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Der Cthulhu-Mythos und die Kritik an Lovecraft

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Im August des letzten Jahres hatte ich mit meinem zweiten Beitrag bei PnPnews eine Diskussion darüber ausgelöst, ob man H. P. Lovecraft zum Geburstag gratulieren dürfe. Die Idee war, eine gelungene Überleitung zu neu erscheinenden und frisch erschienen Produkten zu schaffen. Das ging in die Hose. Der Fokus lag nicht mehr auf den Produkten, der Fokus lag auf Lovecraft selbst, der in seinen Briefen und Werken rassistische und antisemitische Ansichten teilte. Aufgrund dessen, war die Kritik an der Einleitung und der schlechten Überleitung völlig begründet.

Viele Leser wissen vielleicht gar nicht, was für ein Mensch Lovecraft war und nur dank der Kommentare rückte diese dunkle Seite des Autoren in den Blick eben der Leser, die sich mit dem Thema nicht so sehr befasst hatten. Danke dafür!

Evil Hat Productions – Kritik mit Kritik

Auch Evil Hat Productions hat sich diesem Thema nun angenommen und bei Fate of Cthulhu die problematischen Wurzeln des Quellmaterials für das Cthulhu-Rollenspiel mit Fate-Regeln in den Blick genommen und eine Anmerkung zum Autor ins Buch aufgenommen. So distanziert man sich zwar von diesen Dingen, gleichzeitig schreibt man aber auch, dass der Mythos es durchaus wert ist, erforscht und nochmals in den Blick genommen zu werden. Gerade der letzte Teil des Tweets sorgte dann doch für Zündstoff. Verteidiger und Gegner von Lovecraft kritisierten Evil Hat entweder für die Anmerkungen oder für den Tweet. Erstere warfen ihnen vor, nicht alle Fakten zum Autoren zu kennen. Letztere warfen dem Verlag vor, den Autoren zu verteufeln, aber trotzdem mit ihm Geld machen zu wollen. Es fallen auch nicht immer nette Worte. Da sind wir doch sehr froh, dass unsere Kommentierenden deutlich gesitteter vorgingen. Auch dafür noch einmal vielen Dank.

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Black Armade und SchmetterTing – Kritik mit Pfiff

Auch für das Rollenspiel Lovecraftesque machten sich die Autoren über Lovecrafts Äußerungen Gedanken und lösten die Unverhältnismäßigkeit zwischen seinen tollen atmosphärischen Geschichten und seinen abstoßenden Urteilen über alles Fremde geschickt. Man nahm das Positive und setzte einen Schwerpunkt im Regelwerk auf die Prägung der Protagonisten in Hinblick auf Inklusion und Diversität. Die Szenarien setzen oft Protagonisten ein, die nicht unbedingt männlich und weiß sind. Wer sich intensiver damit beschäftigen will, die deutsche Übersetzung befindet sich derzeit bei Game On Tabletop in der Late-Pledge-Phase.

Die Kritik, der Mythos und mehr

Wir sind uns alle einig, dass Lovecraft in Briefen, Geschichten und auch in Berichten über ihn deutlich als Rassist und Antisemit zu erkennen ist und dass auch der Verweis auf die Zeit und was damals als normal galt, keine Ausrede ist. Selbst im Vergleich zu anderen seiner Zeit war er in seinen Ansichten extrem. Gerade in den heutigen Tagen, wo wir an Grausamkeiten erinnert werden, die Antisemitismus und Rassismus verursacht haben und immer noch verursachen, muss man über so etwas reden.

Lovecrafts Werke haben aber viele andere Autoren inspiriert und der Mythos ist mittlerweile viel mehr als nur Lovecraft. Und da müssten alle zustimmen können: Die Welt der Großen Alten ist mehr wert, als ihr Ursprung. Viele Bücher, viele Filme und viele Spiele wären ohne Lovecraft nie erschienen und – und das sage ich aus eigener Erfahrung! – viele Freundschaften nicht entstanden, hätten nicht andere die Geschichten weitergesponnen.

Ich hoffe sehr, dass man in Zukunft nicht mehr nur an des Negative denkt, wenn es um den Mythos geht. Es gibt noch so viele andere Autoren mit viel besseren Ansichten und viele Möglichkeiten, Lovecraft mit Diversität posthum eins auszuwischen.

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ghoul

Ich stimme zu, dass man sich als Fan klar machen sollte, dass HPLs Furcht vor dem Unbekannten (fear of the unknown) und Angst vor Fremden (Xenophobie) zusammenhängen und in seinen Werken Ausdruck finden.
Der gesellschaftliche Einfluss des „Einsiedlers von Providence“ war zu seinen Lebzeiten allerdings genau Null. Von allen Antisemiten (wie seine späte Korrespondenz mit seiner Tante belegt) war HPL wohl der von der Menschheit am wenigsten beachtete.
Jegliche Aufregung halte ich daher für unnütz.

Chiarina

Inzwischen hat sich seine Beachtung ja durchaus gesteigert. Aufregen muss man sich darüber nicht, ein bisschen kritisches Bewusstsein kann aber nicht schaden.
Ich persönlich spiele keine Lovecraft-Rollenspiele. Da finde ich andere Schwerpunkte erquicklicher.

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