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Spielleiten auf Conventions – leichter gesagt, als getan

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Kritikfähigkeit

Kritik nicht persönlich nehmen

Und natürlich müsste es auch tatsächlich in Ordnung sein, wenn sie das täten. (In meinen Spielrunden ist so etwas in der Praxis noch nicht passiert, allerdings bespiele ich auf Cons auch selten absichtlich problematische Themen.) Wenn diese Dinge vorkommen, wenn Spieler sich mit einzelnen Themen meines Szenarios oder bestimmten Situationen unwohl fühlen, wenn sie Inhalte aus dem Spiel herausnehmen oder ändern wollen oder das Spiel abbrechen wollen, muss ich das respektieren. Ich muss in der Lage sein, solche Dinge nicht persönlich zu nehmen, sie nicht als Kritik an mir selbst aufzufassen, wenn sie das nicht ausdrücklich sein sollen.

Manchmal passen bestimmte Spielpräferenzen oder Stile einfach nicht zusammen. Das kann natürlich auch in privaten Spielrunden der Fall sein, in der zusammengewürfelten Spielrunde auf einer Convention ist die Chance dafür ungleich höher. Wichtig ist dabei, dass Probleme offen angesprochen werden und dann gemeinsam nach einer Lösung gesucht wird. Manchmal lässt sich dann eine Lösung finden, manchmal vielleicht auch nicht. Damit muss ich mich dann abfinden, alle anderen Mitspieler übrigens auch. Aber erzwingen lässt sich Spielharmonie nicht. Und wenn eine Spielrunde abgebrochen wird, die nicht (für alle) funktioniert hat, ist das durchaus eine legitime Lösung.

Wichtig: Verständnis und Reflexion

Hin und wieder liest man im Zusammenhang mit solchen Themen Sätze wie „Der soll sich mal nicht so anstellen. Für die paar Stunden wird man das ja wohl mal aushalten können.“ Von solchen Aussagen halte ich überhaupt nichts. Niemand sollte sich genötigt fühlen, eine Spielrunde weiterzuspielen, an der er keinen Spaß hat, das würde ich auch nicht wollen. Im günstigsten Fall wäre das verschwendete Zeit – die sich auf einer Convention sicher angenehmer füllen ließe – und im schlimmsten Fall verdirbt man damit sich und vielleicht anderen den Tag, bis hin zu handfesten Streitigkeiten oder gesundheitlichen Problemen.

Wie die Convention-Spielrunde auch ausgeht, es lohnt sich jedenfalls, das Spiel zu reflektieren und auszuwerten, was gut und was weniger gut gelaufen ist, und wie die Reaktionen auf bestimmte von mir eingebrachte Spielthemen verlaufen sind. Falls alles gut ausgegangen ist und meine Spieler dafür noch zur Verfügung stehen, kann ich auch direkt im Anschluss an das Spiel Feedback einholen. In zeitlich eng gestaffelten Convention-Situationen, wo alle im Anschluss gleich zur nächsten Spielrunde, zum Vortrag oder in die Caféteria hechten wollen, sollte man nach Möglichkeit ein wenig Spielzeit für Feedback oder auch ein kurzes Debriefing reservieren. Ein paar Momente, um aus einer intensiven Spielsitzung wieder ins echte Leben zurückzufinden, helfen häufig, das Erlebnis besser zu verarbeiten und evtl. weniger gestresst zum nächsten Event zu kommen.

Konzentrationsfähigkeit

Wenn man natürlich auf einer Convention Spielrunde an Spielrunde hängt, in der oben beschriebenen Umgebung, die oft mehr als nur stressig wirken kann, lässt die Konzentration oft nach, bei manchen schneller als bei anderen. Meine persönliche Konzentrationsfähigkeit lässt nach spätestens 6 Stunden Spielleiten deutlich nach. Meistens reicht es danach noch, um das Szenario fertig zu bekommen, aber es gab auch schon Situationen, in denen ich am Ende nicht mehr allzu konzentriert bei der Sache war. Länger als 9 Stunden am Stück schaffe ich selten. Der Spielleiter aus dem UKGE-Beispiel beschreibt an einer Stelle, er wäre seit 4 Uhr auf den Beinen gewesen und hätte 12 Stunden am Stück geleitet. Auch an anderen Stellen klingen seine Schilderungen danach, als wäre er müde und gestresst gewesen.

Unter solchen Bedingungen erhöht sich möglicherweise auch die Wahrscheinlichkeit für Fehlentscheidungen. In den allermeisten Situationen sind „Fehler“ beim Spielleiten lediglich ein bisschen doof bis ärgerlich, meistens vor allem für mich selbst und meine persönlichen Ansprüche. Wenn ich nun aber ein Szenario spiele, das besonders problematische Themen enthält, wenn ich meine Spieler gerne überraschen und schockieren möchte, in Situationen, wo „Fehler“ meinerseits sich drastisch auf die Stimmung am Spieltisch oder auch bei einzelnen Spielern auswirken können – dann sollte ich zumindest versuchen, in diesen Momenten so konzentriert wie möglich zu sein. Das verlangt meine Verantwortung als Spielleiter von mir. Idealerweise mache ich vor so einer Spielrunde eine Pause, ruhe mich kurz aus und sorge allgemein dafür, dass ich möglichst entspannt und konzentriert bin, wenn meine Spieler eintreffen.

Kann ich nicht gewährleisten, dass ich für meine Spielrunde möglichst konzentriert und „zurechnungsfähig“ bin – vielleicht habe ich Schlafmangel, bin gestresst oder dehydriert oder vielleicht auch leicht angetrunken, je nach Präferenz – dann sollte ich mir nochmal überlegen, ob ich die Runde wirklich in „voller Härte“ durchziehen möchte, oder ob es Szenen gibt, die ich vielleicht doch lieber streichen oder modifizieren und damit entschärfen sollte. In jedem Fall muss ich mir des Umstands bewusst sein, dass spielleiterisches Fehlverhalten in besonders intensiven Szenarien ein höheres Risiko für Konflikte birgt, und dass mangelnde Konzentration meinerseits wiederum die Chance erhöht, dass etwas schief geht.

Fazit: Bewusster Umgang mit der Convention-Situation beim Spielleiten

Spielleiten auf Conventions findet in den meisten Fällen unter erschwerten Bedingungen statt, jedenfalls gegenüber der „normalen“ privaten Spielrunde. Wir treffen in einer oft anstrengenden Spielumgebung auf fremde Menschen, deren individuelle Situation wir nicht kennen und die wir evtl. schlecht einschätzen können. Einige Probleme können wir vermeiden, wenn wir uns gut vorbereiten, insbesondere auch auf den Fall, dass beim Spiel Konflikte aufkommen.

Unseren Mitspielern sollte so klar wie möglich sein, worauf sie sich bei einer Spielrunde einlassen. Zu Beginn der Sitzung sollten die Rahmenbedingungen gesteckt werden, etwa welche Stimmung gewünscht wird, Sicherheitstechniken verwendet werden und vieles mehr. In Anbetracht der oft knappen Spielzeit neigen viele dazu, diese Punkte zu vernachlässigen, aber es kann sich auszeichnen und manchmal von entscheidender Bedeutung sein, sie zu berücksichtigen. Wenn wir Feedback zur Stimmung unserer Mitspieler einholen – vor oder während des Spiels – können wir Problemsituationen hoffentlich rechtzeitig erkennen und darauf reagieren. Negatives Feedback sollten wir jedoch nicht persönlich auffassen. Niemand von uns ist perfekt, auch nicht beim Spielleiten, und manchmal gehen einfach Dinge schief. Wenn wir versuchen, aufkommende Probleme konstruktiv und mit dem Wohlbefinden aller Mitspieler im Blick zu lösen, können wir hoffentlich schlimmere Eskalation vermeiden und gemeinsam ein großartiges Spielerlebnis erreichen.

In jedem Fall sollten wir uns jedoch der besonderen Gegebenheiten beim Spielleiten in Convention-Spielrunden bewusst sein.

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