Spinnortality Rezension: Der Tod ist nicht das Ende!
Wolltet ihr schon immer mal einen Wahlkampf mit Fake News manipulieren? Mögt ihr das Genre Cyberpunk? Spielt ihr gerne Wirtschaftssimulationen? Unsterblichkeit ist euer Lebenstraum? Dann könnte das am 1. Februar erschienene Indie-Videospiel Spinnortality etwas für euch sein.
Lest in unserer Rezension, ob sich die Anschaffung für euch lohnen könnte.
Worum geht es in Spinnortality?
Um nichts Geringeres als die Weltherrschaft! Und das als CEO unseres Unternehmens. Da die Lebenszeit des Direktoriums und unsere eigene natürlich begrenzt ist, ist es unser höchstes Ziel, Unsterblichkeit zu erreichen. Dabei sind uns als CEO einerseits keine Grenzen gesetzt. Schon gar keine moralischen, denn Moral steht dem Profit im Weg und Gewinne werden benötigt, um weitere Projekte zu erforschen und zur Markteinführung zu bringen. Andererseits gibt es da das Direktorium.
Dieses überwacht unser Handeln mit Argusaugen und erteilt uns andauernd neue Forschungsziele oder gibt Produkte vor, die so und so häufig in der Welt eingeführt werden müssen. Das wiederum klingt einfacher als es ist, denn um ein Produkt erfolgreich einzuführen, muss man zum einen kulturelle Aspekte der Region berücksichtigen, zum anderen muss es politisch erlaubt sein. Beides lässt sich allerdings von uns manipulieren. Etwas Bestechung erzeugt Gefallen, die der Staat uns nun schuldet. Mit diesen Gefallen gehen wir in ein Politikmenü und ändern dort die gewünschte Politik so, dass sie uns von Nutzen ist. Das geschieht aber nicht ad hoc, sondern ist ein Prozess, der dauert.
Die Welt im Startjahr 2060 besteht aus Zusammenschlüssen von Ländern zu Superstaaten. Davon gibt es 9: Russland, Ozeanien, Asien, Nordafrika, Nahost, Europa, Südafrika, Nordamerika und Südamerika. Politisch sind diese Superstaaten sehr fragil. Es liegt an uns, wie wir mit jedem Staat umgehen. Reißen wir die Macht an uns? Machen wir aus einer Demokratie eine Konzernnation? Oder stürzen wir Staaten in die Anarchie?
Da es unabdingbar ist, Produkte erfolgreich einzuführen, benötigen wir natürlich entsprechendes Personal. Dieses ist mehr oder weniger zufrieden, je nachdem, wie wir es behandeln. Je nachdem, welche Entscheidungen wir treffen, steigt die Korruption und Effizienz der Firma. Sprich: zufriedene Arbeiter kosten einerseits mehr, auf der anderen Seite wird die Korruption gesenkt und Effizienz erhöht. Beides Ziele, die verfolgt werden sollten.
Des Weiteren ist es wichtig, dass das Direktorium das Vertrauen in uns als CEO behält. Dazu ist es notwendig, die Aufgaben (Quests), die es uns gibt, erfolgreich abzuschließen. Sinkt das Vertrauen auf 0, werden wir gefeuert. Auch die öffentliche Meinung ist ein Faktor. Ein Megakonzern braucht einen guten Ruf. Dies kann durch Marketingkampagnen oder Bildungsoffensiven und andere Optionen sichergestellt werden – egal wie teuflisch wir sind, der Pöbel mag uns. So soll es sein!
Gameplay und Darstellung
Spinnortality ist eine Manager-Simulation, wie man sie aus vielen Bereichen kennt. Sind die meisten auf einen kleinen Bereich, z.B. Pizzaketten, fokussiert leitet man in Spinnortality einen Weltkonzern vom Schreibtisch aus. Das Spiel ist rundenbasiert, eine Runde stellt ein Halbjahr dar.
Die Menüs sind logisch angeordnet und übersichtlich strukturiert. Mit wenigen Klicks kommt man immer zum gewünschten Ziel. Die meisten Punkte sind auch gut erklärt. Allerdings braucht man einige Zeit, um alle Abhängigkeiten zu verstehen. Kurzfristig bringen einen viele Dinge weiter, doch wie schaut es langfristig aus?
Viele Tutorials leiten einen anfangs durch das zunehmend härter werdende Leben eines Spitzenmanagers. Sich wiederholende Tätigkeiten, wie die Angestellten einer Aufgabe zuweisen, kann mit Drücken der Shift-Taste beschleunigt werden. Da würden wir uns allerdings eine Option wünschen, bei der mit einem Klick alle Arbeiter zugeteilt würden, denn mit zunehmender Größe des Konzerns bekommt man natürlich mehr und mehr Angestellte, so dass man auch mit der Shift-Taste recht häufig klicken muss, um allen eine Beschäftigung für die nächste(n) Runde(n) zuzuteilen.
Nach jeder Runde erhalten wir einen ganzen Haufen an E-Mails, oft mit Entscheidungsmöglichkeiten. Wollen wir die dringend benötigte Kobaltmine mittels unserer Privatarmee mit Gewalt einnehmen, oder gibt es friedlichere Möglichkeiten? Oft stehen mannigfaltige Optionen zu solchen Entscheidungen zur Verfügung. Einige sind ausgegraut, wenn wir die Voraussetzungen nicht erfüllen.
Pressemeldungen bekommen wir auch als Reaktion für unsere neuesten Forschungen zu sehen. Negative Schlagzeilen beeinflussen auch hier die öffentliche Wahrnehmung. So sollte man gegebenenfalls Gegenmaßnahmen ergreifen, um seinen medialen Einfluss zu erhöhen.
Die Grafik ist gut durchdesignt und passend. Es gibt keine großen Animationen oder Showeffekte. Das stört aber nicht weiter, diese würden einfach nur vom Wesentlichen ablenken. Spinnortality lebt ausschließlich von seinem Setting und den vielen Möglichkeiten, das Spiel zu gestalten.
Der Mann dahinter
Erschaffen wurde Spinnortality von James Patton, einem in Wien lebenden Briten. Das Spiel hat er alleine auf die Beine gestellt. Finanziert wurde das Projekt durch eine Förderung mit 20.000 € durch den Austria Wirtschaftsservice und durch eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne. Diese erzielte mit 14.082 € mehr, als der Entwickler sich wünschte (10.000 €).
Spinnortality ist bei Steam und Itch für 9.99 € erhältlich. Für das, was man geboten bekommt, ein Schnäppchen! Nach eigenen Angaben war der Launch äußerst erfolgreich. So konnte Patton in der ersten Woche bereits 7.000 Exemplare verkaufen. Eine Summe, die er sich für das erste Geschäftsjahr vorgenommen hatte.
Fazit
Spinnortality ist ein faszinierendes Spiel, welches sich mit den großen Problemen der heutigen Zeit befasst. Nur löst ihr diese Probleme eben nicht, ihr erschafft sie und zieht aus ihnen euren Profit. Das ist zu keinem Zeitpunkt oberflächlich oder gar langweilig. Es gibt immer etwas zu tun.
Die Spielzeit beträgt 8-20 Stunden pro Spiel. Das klingt kurz, klar. Aber haben nicht viele sogenannte Triple-A-Spiele eine kurze Spielzeit und sind letztlich nur überteuerte Grafikblender, deren Wiederspielbarkeit nicht gegeben ist? Das ist mit Spinnortality nicht der Fall. Jedes Spiel ist anders, wenn du es so entscheidest!