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Rezension: Warriors of Waterdeep – D&D zum Mitnehmen?

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Am 29. Mai ist mit Warriors of Waterdeep ein Mobile Game zur Franchise Dungeons & Dragons herausgekommen. Ich habe es mir jetzt ein paar Tage auf meinem Android-Tablet recht intensiv angesehen und möchte euch das Spiel in einer kurzen Rezension vorstellen. Für die ganz Eiligen: Das Spiel ist kostenlos im App-Store oder Google Play Store zu finden. Herausgeber des Spiels ist der kanadische Entwickler Ludia. Natürlich ist Warriors of Waterdeep in gängigen sozialen Netzwerken ebenfalls vertreten, etwa auf YouTube mit einem eigenen Kanal, auf dem man sich auch Game Play Demos ansehen kann.

Das Spiel nimmt natürlich ganz klar Bezug auf die zweiteilige Waterdeep Kampagne, die bei Ulisses Spiele auch auf Deutsch erscheint.

Zu Hause im Yawning Portal

Begrüßt wird man im Spiel direkt von Laeral Silverhand, der Lady Mage von Waterdeep und offener Lord der Stadt, sowie von Durnan, dem Wirt des Yawning Portals und maskierter Lord von Waterdeep. Später stößt auch Mirt der Gnadenlose dazu, wodurch man es direkt mit drei Lords von Waterdeep zu tun bekommt.

Anfangs zieht man mit einem Elfenkleriker und einer menschlichen Magierin auf die Quest gegen Harkald Firesworn. Als Quest bezeichne ich hier den sogenannten Explore-Modus, der in etwa einem Storymodus entspricht. Dabei sind die Feinde semi-zufällig, während man Raum für Raum den Weg zu verschiedenen, aus gängigen D&D-Abenteuern stammenden Bossgegnern freikämpft.

Als Hauptquartier für die Abenteurer dient das bekannte Yawning Portal. Ich habe mich als Fan von Dungeons & Dragons Fan gleich heimisch gefühlt. So kämpfte ich mich Raum für Raum durch die ersten Dungeonteile. Die Mechaniken waren anfangs intuitiv. Durch Experimentieren und Probieren erkennt man schon frühzeitig taktische Möglichkeiten, ohne dabei groß überfordert zu werden. Ziemlich früh schaltete ich mir genug Helden frei, um die vierköpfige Heldentruppe vollzubekommen. Einen fünften und sechsten Helden erhalte ich also noch.

Außer dem Explore-Modus gibt es noch zwei andere Spielmodi. Mit dem Challenge-Modus hat man die Möglichkeit, vergangene Dungeons, die man bereits fertig erkundet hat, nochmal zu spielen. Diesmal dann jedoch mit immer stärker werdenden Gegnern in Minidungeons, in denen der bereits besiegte Boss drei Mal zu besiegen ist. Die Belohnungen werden besser, je mehr Bosse man schafft. Anders als der Explore-Modus, kann der Challenge-Modus jedoch nur gegen Gold oder alle paar Stunden besucht werden. Dafür gibt es aber auch teilweise Challenges, durch die man einen gesonderten kostenlosen Besuch mit Sonderbelohnungen erhält.

Der Battle-Modus erlaubt den taktischen Kampf gegen Spieler. Die Kämpfe sind kurz und knackig und machen mir viel Spaß. Leider gibt es jedoch sehr häufig Connection Timeouts, die entweder für Frust oder Jubel sorgen … entweder, weil der eigene Held nichts macht und man dadurch verliert – oder andersherum der Gegner nichts tut.

Loot-Boxen und Goldrausch

Egal was man im Spiel unternimmt, für fast alles gibt es Kisten oder Kartenboostern in verschiedener Qualität, die sich einfach nur als Loot-Boxen definieren lassen. Außer Gold sind dort verschiedene Gegenstände für Helden aus der Truppe versteckt. Diese Gegenstände aufzuwerten bringt dabei mehr Erfahrung für die Helden als die Dungeons. Ob Aufwerten oder Level Up – alles will mit Gold bezahlt werden.

Schnell steigen also die Goldkosten. Während in einer der häufigeren Kisten zwischen 14 und 30 Goldmünzen enthalten sind, kostet ein Stufenanstieg schnell hunderte davon. Einzelne Items aufzuwerten kann je nach Seltenheitsgrad auch schon auf niedrigster Itemstufe 700 Gold kosten. Insgesamt ist man also dem Gold immer hinterher. Das Farmen/Grinden oder Kaufen von Echtgeldwährung ist schon fast vorprogrammiert.

Zusätzlich gibt es eine Levelgrenze nach Ruhmstufe, die accountübergeifend gilt. So darf mit Ruhmstufe 4 kein Held über Stufe 6 sein. Um eine Ruhmstufe aufzusteigen, muss man aber Helden leveln. Dies führt dazu, dass man schwächere Helden ins Team nehmen oder Items für sie farmen oder kaufen muss.

Ich persönlich neige dann doch eher dazu, kein Geld für ein Handyspiel ausgeben zu wollen. Das kann aber jeder für sich entscheiden. Als Premiumwährung gelten Edelsteine (wie einfallsreich …). 450 Edelsteine kosten 5,50 €. Für 60 Edelsteine bekommt man 1000 Goldmünzen. Man gibt also bei diesem Kurs teilweise knapp 1 Euro aus, um ein Item einmal zu leveln.

Natürlich kann man mit mehr Geld den Kurs etwas verbessern, ich finde das Ganze aber recht übertrieben. Mich stört allerdings das Farmen derzeit noch nicht – ich kann mir aber vorstellen, dass es langfristig meine Motivation auch stark nach unten sacken lässt.

Außerdem können ganz eifrige Abenteurer für 11 Euro im Monat eine VIP-Mitgliedschaft erstehen. Man beachte, dass MMOs mit Abo-Option ungefähr genau soviel im Monat kosten. Natürlich bekommt man dafür bessere Belohnungen, tägliche Geschenke und bessere Deals beim Einkauf von Premiumwährung.

Spaziergang durch den Dungeon

Die Dungeons im Explore-Modus werden von Laeral Silverhand begleitet. Dabei spricht sie auch die Erzählerin in Ansagen, die ein gewisses Dungeonmastergefühl aufkommen lassen. Des Weiteren gibt es außer den Monstern auch Fallen, Geheimtüren und im Challenge-Modus auch gewisse Räume, die nur ein bestimmter Held auf einer bestimmten Stufe betreten kann. Das ganze Laufen durch den Dungeon weckt schon mein Interesse und gefällt mir. Derzeit stört es mich noch nicht, dass ich mehrmals immer wieder den gleichen Dungeon besuchen muss, um im Spiel weiterzukommen.

Etwas nerviger ist dafür, dass man in die meisten Challenge-Dungeons nur für das kostbare Gold reinkommt, das ohnehin immer knapp ist. Ein absolutes Highlight des Spiels sind jedoch die einfach gehaltenen, aber dennoch strategischen Möglichkeiten. Von der Ausrüstung, die man einem Helden mitgibt, hängt ab, welche Fähigkeiten dem Helden zur Verfügung stehen. Möchte ich lieber alle Helden ein bisschen heilen können oder einen Helden dafür etwas mehr? Möchte ich Gegner zum Angriff provozieren oder lieber entwaffnen können?

Außerdem bietet das Schlachtfeld durch die dort ausgelegten Fallen und Hindernisse gewisse Interaktionsmöglichkeiten. So kann man den Oger einfach in die Stachelfalle trampeln lassen und ähnliches. Das Spielprinzip, eigentlich der Hauptbestandteil in allen drei Modi des Spiels, funktioniert und überzeugt.

Das Manko bei den Charakteren: Sie erhalten keine Einführung, keine Erklärung, wer sie sind. Selbst Helden, die bereits aus anderen Spielen oder Medien bekannt sind, werden einfach nur mit einem Plopp! aus dem Kartenbooster ausgepackt. Klar hat jeder Held seine taktischen Möglichkeiten und es ist witzig, wenn nur Held X im Dungeon Y den Geheimgang finden kann. Insgesamt gibt es aber keinen Bedarf, sich im Spiel groß mit dem Charakter außerhalb der strategischen und taktischen Möglichkeiten zu befassen.

Fazit

Technisch gesehen ein schick anzusehendes Mobile Game, leider noch mit technischen Schwierigkeiten. Abseits von den Verbindungsabbrüchen stürzt das Spiel nämlich auch gerne mal ab. Hier gibt es ganz starke Abzüge meinerseits für die Stabilität des Spiels. Die Soundeffekte und die Musik sind recht uninnovativ und langweilig, daher gibt es für die Sounds auch ein paar Abstriche.

Ist Warriors of Waterdeep ein schlechtes Mobile Game? Definitiv nicht. Die technischen Macken sind bei neuen Releases für solche Spiele wahrscheinlich schon normal. Vielleicht bekommt man sie wieder in den Griff. Daher verschmerze ich diese, wenn auch nicht abzugsfrei. Was mich jedoch stört, sind die für einen Free-To-Play-Titel zu erwartenden, jedoch exorbitant anwachsenen Währungskosten. Für reales Geld bekommt man ebenfalls weniger, als es zunächst klingt. Anhand der Marke Dungeons & Dragons aber keine unvorhersehbare Taktik, den Preis etwas nach oben zu setzen.

Ich bin schon lange auf der Suche nach einem Mobile Game, das ich längere Zeit und regelmäßig spielen könnte. Ein Spiel zu Dungeons & Dragons hätte da definitiv das Potenzial dafür. Warriors of Waterdeep wird diesen Platz wohl leider auch nicht einnehmen. So bleibt mir ein nettes Game und ein ansprechender Lückenfüller, in den ich zukünftig gelegentlich reinschauen werde.

Warriors of Waterdeep

5.9

Langzeitmotivation

6.0/10

Grafik/Sound

7.5/10

Setting

8.0/10

Preis/Leistung (VIP/Währung)

4.0/10

Stabilität

4.0/10

Pros

  • Schöne Grafik (für ein Mobile Game)
  • Casual Gaming Look and Feel
  • Wiedersehen „alter Bekannter“
  • Strategische Möglichkeiten
  • Kreativer Einbau von RPG-Elementen

Cons

  • Exponentielle Geldknappheit
  • Charaktere austauschbar
  • Typisches Pay2Win
  • Verbindungsabbrüche/Abstürze
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Meier

Ich darf mich als alter Haudegen von RPG’s bezeichnen (Ich habe als DM über 12 Jahre Würfelstatisken geführt..). Ich rede von Pen and Paper, später natürlich am PC oder Konsole usw.. Dieses Spiel ist gerade für ein Handy ideal gemacht und man spürt eine gewisse Empathie hinter dem ganzen RPG-Thema, also so von damals. Nun aber das grosse ABER: Das Spiel ist gerade im Duellmodus oder bei ähnlichen Sonderevents, absolut und komplett vorbei. Da gewinnt man Kämpfe gegen so hochstufige, kann gar nicht sein. Andersrum verliert man Kämpfe (klingt nach dem vorhergegangen Satz nur logisch) komplett, was auch nicht sein kann. Hier sind wir beim Thema, wo alle RPG’s meist leiden. Das Balancing stimmt komplett nicht. Dann Freunde der Nacht, ist auch dieses Spiel, wenn gratis, darauf bedacht euch so richtig die Knete ausm Sack zu ziehen. Add ons, neue Charas whatever, da wird dann richtig abkassiert. Mein Fazit: Nimm dir Zeit und reg dich nicht auf, die Allgorithmen funzen bestens, drum ist der oder die, der Arsch. Spiel gut, Duelle in jeder Hinsicht, wie auch die Herausforderungen (von der Erkundung reden wir gar nicht erst.. so einen unverhältmässigen Blödsinn hab ich noch nicht gesehen..), alles stark ausbaufähig. Aber hier sind auch Leute dahinter, die nichts mit RPG zu tun haben, sondern nur schnell, viel Geld verdienen wollen. Haut rein oder lasst es bleiben…(Ich für meinen Teil game noch etwas, aber DIE Tage sind gezählt und Geld gebe ich dafür auch keines mehr aus)… LG

Meier

Um den Kommentar noch zu unterlegen (bin ja eh der Einzige hier iwie). Nebst den völlig aus dem Ruder laufenden Kämpfen, sind auch die Bonuscharas doch ziemlich einfallslos. Was soll dieser Yoppa mit seiner dämlichen Angelrute?! War da ein übereifriger möchtegern Designer am Werk? Wenn ihr hier schon einen auf dicke Hose machen wollt, dann holt nen Artemis Entreri und Drizzt ausem Sack. Selbst Wulfgar oder Bruenor wären besser gewesen.Wenn ihr jemanden braucht, der euch wei9ter hilft schreibt mich gerne an, ihr habt echt keinen Plan..Das Spiel hätte Potential, wenn man sich darum kümmern würde und nicht nur Knete zählen. Gut gemeinter Rat. LG

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