Yonder – Reise, Verwandlung und Emotionalität
Emotionale Charakterentwicklung ist für viele Spieler von Pen & Paper Rollenspielen ein absoluter Höhepunkt des Hobbys. Zu sehen, wie der eigene Charakter Schwierigkeiten überwindet und daran wächst, kann sehr reizvoll sein. Umso enttäuschender, wenn die große emotionale Reise wenig auf Papier ändert. Yonder von Fraser Simons ist ein neues Indie-System auf Kickstarter. Die Charaktere reisen dort in eine magische Welt, in der innere Eigenschaften in äußere übergehen.
Vom Weltuntergang ins Paradies
In Yonder starten die Spieler in einer mundanen Welt voller Krieg, Katastrophen und Unglück. Von hier aus ziehen die Menschen in eine magische Welt. Dort haben bedeutungsvolle Erlebnisse und Handlungen physische Konsequenzen. Die Spielgruppe erstellt gemeinsam universale und individuelle Wahrheiten, die dieses Prinzip leiten. So könnte beispielsweise Gier und Neid eine Verwandlung in einen Drachen nach sich ziehen. Wer sich in bestimmter Weise verhält, kann vielleicht die steinharte Haut eines Zwerges erlangen, oder die Langlebigkeit eines Elfen. Die genauen Regeln legen dabei die Spieler selbst fest.
Auch das Setting ist in Yonder nicht festgeschrieben. Man kann beispielsweise direkt bei dem katastrophalen Kataklysmus starten. Oder man spielt eine Reise-Kampagne, wie die Menschheit in der neuen magischen Welt ankommt und sich zurecht findet. Alternativ kann das alles auch gleich übersprungen werden, und die Spieler starten direkt in der magischen Welt. Ton, Stimmung, Hintergrund und Setting können und müssen aber auch von der Gruppe selbst aufgebaut werden.
Einfaches Würfelpool-System mit viel Freiheit
Mechanisch benutzt Yonder das gleiche grundlegende System wie Retropunk, das ebenfalls von Simons stammt. Charaktere basieren auf drei groben Klassen mit speziellen Fähigkeiten. Seeker, Guardian und Believer können aber frei mit Charakterkonzepten verbunden werden. Ein Zauberer kann also theoretisch jeder Klasse angehören, je nach Konzept. Zusätzlich können später auch mehrere Klassen kombiniert werden.
Für konkrete Proben benutzt Yonder ein Würfelpool-System. Jeder Charakter besitzt sechs vage umrissene Grundfähigkeiten. Davon hat jede noch drei Slots für weitere Unterfähigkeiten. Die Klasse steuert auch noch eine Fähigkeit samt Unterfähigkeiten bei. Wird eine Fähigkeit bei einer Probe relevant, darf der Spieler dem Pool einen weiteren W6 hinzufügen. Genauso für jede relevante Unterfähigkeit. Nach dem Würfeln zählt nur die höchste geworfene Zahl. Zwischen 1 und 3 ist die Aktion fehlgeschlagen, 4 und 5 bringen Komplikationen mit sich und eine 6 sichert den uneingeschränkten Erfolg. Mit Aufstiegen können weitere Fähigkeiten freigeschaltet, verknüpft und verändert werden.
Yonders Schwerpunkt: Charakterentwicklung sichtbar gemacht
Das Interessanteste an Yonder ist aber das Eigenschaftssystem. Nach bestimmten bedeutungsvollen Aktionen können Charaktere Katalysatoren sammeln. Wenn genügend vorhanden sind, kann der Spieler eine neue Eigenschaft erstellen. Diese steuert auch einen weiteren W6 für den Würfelpool bei Proben bei, falls sie relevant wird. So kann beispielsweise der selbstlose Kundschafter, der sich nachts in die Kälte wagt, um einen sichereren Unterschlupf zu finden, durch seinen Einsatz kältefeste Haut entwickeln. Interne Charakterentwicklung soll so auch äußerlich und mechanisch belohnt werden.
Yonder soll 150 vollfarbige Seiten schlank sein und ab August 2021 erscheinen. Finanziert ist das Buch bereits, die nächsten Stretch Goals versprechen bessere Bindung, Lesebändchen und mehr Illustrationen. Das PDF kostet 24 CA$, das Hardcover inklusive PDF 53 CA$. Das Porto beträgt nach Deutschland 13 CA$.