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Interview mit Michael Fuchs von der Morpheus-Orga

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Neulich haben wir euch bereits die dieses Wochendende in Herne stattfindende Convention Morpheus kurz vorgestellt. Nun haben wir ein Interview mit Morpheus-Mitorganisator Michael Fuchs für euch. Wir haben Michael ein paar Fragen zur Herner BuRG e.V., zu seiner Sichtweise auf Conventions allgemein und natürlich zur Morpheus gestellt.

Wer ist Michael Fuchs und was hat es mit der Herner BuRG auf sich?

Hallo Michael, erzähl uns doch mal kurz etwas über dich und deine Verknüpfung zum Rollenspiel.

Hallo Luke! Ich bin Vorsitzender der Herner BuRG e.V., dem lokalen Rollenspielverein, der die Morpheus ausrichtet – zusammen mit der Gilde der Fantasyrollenspieler e.V. und den städtischen Einrichtungen Stadtteilzentrum Pluto und Spielezentrum Herne. Seit 2015 bin ich im Vorstand und damit auch für den Morpheus mitverantwortlich. Daneben spiele ich aber natürlich auch privat Rollenspiel, supporte für Cthulhu und schreibe gelegentlich Rezensionen oder mache zum Beispiel auf der SPIEL Interviews mit Verlagen für das Webmagazin Teilzeithelden. Meine erste Rollenspielrunde war in der Welt von Star Trek, und mein erster Charakter ist episch gestorben, weil ich den Charakterbogen verloren hatte.

Was ist die Herner BuRG e.V.? Wie lange gibt es euch schon, wie viele seid ihr, was macht ihr genau?

Der Verein besteht derzeit aus rund 50 Leuten und wurde in den 90ern gegründet aus der damaligen GfR Ortsgruppe Herne. Neben dem Morpheus haben wir einen wöchentlichen Stammtisch am Donnerstag Abend, wo sich Mitglieder treffen um zu quatschen oder zu spielen. Meist jedoch keine Rollenspielrunden, da das unter der Woche oft einfach zeitlich nicht so gut passt. Brettspiel- oder Tabletoprunden sind aber fast immer vorzufinden.

Mit dem Spielezentrum Herne haben wir dabei einen starken Partner, dessen Räumlichkeiten wir als Untermieter nutzen – dort gibt es eine fünfstellige Anzahl an ausleihbaren Spielen! Langweilig sollte uns also nie werden, und wir sind sehr froh darüber. Einmal monatlich haben wir noch einen Spielabend am Freitag und zuweilen richten wir Turniere aus, beispielsweise für Krosmaster Arena oder Carcassonne. Das hängt aber natürlich immer von der Zeit ab, und es sind natürlich nur Spiele, die jemand bei uns auch spielt und das dann organisiert.

Wer gerne mal reinschauen will, kann das problemlos tun, auch ohne Mitgliedschaft. Wobei wir mit 12,- € Mitgliedsbeitrag im Jahr auch ziemlich günstig sind. Aber man will ja auch nicht „die Katze im Sack kaufen“, und das soll auch niemand tun müssen bei uns.

Warum eigentlich Conventions?

Wie viele Conventions hast du schon besucht? Was gefällt dir generell an solchen Veranstaltungen?

Im Rollenspielbereich war ich bislang auf ca. 10 verschiedenen Cons, teils nur einmal, teils regelmäßig. Hinzu kommen Conventions anderer Phantastik-Bereiche, vor allem im Bereich Manga/Anime.

Was ich mag, ist ganz klar das Zusammensein. Egal, ob man Freunde wieder trifft, die man nur auf Cons sieht, ob man neue Freunde kennen lernt oder die Nacht über schlaftrunkene Gespräche führt: Es ist einfach toll und gesellig. Das Eintauchen in eine Welt, wo alle das Hobby teilen und dadurch miteinander verbunden sind, ist eben doch noch etwas anderes, als „nur“ mit seinen Freunden zu spielen. Man spürt auf solchen Veranstaltungen wie nirgendwo sonst das Szene-Leben und die Gemeinschaft.

Gerade auf kleineren Events, wo man sich immer wieder über den Weg läuft, ist die Stimmung schlicht besonders. Man kann offen Hobbyist sein, mit allen anderen Besuchern sprechen und hat das Gefühl, dass alle zusammen befreundet sind und eine Art Familie bilden. Selbst wenn man sein Gegenüber das erste Mal trifft und eigentlich schüchtern ist – es ist, als wäre man schon lange befreundet.

Die Leute, die mich von Cons oder Spiele-Turnieren kennen, wollen mir auch nie glauben, dass ich eigentlich ziemlich schüchtern bin. Aber es ist wirklich so. Auf solchen Events kann ich einfach ganz anders agieren als im „echten Leben“. Ich kann einfach mehr ich selbst sein, meine Liebe zur Phantastik und phantastischem Spiel ausleben, und niemand hält mich für einen Spinner – während mich sonst die Leute mitunter für einen Sonderling halten, der lieber irgendwas mit Würfeln macht, als Fußball zu schauen.

Daneben kann es aber natürlich auch schön sein, etwas Neues kennen zu lernen. Es gibt ja im Rollenspielbereich so unendlich viel zu entdecken! Und neben großen und bekannten Systemen findet man auf Cons auch fast immer etwas, was man noch nie gespielt hat – sei es ein kleines Indiesystem aus Asien oder ein über Jahre mit viel Liebe entwickeltes System, das noch nicht veröffentlicht ist. Oder einfach mal etwas Bekanntes spielen, mit fremden Spielern oder einem neuen Spielleiter. Das Erlebnis ist ja immer stark abhängig von der Gruppe, und wann hat man sonst schon die Gelegenheit, ein ganzes Wochenende lang Neues zu probieren?

Morpheus früher und heute

Was hat es mit der Convention Morpheus auf sich? Wie kam das Konzept zustande? Welche Erinnerungen verbindest du mit deiner ersten Morpheus?

Die Morpheus war ursprünglich eine Con der GfR. Seit Bestehen der Herner BuRG ist es eine Kooperationsveranstaltung. Für mich persönlich war der Morpheus tatsächlich der Einstieg ins Hobby: Meine damalige Freundin, eine passionierte DSA-Spielerin, wollte gerne hin, um sich etwas von der damals als Gast anwesenden Illustratorin Sabine Weiss zeichnen zu lassen. Ich saß dann daneben, schaute dabei die ganze Zeit von der Blickrichtung auf den Händlerstand und fand ein Spiel optisch unglaublich ansprechend. Am nächsten Tag bin ich dann nochmal hin, hab es mir gekauft und angefangen zu spielen. Wenig später ging ich auf Turniere, kaufte mehr Spiele, probierte Tabletops und Rollenspiel aus … und bin dabei geblieben. Ich habe viele gute Freunde darüber kennen gelernt, kaum noch andere Hobbys und eine Wohnung, die so voller Bücher und Spiele ist, wie mein Konto leer ist.

Da der Ursprung des Morpheus inzwischen 25 Jahre zurück liegt, ist es schwierig darüber etwas zu sagen. Damals war ja auch vieles noch anders – man denke nur an das Internet.

Was hat sich seit damals verändert? Wodurch zeichnet sich die Morpheus heute, im Jahr 2019, besonders aus?

In der Zeit, bevor nahezu jeder Internet nutzte, konnte man schlecht online etwas Neues entdecken oder sich austauschen. Da blieb nur der Weg in den Fachhandel, wobei dort auch nicht jeder alles kennt oder alles im Sortiment hat – wie sollte das auch gehen? Dann gab und gibt es natürlich noch Vereine und Clubs, wo man andere Spieler kennen lernen und sich austauschen konnte. Und Fanzines, über die man auch Neues erfahren und kennen lernen konnte.

Und wenn man das alles geballter wollte, ging man auf Cons. Nirgendwo sonst konnte man mit so vielen Spielern in Kontakt kommen, so viel Neues entdecken und so viel spielen. Heute übernimmt das Netz vieles davon – man denke nur an den Austausch in Facebook-Gruppen, wo tausende Spieler drin sind, oder Webseiten wie Teilzeithelden oder PnPnews, die viel mehr und schneller Informationen bringen können, als man sich das als Fanzineschreiber damals erträumen konnte.

Rollenspiel zugänglich machen

Was aber nicht heißen soll, dass Conventions heute keinen Zweck mehr erfüllen würden. Zwar finde ich einiges an Infos und Austausch auch online, aber direkte Gespräche und praktische Spielerfahrungen sind nochmal etwas anderes. Hinzu kommt natürlich die Atmosphäre, wie schon gesagt, und auch die Nachwuchsgewinnung. Man sieht ja immer wieder die Fragen von interessierten Leuten, die fragen, was gut für den Einstieg ist, nach einsteigerfreundlichen Runden suchen oder einfach mal in das Hobby reinschnuppern wollen. 50 unterschiedliche Systemvorschläge bei Facebook sind vielleicht nützlich, aber zuweilen auch überfordernd. Dagegen finde ich einfach spielen und ein paar RPGs ausprobieren viel anschaulicher. Bekanntermaßen entstehen aus Con-Runden auch immer mal wieder feste Spielrunden, und man kann erste Gleichgesinnte aus der Umgebung finden.

Diese Zugänglichkeit ist uns beim Morpheus auch besonders wichtig. Dadurch, dass wir keinen Eintritt nehmen, kann jeder einfach mal vorbeischauen und muss keine Angst haben, Geld für auszugeben für etwas, was einem am Ende vielleicht doch nicht gefällt, oder man nur wenig Zeit hat. Wir vom Team geben natürlich auch gerne Empfehlungen hinsichtlich der angebotenen Runden, so dass man etwas möglichst Passendes findet und am Ende kein Neueinsteiger in einer Runde sitzt, die für Veteranen gedacht ist oder ihm thematisch nicht zusagt.

Daneben wollen wir auch abseits des freien Eintritts preisgünstig sein. Da wir nicht vertraglich an einen Caterer gebunden sind, wie andere Cons, können wir auch günstige Verpflegung anbieten: Von warmen Sandwiches in der Nacht über frisch gekochtes Chili bis hin zur obligatorischen Kaffee-Flatrate. Die auch rege genutzt wird, schließlich findet der eine oder andere ja wenig Schlaf – immerhin sind wir 48 Stunden durchgehend geöffnet! Wir bieten aber auch die Möglichkeit, im mitgebrachten Schlafsack in einem kleinen Schlafsaal zu nächtigen (auch tagsüber).

Aussteller auf der Morpheus 33

Mit dem Umzug ins Stadtteilzentrum Pluto 2016 haben wir unser Angebot etwas erweitern können, so dass wir nun ein wenig mehr Platz für Aussteller haben und zudem auch Platz für Spielturniere haben. Im Fokus stehen aber dennoch die Rollenspielrunden, was auch hinsichtlich der Aussteller deutlich wird. Diese sind dabei durchaus bunt gemischt – dabei sind Stammgäste wie unser Händler Kult Spiele und der Herner Verlag Redaktion Phantastik, ohne die eine Morpheus gar nicht mehr vorstellbar wäre, und reicht daneben von Szenegrößen wie dem Uhrwerk Verlag über besonders einsteigerfreundliche Systeme wie Aborea bis hin zu jungen Indie-Systemen wie Beranthil Legends. Hinzu kommen Künstler wie Melanie Philippi, die ich persönlich für eine der besten deutschen Rollenspiel-Illustratorinnen halte, und Jan Heartmann, der beispielsweise aus Comicseiten und Charakterbögen Geldbörsen anfertigt.

Und natürlich sind unsere Besucher die besten der gesamten Szene! Na gut, das wird sicher jede Con von sich sagen. Und es gibt ja auch einige Überschneidungen. Aber wirklich – unsere Besucher sind unglaublich nett, entspannt und offen für neue Gesichter. Entsprechend herrscht auch eine richtige Wohlfühl-Atmosphäre!

Hinter den Kulissen einer Convention

Mit allem drum und dran – wie viele Leute sind insgesamt vor und hinter den Kulissen eurer Orga beteiligt? Sind noch welche von „ganz früher“ dabei?

In der Orga selbst sind wir zu viert, hinzu kommen gut 15 Helfer – die meisten an der Theke, einzelne in der Großküche und beim Auf- und Abbau. Ohne dieses ehrenamtliche Team wäre die Con nicht möglich. Der Aufbau beginnt immerhin schon am Donnerstag und wird am Freitag fortgesetzt – und dann eben die 48 Stunden Con. Mit dem Abbau sind wir noch einige Stunden nach Schließung beschäftigt, und Reste werden noch am Montag erledigt.

Aus den Anfangsjahren sind tatsächlich noch einige dabei, ebenso aber auch Vereinsmitglieder, für die das selbst der erste Morpheus ist, sowie Besucher, die uns gerne unterstützen wollen. Wir sind dabei für jede Hilfe dankbar – es gab auch schon Jahre, wo wir einzelne Helferschichten erst während der Con oder am Donnerstag davor besetzt bekommen haben. Glücklicherweise ist es aber letztlich immer gelungen, alles reibungslos über die Bühne zu bringen.

Was sind die größten Hürden, die ihr in der Con-Orga so bewältigen müsst? Wie haben sich diese Hürden in den letzten 25 Jahren verändert, aus dem Prä-Internet-Zeitalter bis heute?

Unter anderem die genannte Problematik, genügend Helfer zu rekrutieren. In den frühen Jahren waren viele Vereinsmitglieder Studenten und ungebunden, was ein gewisses Zeit-Potenzial mit sich brachte. Viele sind heute aber berufstätig, verheiratet, haben Kinder … was auch durchaus toll ist, bezüglich Con-Arbeit aber natürlich teils schwieriger ist.

Dadurch, dass wir aber sowohl unter den Helfern als auch in der Orga einige langjährige Veteranen haben, läuft vieles sehr gut und routiniert. Diese Leute wissen quasi auswendig, was gebraucht wird, wie lange etwas dauert und was zu tun ist. Größere Probleme hatten wir auch deswegen in den letzten Jahren nicht – selbst der Wechsel der Location lief schon fast erstaunlich glatt.

Keine Tüte? Kein Problem!

Außerdem sind unsere Besucher wie gesagt sehr entspannt, was uns natürlich zugute kommt. Es gab beispielsweise in einem Jahr keine Mülltüten in einem Raum, was uns aber erst am Samstag Mittag mitgeteilt wurde. Aber das hieß nicht, dass dort überall in den Ecken etwas rumlag – nein, die sind immer in die Cafeteria gegangen, weil es dort einen Mülleimer gab. Ich bin echt glücklich, solche Besucher auf der Con zu haben!

Natürlich gab es aber in all der Zeit aber auch schonmal kleinere Zwischenfälle, wie Besucher, die sich nicht an das Alkoholverbot hielten. Aber es ließ sich immer alles klären, und letztlich haben wir über all die Zeit auch fast nur positives Feedback bekommen – trotz des Internets, wo sich ja gerne mal beschwert wird.

Unsere heutigen Probleme bestehen eher darin, dass wir zuweilen neben den vorangemeldeten Runden nicht genügend weitere Tische haben für all die spontanen Runden, die stattfinden wollen, oder so viele Besucher frische Waffeln wollen, dass es dann auch mal etwas länger dauern kann. Aber ich denke, das sind Luxusprobleme.

Organisator Michael während der Convention – Freunde, Unfug und Müdigkeit

Was wirst du während diesen glorreichen 48 Stunden Convention (und wahrscheinlich ein paar vorher und nachher) so alles tun? Worauf freust du dich am meisten?

Insgesamt habe ich, wie jeder in der Orga, 21 Stunden an Orga-Schichten – für alles, was dann anfällt. Vom Aushelfen an der Theke über Rundgänge mit der Lokalpresse bis zu Spielrunden-Beratungen für neue Spieler. Spielen werde ich wahrscheinlich nichts, aber das macht mir selbst nichts aus. Ich freue mich einfach, viele Freunde und Bekannte wieder zu sehen, mich zu unterhalten und übermüdet Spiele zu erfinden, mit anderen, die dabei ebenfalls kurz vorm Einschlafen sind. Spielideen, die man dann nie umsetzt, weil sie mit klarem, wachem Kopf doch gar nicht mehr so lustig sind, wie man nachts dachte – aber damals fanden wir etwas wie ein Szene-Monopoly echt gut! Ansonsten werde ich vor Ort schlafen, und am Sonntag Abend gebührt mir die Ehre, die Toiletten zu reinigen.

Morpheus Nr. 33 kann losgehen!

Herzlichen Dank an Michael Fuchs! Dir und deinem Team ein gutes Gelingen!

Wir hoffen, unser Interview hat euch interessante Einblicke hinter die Kulissen einer Convention-Orga gewährt. Allen, die am Wochenende vom 11.-13.01. zur Morpheus gehen, wünschen wir viel Spaß!

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