Schwere Zeiten für Verlage, Distributoren und Conventions
Die Akteure in der Szene der Pen & Paper Rollenspiele haben es, wie viele andere auch, aktuell sehr schwer. Dabei sehen wir in erster Linie den einzelnen Laden, den einzelnen Verlag oder die einzelne Convention. Anlässlich einer Nachricht aus den USA wollen wir die Verkettung und auch die Situation der deutschen Verlage einmal genauer beleuchten.
Schwere Zeiten in den USA
Die USA trifft die weltweite Coronakrise gerade besonders hart. Angesichts der massiven Ausbreitung schließen immer mehr Firmen auf Anweisung oder freiwillig ihre Pforten. So berichtet das Onlinemagazin für RPG-News enworld.org über die vorübergehende Schließung der Lager von Alliance Game Distributors. Dabei handelt es sich um einen Großhändler, der z.B. exklusiv Produkte von Asmodee North America vertreibt.
Noch einen Schritt weiter geht Diamond Comic Distributor, der sogar zusätzlich die Zahlungen an Verlage eingestellt hat. Nach eigener Aussage können viele Händler die Waren nicht mehr zahlen, so dass Diamond ebenfalls gezwungen ist Zahlungen einzustellen. In der Folge geraten vor allem kleine Verlage und Publisher unter Druck. Diese haben häufig keinen eigenen Vertrieb. Zudem fehlt ihnen die Bekanntheit, durch die überhaupt eine ausreichende Nachfrage der Produkte für einen eigenen Vertrieb entstehen könnte. Im Normalfall kommen dann Conventions ins Spiel. Was folgt könnt ihr euch denken: Die potenziellen Fans und Einnahmen fehlen aktuell schmerzlich.
Hier können wir einen guten Bogen nach Deutschland spannen, selbst wenn wir noch gar nicht über Mitarbeiter, Druckereien, Freelancer usw. gesprochen haben.
Die Situation in Deutschland
Auch der Donnerhaus Verlag aus Berlin bringt das Dilemma für kleine Verlage zum Ausdruck.
Für die großen Verlage der Szene ist der Wegfall dieser Großveranstaltungen bereits hart. Für kleine Studios und Indies, so wie uns, ist es verheerend. Die großen haben zumindest etablierte, alternative Vertriebswege und Stammkunden. Für alle, die wie wir auf Direktvertrieb und das Gespräch mit den Kunden angewiesen sind, tut es hingegen gleich doppelt weh.
Donnerhaus Verlag auf Facebook
Und nicht zuletzt trifft der Ausfall von Conventions auch die Veranstalter. Ulisses Spiele beispielsweise bleibt nach eigenen Angaben auf deutlichen Kosten für den Ausfall der Ratcon München hängen. Um einen Ausgleich zu schaffen müssten mehr als 370 der eigens dafür angebotenen Promo-Hoodies verkauft werden, wie wir auf Anfrage erfahren konnten.
Vom Herzblut und der ehrenamtlichen Arbeit in vielen der Community-Events brauchen wir gar nicht erst anfangen.
Was den Vertrieb anbelangt haben wir in Deutschland noch das Glück, dass Betriebe ohne Publikumsverkehr weiterhin arbeiten können. So bieten viele Verlage neben den digitalen Produkten weiterhin den Versand aus dem eigenen oder externen Lager an. Auch wenn die Versanddienstleister am erhöhten Paketaufkommen zu knacken haben, müssen wir meist nur mit leichten Verspätungen rechnen.
Wer ist besonders betroffen?
Wie anderswo auch ist der Einzelhandel besonders betroffen. Die Rollenspielläden vor Ort müssen auf Anordnung geschlossen bleiben und verlieren so den größten Teil ihres Umsatzes, bei ähnlichen Fixkosten. Wer seinen Lieblingsladen trotzdem unterstützen möchte, sollte beim jeweiligen Webauftritt vorbeischauen. So liefert bzw. versendet z. B. mein Stammladen in Dortmund seit der unfreiwilligen Schließung Spiele und Bücher nach Hause.
Ebenfalls ein ungünstiges Timing hat die Krise für den Uhrwerk Verlag. Gerade neu sortiert standen Patric Götz und seine verbliebenen Mitarbeiter schlagartig vor der nächsten Nerven zerrenden Herausforderung. Aber allen Anschein nach, sind die Aussichten etwas heiterer.
Uns ist leider schmerzlich bewusst, dass wir hier mehr kommunizieren könnten. Die derzeitige Situation ist für uns alle sehr schwierig und schlauchend, und gerade als wir gedacht haben, dass wir wieder in ruhigerem Fahrwasser sind kommt dann eine weltweite Krise dazu, die es schon wieder nötig macht unsere Strukturen und Arbeitsabläufe komplett umzustellen.
Das hat bei den Crowdfundings auch zu einigen Problemen bzgl. der Arbeitsaufteilung geführt. Ab nächster Woche sollten wir das aber wieder einigermaßen auf die Reihe bekommen haben und es werden hier a) Updates gepostet, b) Kommentare gelesen und kommentiert und c) interne Nachrichten beantwortet.
Uhrwerk Verlag – Aus dem Update Nr. 33 zum Crowdfunding „So nicht, Schurke!“
Bewusst unterstützen
Möglichkeiten die unterschiedlichen Akteure der Szene in dieser schweren Zeit zu unterstützen gibt es einige. So bieten einige Verlage Patreon-Kampagnen an, bei denen ihr das jeweilige Unternehmen mit Hilfe eines monatlich kündbaren Abos unterstützt. Im Gegenzug bekommt ihr meist eine mehr oder weniger symbolische Gegenleistung. Ob es dieses Mittel gibt, erfahrt ihr in der Regel auf der jeweiligen Webpräsenz.
Zudem könnt ihr außerdem den klassischen Weg über eine Bestellung direkt bei den Verlagen gehen. Hierbei beachtet jedoch, wie ihr damit die Szene unterstützt. Bei den kleinen Studios ist es sehr sinnvoll, da diese so grundsätzlich den maximalen Gewinn bekommen, den sie dringend gebrauchen können. Gerade bei Produkten von großen Anbietern, hier seien mal stellvertretend Ulisses Spiele oder Pegasus Spiele genannt, macht es Sinn die komplette Lieferkette zu unterstützen. Also erkundigt euch im Laden vor Ort, ob sie euch das gewünschte Produkt liefern können. So verdient der Verlag, der Rollenspielladen in eurer Stadt und der entsprechende Distributor. Letzterer ist nämlich wichtig, um auch weiterhin alle Läden mit neuem Stoff zu versorgen. In Deutschland ist das für viele bekannte Rollenspiele (Splittermond, Das schwarze Auge etc.) die Burst Spiele GmbH.
Ulisses Spiele und Pegasus Spiele bieten zwar mittlerweile auch eine Gewinnbeteiligung von Rollenspielläden im Onlineshop an, aber das dürfte nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein. Zum einen ist der Distributor außen vor und zum anderen profitieren die Spielehändler häufig von der persönlichen Beratung und Kundenbindung. Gerade letztere wird sicher etwas leiden, wenn man jetzt alles nur noch direkt im Onlineshop des Verlags bestellt.
Abschließend möchte ich auch nochmal auf die CONspiracy hinweisen, die am 10. und 11. April stattfinden wird. Auf dieser Onlineconvention habt ihr Gelegenheit mit dem einen oder anderen Verlag ins Gespräch zu kommen und euch von den Neuheiten überzeugen zu lassen. Das ist sicher kein Ersatz für eine richtige Convention, aber doch eine schöne Abwechslung.
Die Comic und Manga Verlagswelt hat gerade auch große Probleme. Laut Media Control gibt es sehr große Einbuße.
Eine Online Convention haben wir jetzt letztes WE auch auf die Beine gestellt und sehr viele Leute erreicht. (Mangacon.de)
Wir machen bald ein Special Livestream, wo wir Verleger und Kreative Tipps geben wie sie diese heikle Lage überleben können.
Wichtig ist, nicht den Mut verlieren und solidarisch sein.
In der Comic/Manga Szene sind wir nicht so arg verankert, daher immer dankbar, wenn ihr uns Infos zu solchen Events im Vorfeld zukommen lasst – dann können wir ggf. mit einem Artikel noch mehr Reichweite schaffen.