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Lovecrafter – das Vereinsmagazin der Deutschen Lovecraft Gesellschaft

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H. P. Lovecraft ist bekanntlich als Person umstritten, seine Werke werden aber von vielen als äußerst einflussreich angesehen. Nicht nur andere Autoren nutzten Lovecrafts Vorarbeit, auch Rollenspiele, Filme, Brettspiele und andere Medien greifen darauf zurück. Es ist also kein Wunder, dass es in Deutschland einen Verein gibt, der sich Lovecraft widmet.

Die Deutsche Lovecraft Gesellschaft e.V. (dLG) ist ein gemeinnütziger Verein und versteht sich als kulturelle Gemeinschaft von Personen, die sich, in welcher Form auch immer, für das Werk des Autors H. P. Lovecraft interessieren. Seit 2016 erhalten die Vereinsmitglieder über den Lovecrafter Informationen über die Aktivitäten des Vereins. Diese widmen sich allgemein der aktuellen Rezeption Lovecrafts oder seiner Nachfolger beziehungsweise Mitstreiter. Auch das eine oder andere Rollenspielabenteuer ist enthalten. Der Lovecrafter ist dabei das Nachfolgemagazin von Cthulhus Ruf, das von 2012 bis 2016, erschien.

Lovecrafter Nr. 5 – Juni 2019

Exemplarisch wurde uns die Ausgabe Nummer Fünf aus dem Juni 2019 zur Verfügung gestellt und die haben wir unter die Lupe genommen.

Äußerlich macht das Magazin einen sehr professionellen Eindruck. Der Einband ist gefühlt dreimal dicker als die Seiten des Magazins und sehr stabil. Die Hervorhebung des Names macht einiges her und gerade für mich als haptischen Menschen ist das Erfühlen einfach toll. Optisch ist das Cover auch sehr ansprechend. Ein tolles Bild lädt zum Betrachten ein – diesmal zeigt es Algernon Blackwood – und auch die anderen Details überzeugen. Sei es das dezente Bild Lovecrafts neben dem Namen, der Preis, 9 1/2 €, der an alte Zeiten erinnert, oder der Ausrufer in der linken oberen Ecke. Da ist man schon enttäuschter, wenn man dann auf der Rückseite „nur“ Werbung für eine Biographie Lovecrafts sieht. Auch innen ist es Werbung, die einem dezent entgegensieht. So ein Magazin lebt eben nicht nur von den Mitgliederbeiträgen des Vereins und den anderen Kunden.

Innen geht es direkt mit einem kurzen Zitat Lovecrafts zu Algernon Blackwood los und man merkt sofort, dass hier Leute mit Herzblut bei der Sache sind. Genau diese Leute werden dann im Impressum vorgestellt. Alle hier aufzunehmen, würde den Rahmen sprengen, den Chefredaktuer sollte man aber zumindest nennen. Axel Weiß, in der Szene durchaus bekannt, hat diesen Posten übernommen. Der genau Blick auf das Impressum zeigt einen großen Anteil an Autoren und insbesondere beim Lektorat und beim Korrektorat haben mehrere die Verantwortung übernommen. Das alles zusammen verspricht ein tolles Magazin.

Nicht weniger toll klingt das Inhaltsverzeichnis. Sechs Hauptthemen mit insgesamt zehn Unterthemen warten auf den interessierten Leser.

Lovecrafter Nr. 5 – Der Inhalt

Das Vorwort von Axel Weiß fasst kurz und prägnant zusammen, was im Magazin diesmal behandelt wird und das macht er so geschickt, dass man direkt loslegen will.

Bevor die Allgemeinheit aber einen Nutzen aus dem Magazin ziehen kann, erhalten die Mitglieder durch die Vereinsseite durch Christian Heissler, dem 1. Vorsitzenden des Vereins, auf zwei Seiten alles wissenswerte zu den Aktivitäten des Vereins. Hier wird einiges geboten und das beweist auch gleich der erste Beitrag für die Allgemeinheit.

Algernon Blackwood

Dieser stellt nämlich eine Aktion des Vereins zur langen Nacht der Industriekultur in Herne vor. Für uns etwas zu spät, wer das Magazin aber zeitnah gelesen hatte, der konnte am 29.06.2019 im LWL-Museum für Archäologie in Herne einer Lesereihe mit allerlei Texten von Dr. Berner und darüber hinaus einem musealen Erlebnis lovecraftscher Art beiwohnen.

Zurück zu Algernon Blackwood. Um diesen dreht sich der Hauptartikel dieser Ausgabe. 13 Seiten erzählen über das Leben des von Lovecraft verehrten Autoren von okkulten Detektivgeschichten aus England. Mir war der Mann bisher nicht bekannt, aber nach dem intensiven Blick auf dessen Werke und deren Wirkung auf Lovecraft werde ich mir das eine oder andere Abenteuer seines Ermittlers John Silence zu Gemüte führen. Interessant finde ich, dass im Essay durchaus auch beleuchtet wird, dass diese Wirkung insgesamt eher gering ausfällt. Man spielt mit offenen Karten.

Über Algernon Blackwood geht es auch im Kamingespräch zwischen Niels-Gerrit Horz, Max P. Becker und Achim Hildebrandt. Letzterer ist ein ausgewiesener Blackwood-Enthusiast. Das Gespräch über den Autor und natürlich auch über Achim Hildebrandt, der seine Werke übersetzt, ist sehr intensiv und beleuchtet einige Facetten, die vorher angedeutet wurden, nochmals genauer. Der Autor wird damit immer interessanter.

Auch der nächste Artikel befasst sich mit Algernon Blackwood. Wenn man einen Fokus setzt, dann richtig. Niels-Gerrit Holz widmet sich in diesem Aufsatz einer Donaufahrt Blackwoods, die diesen zu seiner Geschichte Die Weiden inspirierte. Interessant ist hierbei, dass Blackwood eine der eindruckvollsten Naturstudien der fantastischen Literatur geschaffen hat.

Nach fast 30 Seiten ist das Thema Algernon Blackwood dann abgeschlossen, man selbst aber um einige Informationen reicher und durchaus beeindruckt.

Rezensionen und Spiele

Die nächsten knapp 30 Seiten widmen sich anderen Themen. Den Anfang macht die fachkundige Rezension eines Romans von James Lovegrave aus der Reihe The Cthulhu Casebooks durch Liane Kaiser. In dieser Reihe trifft niemand geringeres als Sherlock Holmes auf die Monster des Mythos. Ich selbst habe, obwohl ich großer ein Lovegrove-Fan bin, bisher kein Buch dieser Reihe gelesen. Die Rezension ist auf jeden Fall sehr gut geschrieben und zeugt von großer Kritikkompetenz.

Mit dem vereinseigenen Pen & Paper Rollenspiel FHTAGN geht es dann weiter. Das Szenario Ultima Ratio entführt drei Spieler mit vorgefertigten Charakteren auf den Zeppelin Hindeburg im Mai 1937. Eine Stunde Spielzeit ist alles, was den Spielern zur Verfügung steht, eine finale Entscheidung zu treffen. Mehr will ich nicht verraten. Ich werde das Abenteuer auf jeden Fall demnächst einmal in Angriff nehmen und ich bin überzeugt, dass es meiner Gruppe gefallen wird. Mit fast zwanzig Seiten ist das Szenario länger als so manches Kurzabenteuer und wenn solche Abenteuer häufiger im Lovecrafter enthalten sind, wird sich das Magazin sicherlich bald sehr gut verkaufen.

Die letzten beiden Artikel widmen sich Spielen im Lovecraft-Univesum. Im ersten Artikel stellen Isabel und Ulrich Thomas verschiedene Brett- und Kartenspiele vor, die den Mythos zum Thema haben. Für mich war kein neues Spiel dabei, insgesamt waren die vier Seiten aber ein guter, wenn auch kleiner Überblick. Weitaus interessanter war die Vorstellung von Quill, das im System Matters Verlag erscheint. Das System ist ein Solo-Rollenspiel zum Briefeschreiben, der Band Schatten und Tinte widmet sich Geschichten im Lovecraft-Stil. Die Systemvorstellung von André Frenzer ist dabei wirklich gut und macht Lust auf das Spiel. Ein einziger zu verfolgender Rahmen, ein Ziel, welches nur durch das Schreiben von Briefen zu erreichen ist, das klingt wirklich gut.

Lovecrafter – ein endgültiger Eindruck

Das Vereinsmagzin der Deutschen Lovecraft Gesellschaft e.V. macht wirklich einen tollen Eindruck. Die Essays und Artikel im Lovecrafter sind gut recherchiert und fachmännisch geschrieben. Die Informationen für alle, die sich für Lovecrafts Mythos in anderen Werken interessieren, und für alle, die sich mit Lovecrafts Inspirationen befassen wollen, sind mehr als ergiebig. Wer kein Vereinsmitglied ist, wird mit Vereinsnachrichten nicht erschlagen. Das Magazin macht dabei alles richtig, denn es ist eben auch „nur“ auch das Sprachrohr des Vereins.

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