Regelwerke: Sammlerstück oder Gebrauchsgegenstand?
Vor einiger Zeit erreichte unsere Redaktion ein Bild von einem mit Textmarkern beinahe ausgemalten Hardcover-Hochglanz-Regelwerk. Dazu kam die Frage, ob diese Markierungen da tatsächlich drauf halten. Diese Frage konnten wir nicht eindeutig klären, denn ein anderer, viel wichtigerer Gedanke stand plötzlich zwischen den Zeilen …

Darf man das?!
Welcher Rollenspieler kennt sie nicht, die Maßeinheit Regal-o-Meter. Ganze Schränke und Regale füllen sich mit Büchern. Regelwerke, Quellenbücher, Erweiterungen und Errata türmen sich auf dem ächzenden Holz. Man nimmt sie zur Hand, liest darin, bereitet Abenteuer vor, schmökert durch, plant Charaktere und Kampagnen. Und man unterstreicht wichtige Stellen, markiert Regeln oder knickt Seiten ein, damit man alles wiederfindet.
Stopp! Halt! Pause! Wenigstens einen Moment mal bitte … Man tut was?! In einem Regelwerk mit Textmarker und Stift unterstreichen, schreiben, einfügen oder anmerken? Ganz sicher nicht … oder doch
Jeder von uns kennt so ziemlich jede Art von Rollenspieler und Regelwerk-Besitzer. Die einen betrachten ihre Bücher als Gebrauchsgegenstand, ein Mittel zum Zweck, eine Möglichkeit sich schön und lange die Zeit zu vertreiben. Dann dürfen die Bücher auch gerne mal so aussehen, als würden sie schon seit zehn Jahren durch die Hand dutzender Rollenspieler gehen.
Auf der anderen Seite sind diejenigen, die ihre Bücher hegen und pflegen. Sie zum lesen nicht einmal ganz aufschlagen, damit sie keinen Knicke bekommen und regelmäßig abstauben, damit sie hübsch aussehen. In manchen Fällen sehen Bücher selbst nach zehn Jahren noch so aus als kämen sie gerade frisch aus dem Laden, in einigen seltenen Fällen riechen sie sogar noch neu.
PnPnews-Leser und ihre Regelwerke
Wir haben uns in den letzten Wochen mit vielen Themen beschäftigt. Wie nerdig sind Rollenspieler oder welche sozialen Aspekte bringt Rollenspiel in Schulen mit sich? Welche Eigenheiten fördert das Rollenspiel zu Tage und was tut man mit Störenfrieden?
Daher geht auch diese Frage wieder direkt an euch: Wie steht ihr zu dem Thema? Ist ein Regelwerk für euch ein Nachschlagewerk? Ein Buch mit Regeln zum Spielen und Spaß haben? Oder doch immer ein Sammlerstück, egal in welcher Form oder Ausgabe?
Grundsätzlich sind Regelwerke Arbeitswerkzeuge. Aber ich persönlich markiere allenfalls etwas mit Bleistift.
Allerdings kenne ich auch Spieler, die Textmarker verwenden, allerdings kaufen die auch alles doppelt: Ein Arbeitsexemplar und ein „gutes“ Exemplar.
Würde ich vielleicht auch gerne, wäre mir aber zu teuer.
Ich versuche im Allgemeinen schonend mit Büchern umzugehen. In Regelwerken arbeite ich daher viel mit Klebezetteln als Lesezeichen und um mir Kommentare aufzubewahren.
Was andere mit ihren Büchern machen ist mir dabei egal. Ich habe schon öfter Leute gesehen, die in ihr Buch gemalt haben, aber auch schon solche kennengelernt, denen ihre Regelwerke heilig sind.
Für mich sind Regelwerke irgendwas genau dazwischen. Sie sind mir nicht derart heilig, dass sie als reines Sammlerobjekt im Regal stehen und täglich abgestaubt werden. Ich nutze sie beim Spielen zum Nachschlagen aber eben auch mit sehr viel Respekt, damit die Seiten keine Eselsohren bekommen oder anderweitig beschädigt bzw. versaubeutelt werden. Drin rum malen ist aber auch für mich schon fast ein Sakrileg, egal ob Bleistift oder Textmarker. Ist das Buch nur geliehen, wird es von mir respektvoll behandelt und geht im gleichen Zustand zurück an den Eigentümer. Gleiches erwarte ich auch, wenn ich meinerseits ein Buch verleihe. Wo ich richtig wild werde: wenn jemand (m)ein Softcover-Buch um mehr als die vorgesehenen 180° aufschlägt, um es z. B. besser in einer Hand halten zu können. Wenn dabei der Buchrücken Knicke bekommt oder sich die Seiten samt Cover dann biegen und Rollen…
Ich sehe schon, dir würde ich jederzeit eines meiner Bücher anvertrauen. 🙂
Ganz klar: Regelbücher sind Werkzeug und werden so modifiziert wie es mir am besten passt. Gerade bei so Fließtext Monstern ohne klare Struktur werde sonst am Tisch wahnsinnig 😉
ICh schreib mir immer alles nötige raus ^^ hab seitenweise notizen dann immer parat
Ich gehöre zu denjenigen, denen jedes Buch – und damit auch jedes Regelwerk – heilig ist, was z.T. auch an meinem Beruf liegen könnte (ich arbeite in einer großen öffentlichen Bibliothek), teilweise aber auch einem sehr ausgeprägten Sammeltrieb zu verdanken ist. Und man muss ja auch sagen, dass viele Rollenspielwerke mittlerweile nicht nur inhaltlich gut sind, sondern auch optisch richtig was hermachen, und da spreche ich noch nicht mal von Sonderausgaben und limited collector’s editions. Da wäre es doch schade, wenn man sowas kaputt macht.
Der Gedanke, in einem Regelwerk mit einem Stift zu hantieren, selbst wenn es „nur“ ein Bleistift ist, ist mir vollkommen fremd; in meiner im Laufe von mittlerweile zweieinhalb Jahrzehnten stetig gewachsenen Sammlung stehen viele Regelwerke, die weitgehend noch (fast) so aussehen wie am Kauftag. In früheren Jahren hielt ich es für eine gute Idee, Rollenspiel-Bücher – insbesondere die dünneren und damit empfindlicheren Softcover – in Folie einzubinden, um ihnen mehr Schutz und Stabilität zu geben. Heute bedaure ich das ein wenig, „naturbelassene“ Regelwerke sind mir eigentlich lieber, aber ich war halt jung, dumm und unerfahren.
In seltenen Einzelfällen bin ich sogar schon so weit gegangen, dass ich ein Quellenbuch, dessen Zustand mir nicht mehr behagt hat, nochmal gekauft habe, damit’s im Regal hübscher aussieht…
Mittlerweile, im Zeitalter von pdf-Dateien, ist es natürlich einfacher, in Rollenspiel-Büchern zu stöbern, ohne die Printfassung in Mitleidenschaft zu ziehen.