichte. Mit steigender Professionalität in Produktion und Druck innerhalb der Rollenspielszene verlor der Publisher jedoch an Bedeutung. Erst 1999, als man sich auf Neuveröffentlichungen eingestellter Systeme und Material für das d20-System konzentrierte, gewann der Verlag wieder an Bedeutung.

Eine weitere Zäsur in der Geschichte von Judges Guild war der Krebstod von Bob Bledsaw im Jahr 2008. Infolge dessen übernahm sein Sohn Bob Bledsaw II den Verlag. Kurz darauf wurde das erste eigene Produkt von Judges Guild veröffentlicht, das zugleich das letzte Projekt war, an dem Bob Bledsaw selbst noch gearbeitet hatte.

Um was für Aussagen geht es?

Die Aussagen, um die es nun geht sind, vorrangig aus der Zeit von September 2019 bis Februar 2020. In dieser Zeit äußerte sich Bob Bledsaw II mehrere Male rassistisch, sexistisch und antisemitisch auf Facebook. Sein Profil ist zum jetzigen Zeitpunkt privat geschaltet, wodurch die Aussagen nicht direkt über sein Profil nachvollzogen werden können. Allerdings hat Andy Markham bereits am 11. Februar eine kleine Sammlung zusammengestellt, die die Ausmaße der Äußerungen zusammenfassen.

Screenshot 1

Bild 1 von 8

Konsequenzen für Judges Guild

Es ist zu vermuten, dass es sich hierbei nur um die Spitze des Eisbergs handelt. Daher ist es auch kaum verwunderlich, dass verschiedenste Unternehmen die Zusammenarbeit mit Judges Guild beendet haben. Auch auf DriveThruRPG findet man bei einer Suche nur noch eine leere Seite. Auch Bat in the Attic teilte Bledsaw mit, dass man die Zusammenarbeit beenden werde und vor allem auch andere Partner informieren werde. Daraufhin teilte auch Frog God Games mit, dass man die Zusammenarbeit mit Bledsaw beenden werde. Judges Guild haben die Aussagen ihres Besitzers also alles andere als gut getan.

Eure Meinung

Wie immer wollen wir natürlich auch eure Meinung wissen. Was ihr von den Aussagen selbst haltet, müssen wir ja hoffentlich nicht fragen. Aber was sagt ihr zu der Situation? Und habt ihr innerhalb der Rollenspielszene schon Erfahrungen mit ähnlichen Situationen gemacht? Ob nun persönlich in eurer Spielgruppe, oder in anderer Form. Erzählt uns doch davon!

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Sven

Erstmal Danke für den Artikel. Die Sache wäre ohne ihn wohl an mir vorbeigegangen, da mich D&D und die US-Szene kaum bis gar nicht tangieren. Ich hoffe auch stark, dass niemand solche Aussagen auch noch verteidigen will. Bedford kann man für seine Äußerungen nur verachten. Zum Glück blieb ich selbst von Begegnungen mit solchen Leuten im Hobby bisher weitestgehend verschont. Ich kann mich noch gut an ein Vorgespräch mit einem Interessenten an einer Online-Runde Shadowrun von mir erinnern. Dieser hat sich, auf meinen Hinweis, dass ich Charakter und Spieler zu trennen weiß, sehr begeistert für die Idee eines Boneheads als SC gezeigt und unter anderem gefragt, wie ich reagieren würde, wenn er z.B. einen türkischen Jugendlichen vermöbeln würde. Die Gründe dürften verständlich sein. Hab das Gespräch dann recht schnell beendet. Ich hätte dabei, im Rückblick, durchaus unfreundlicher sein können. Im Fantasy Stronghold in meiner Nähe sind mir auch mal ein paar uncoole Dudes begegnet. Stand recht nah bei ihnen und immer wiederkehrend waren sexistische und ausländerfeindliche Anspielungen. Es gibt
noch ähnliche Beispiele.
In einer Gesellschaft, in welcher Rassismus und Sexismus durchaus ein Phänomen ist, findet er sich natürlich auch in jeder Nische, also auch in Rollenspiel und Tabletop.

Sarafin

Ich finde es immer wieder toll, dass ihr über solche Fälle berichtet, weil das Themen sind, die mich auch sehr interessieren! Es ist keine Frage, dass man in jedem Bereich des Lebens solchen und solchen Menschen begegnet, so natürlich auch im Rollenspiel.
Meiner Ansicht nach liegt das zentrale Problem bei einem Verhalten, das auch Screenshot 3 zeigt: Rassisten/Sexisten/Antisemiten/etc. sind „böse“ und ich bin nicht böse, also kann ich das nicht sein. Jemandem, der so denkt, aufzuzeigen, dass seine Kommentare eben doch rassistisch/sexistisch/antisemintisch/etc. sind ist schwer, weil es eben nicht zum Selbstbild der Person passt. Da kann man langfristig die Hoffnung nur auf Aufklärung setzen.
Mich freut die Feststellung, dass solche Aussagen in den letzten Jahren vermehrt nicht mehr unkommentiert bleiben, sowohl in meinen eigenen Spielrunden, als auch in „der Community“.

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