Die NordCon – Spiel, Spaß und wenig Schlaf
Obwohl wir mittlerweile schon einiges über die NordCon geschrieben haben, so gibt es hier noch einen letzten Bericht von mir. Damit will ich versuchen euch die Atmosphäre eines besonderen Spiel-Wochenendes zu beschreiben. Denn es ist das eine, theoretisch über eine Con zu schreiben und zu lesen, was sie einem bietet und das ganze halbwegs live zu tickern. Viel schöner aber ist es, das alles live und in Farbe zu erleben.
Das Gelände
Die NordCon findet bereits viele Jahre auf dem Gelände der Ganztagsschule am Pachthof im Hamburger Viertel statt. Diese scheint ideal für diese Art von Veranstaltung aufgeteilt zu sein. Etwas abgelegen befinden sich der Einlass und die Übernachtungsmöglichkeiten. Direkt daneben der Bereich für die LARPer, den Mittelalterteil und den Übungsplatz für Schwertkampf-Workshops und ähnliches.
Der Innenhof der Schule bietet neben einem großen, überdachten Platz, wo die Verpflegung untergebracht war, den Spielbereich für Kinder. Trotzdem ist noch genug Platz, um knapp zehn große Zelte der Aussteller und Verkäufer unter zu bringen.
Weiter geht es im Hauptgebäude der Schule. Während im linken Bereich Tabletop den Keller erobert hat, werden in den oberen Etagen Workshops abgehalten und Künstler stellen ihre Werke aus. Im rechten Teil findet man im Erdgeschoss alles was das Spielerherz begehrt, während darüber hunderte Rollenspieler die Klassen annektieren und dort ihrem Hobby frönen. So auch ich.
Atmosphäre und Angebote
Die Atmosphäre einer Convention ist eigentlich unbeschreiblich. Dennoch kann ich sagen, dass ich selten so viele entspannte und positiv gestimmte Menschen in einem solchen Stress gesehen habe. Überall gab es Helfer und Verantwortliche, die sich um alles und jeden gekümmert haben. Jung und alt, von nicht mal ganz eins bis über 70 Jahren, waren vor Ort und überall gleichzeitig unterwegs. Aber es hat auch jeder eine Beschäftigung gefunden.
Da ich hauptsächlich wegen der Spielrunden und Workshops zur NordCon gefahren bin, haben mich auch diese Bereiche am meisten interessiert. Ab etwa 9 Uhr hingen morgens die Rundenzettel am schwarzen Brett aus und jeder konnte sich nach belieben dort eintragen. Auf den Listen waren die Uhrzeit und das System vermerkt, genau wie die mögliche Spielerzahl und der Klassenraum, in dem gespielt wurde.
Manche Runden, wie die der Pathfinder Society, hatten ihre festen Räume und waren immer dort anzutreffen. Die meisten jedoch wechselten je nach geplanter Rundenzeit und brachten so auch immer wieder neue Spieler zusammen. Dabei war das Angebot an Runden so groß, das einige tatsächlich nicht stattgefunden haben, weil es parallel zu viele waren. High und Low Fantasy, Cyberpunk und Science-Fiction, Endzeit und Postapokalypse, Spielrunden wie sie das Spielerherz begehrt. Insgesamt sollen an diesem Wochenende gut 260 Runden angemeldet worden sein. An Vieren davon habe ich auch teilgenommen.
Das zu managen war aber gar nicht so leicht, denn immer wieder gab es Lesungen und Workshops, die man gerne besuchen wollte und so war das Wochenende planungsintensiver als ich erwartet hatte. Wenn man dann noch so Kleinigkeiten wie Essenspausen und Bewegung mit einberechnet, so konnte für Schlaf ja gar keine Zeit bleiben 😉
Die Spielrunden
Direkt zu Beginn hatte ich das Glück NoReturn direkt mit Manni von Mannifest spielen zu können. Nach einer kurzen Einweisung in das System und einer sofortigen, nahezu perfekten Zuweisung eines Demo-Charakters, Shira die Katzenmutantin, ging es auch schon los. Ein bisschen Railroading, etwas detektivisches Rumgesuche und nur einen explodierten Marktplatz später hatten wir unsere Aufgabe erfüllt. Getreu nach Mannis Motto, Kreativität ist Intelligenz die Spaß macht, hatten wir viel zu lachen. Das Ganze hätte auch anfangen können mit den Worten: Treffen sich zwei Duisburger in Hamburg auf ’ner Con.
Am nachmittag fand ich mich dann in den Räumen der Pathfinder Society wieder. 26 Spieler, 5 Spielleiter, 1 Läufer und ein Abenteuer rund um die Rettung der Stadt Absolom ließen die folgenden 5 Stunden wie im Flug vergehen. Obwohl es toll war, mal wieder an einem multiparallelen Abenteuer teilnehmen zu können, war es fast ein wenig Schade, das es dadurch nur wenig freies Rollenspiel gab. Aber immerhin gibt es jetzt eine elfische Rouge mehr in der Society.
Das mit dem freien Spiel habe ich dann spät in der Nacht nachgeholt. Ein bisschen Horror und Grusel rund um die Nullpunkt-Kampagne von Achtung! Cthulhu ist quasi perfekt zur späten Stunde. Allerdings ist es durchaus interessant zu sehen wie unterschiedlich Spieler aus verschiedenen Altergsruppen und Regionen Deutschlands ihren persönlichen Horror ausleben. Während die einen versuchen die geistige Stärke ihres Charakters irgendwie aufrecht zu erhalten, stürzen sich die anderen geradezu mit Feuereifer in den Wahnsinn.
Am Sonntag habe ich mir mal Splittermond angesehen. Immerhin dachte ich mir es wäre mal von Vorteil eines der größten Spiele das der Uhrwerk Verlag promotet auch zu kennen. So ganz bin ich jedoch mit meiner See-Elfe nicht warm geworden.
Die Workshops und Lesungen
Da ich im Abenteuer rund um Absolom saß, hab ich den Workshop zu Roll Inclusive ganz vergessen und am Samstag daher nur eine Lesung besucht, nämlich Low in the Dark. In dem großen, abgedunkelten Saal gab es eine Grusellesung von Thorsten Low. Direkt im Anschluss daran kam es zu einer Megarunde Werwölfe im Düsterwald, aber manchmal ist man einfach zu schnell ein Teil der toten Bürgerschaft, als das man von einem aktiven Mitspielen sprechen kann.
Am Sonntag habe ich mir nach dem Interview mit Markus Pomorin den Impro-Workshop von Andreas Rothe angesehen. Zwei Stunden verbrachten wir mit der Frage: Was tue ich wenn mir als Erzähler die Ideen ausgehen oder die Spieler mal wieder das Abenteuer gesprengt haben. Um zu zeigen wie wichtig Kreativität und vor allen Dingen Improvisationsvermögen sind, haben wir mal ganz spontan eine Regelwerk inklusive Welt und Charakterbogen entworfen.
In einer praehistorischen Welt kämpfen Steinzeitmenschen gegen kleinwüchsige Aliens, die ihnen technisch und intellektuell, jedoch nicht körperlich überlegen sind in einem W12 System 🙂
Am Sonntag Nachmittag gab es dann den mit Spannung erwarteten Workshop vom Uhrwerk Verlag. Patric Götz sprach über den Uhrwerk Verlag und den Stand der Dinge. Aber da es hierzu einen eigenen Artikel gab, ist hier nicht mehr viel zu sagen.
Abschluß und der Deutsche Rollenspiel Preis
Am Sonntag Abend um 18 Uhr endete offiziell die NordCon in Hamburg und nur die Abschlußrunde fand noch in der Aula statt. Da ich meinen Zug erreichen mußte, blieb ich nur bis zu Bekanntgabe der einzelnen Sieger der verschiedenen Kategorien des DRP, aber auch das hat sich gelohnt. Wie die meisten mittlerweile wissen, wurde PnPnews Sieger in der Kategorie Online Text und wir sind wirklich sehr stolz darauf.
Rundweg kann ich sagen, dass ich ein wirklich tolles Wochenende auf der Con verbracht habe. Ich habe viele schräge, verrückte, normale, intro- und auch extrovertierte Menschen getroffen. Habe Spieler und Spielleiter, Autoren, Zeichner und Verleger kennengelernt und interessante Kontakte geknüpt. Und ich freue mich schon darauf einige von ihnen auf den nächsten Conventions, ganz sicher aber im nächsten Jahr wieder auf der NordCon zu treffen.
Mein Fazit offen und ehrlich ist: Für Spiel und Spaß ist man definitiv nie zu alt. 3,25 Stunden Schlaf jedoch sind echt etwas wenig, wenn man bereits mehr als 2×18 Jahre alt ist und am Montag wieder der Alltag auf einen wartet. Werde ich also im nächsten Jahr anders machen – oder auch nicht!
Sehr schön, kurz und knapp. Ich war zuletzt 2003 auf dem Nordcon. Mein Gott, wie die Zeit vergeht.
Danke. Ich werde nach dem Erlebnis jetzt öfter versuchen dort zu sein. Aber auch ganz allgemein wieder mehr auf Conventions zu gehen.
Ach ja, die Zeit wo ich meine Workshops noch vor Publikum halten konnte…
Der Workshop war toll und mir tut es echt leid, dass vieles gerade einfach nur noch Online möglich ist