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Final Fantasy VII Remake – ein erster Spielbericht

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Nach gut einer Woche Anspielen wollen wir euch einen ersten Spielbericht zum neuen Final Fantasy VII Remake liefern. Wie wir vor einiger Zeit berichteten, hatte das Spiel etwa 5 Jahre Zeit zu reifen.

Das neue Final Fantasy VII

Nachdem Anfang März bereits eine Demo für Abonnenten von Playstation Plus verfügbar war, könnt ihr seit dem 10. April auch die Vollversion kaufen. Hierbei habt ihr zwischen der Standard- und der Deluxe-Version die Wahl und müsst dafür 69,99 € bzw. 89,99 € hinlegen. Spielrelevant kommen in Letzterer lediglich ein paar Aufrufe-Materia dazu, die ihr dann ab Spielbeginn besitzen werdet. Das Artbook und die Soundtracks finde ich zwar ganz toll, sie sind aber nicht mehr als nette Gimmicks. Wer noch einen drauf legen möchte, bestellt die 1st Class Edition für 299,99 €. Das ist im Grunde die Deluxe-Version um einige weitere Promoartikel ergänzt.

Ein großes Manko ist zur Zeit allerdings die Exklusivität für die Playstation. Für eine PC-Version müsst ihr euch leider noch länger gedulden. Ob sich Sony diesen Vorteil erkauft hat oder es einfach aus der Historie heraus so entwickelt wurde, ist mir nicht bekannt. Schließlich kam der ursprüngliche Teil ebenfalls für die damalige Playstation heraus.

Aber genug von den Eckdaten, kommen wir zum spannenden Teil! Wie hat sich Final Fantasy VII verändert? Was ist neu? Kommen nur Nostalgiker auf ihre Kosten oder scheint der Sprung in die moderne Spielewelt gelungen zu sein? Im Folgenden wird es zwangsläufig auch zu Spoilern kommen. In Abschnitten wo Spoiler enthalten sind, werdet ihr einen entsprechenden Hinweis in der Überschrift finden.

Final Fantasy VII – worum geht es eigentlich?

Kenner können diesen Abschnitt übrigens getrost überspringen und direkt beim Spielbericht weiterlesen. Grundsätzlich handelt es sich bei Final Fantasy VII um ein cyberpunkig angehauchtes Konsolen-Rollenspiel. Die Herkunft ist dem Spiel gut anzumerken. So entwickelt es mit der für japanische Spiele typischen Mischung aus Romantik und Tragik einen ganz eigenen Charme. Dazu kommt die leichte Verspieltheit und der insbesondere im Remake zu beobachtende deutliche Manga-Style.

Inhaltlich erwehrt ihr euch als Öko-Terrorgruppe Avalanche des allmächtigen Shinra-Konzerns, der in der Welt schaltet und waltet wie es ihm beliebt. Dass dabei nicht das Wohl der Menschen, sondern die eigene Macht im Mittelpunkt steht, ist zu erwarten. Abgerundet wird die Geschichte durch eine dunkle Bedrohung, die aus Sicht von Shinra quasi hausgemacht ist und anschließend allen Beteiligten das Leben schwer macht. Dementsprechend stolpert ihr im Verlauf des Spiels als kleine Gruppe von Aktivisten in eine unerwartet epische Geschichte, aus der ihr am Ende als Helden hervorgehen könnt.

Kämpfe liefen ursprünglich rundenbasiert ab, sind im neuen Teil jedoch weitestgehend in Echtzeit vorgesehen. In beiden Titeln gibt es ein umfangreiches Ausrüstungs- und Magiesystem. Eure Charaktere sammeln zudem wie üblich Erfahrungspunkte und verbessern ihre Fähigkeiten.

Der Spielbericht – aus Alt mach Neu

Vorweg sei hier zur Einordnung erwähnt, dass ich bisher etwa 27 Spielstunden im Remake auf dem Buckel habe. Vom alten Teil sprechen wir mal nicht, da handelt es sich gut und gerne um eine vierstellige Stundenzahl. Vom Fortschritt bin ich im Vergleich zum alten Teil vermutlich bei etwa 5 % bis 10 %. Dazu muss ich allerdings gestehen, dass ich ein sehr genießender Spieler bin und alles in der Welt erkunde. Dementsprechend trödele ich gerade was die Hauptstory anbelangt gerne mal rum. Davon abgesehen sind im Remake einige Nebenquests enthalten, die ich natürlich alle mitgenommen habe. Erforderlich sind die nicht, die eine oder andere davon belohnt uns aber mit guten Ausrüstungsgegenständen. Zudem werden durch diese kleinere Informationsschnipsel zum Hintergrund der jeweiligen Orte und Bewohner offenbar.

Die Story – was ist anders? [Spoiler enthalten]

Für die Kenner: Ich stehe kurz vor dem Angriff auf das Shinra-Hauptquartier, nachdem der Sektor 7 in Midgar zerstört wurde.

Im Vorfeld war ich etwas angefressen darüber, dass das Remake in mehreren Teilen veröffentlicht wird. Hiermit habe ich mich aber nach kurzem Spielen bereits versöhnt, denn die Verdichtung der Story ist in meinen Augen sehr gut gelungen. Sicher gibt es auch ein paar seltsame Auswüchse, die man nicht verstehen muss, aber der überwiegende Teil hat mir da richtig gut gefallen. Besonders spannend war für mich der Wiedererkennungswert einzelner Orte. Immer wieder rannte ich minutenlang durch neue Kulissen und hatte plötzlich das Aha-Erlebnis, wenn trotz höherer Detaildichte ein Ort zu erkennen war.

Um einfach mal ein paar positive Beispiele zu nennen: Avalanche, also die eigene Organisation, ist eine terroristische Gruppe und verursacht eine größere Reaktorexplosion. Sie machen das für das höhere Wohl. In erster Linie zur Rettung des Planeten, aber sekundär auch zur Bekämpfung eines Konzerns, der die Rechte und das Wohlbefinden der Menschen mit Füßen tritt. Im alten Spiel ziehen die Charaktere die Operation durch, während das kaum Auswirkungen auf die Umgebung hat. Lediglich vereinzelte Personen sprechen emotionslos davon, wenn wir sie ansprechen.

Im neuen Spiel kommen wir vom Reaktor direkt ins heillose Chaos der umliegenden Stadtbezirke. Eingestürzte Gebäude brennen, Menschen stehen hilflos auf den Straßen, blecherne Lautsprecherdurchsagen des Katastrophenschutzes versuchen das Chaos zu sortieren. Weinende Kinder suchen ihre Eltern, Menschen fragen sich fassungslos, wer so etwas tut. Mitten im Gedränge durchstreifen Polizeitrupps die Gassen, um die Täter zu finden.

Im Anschluss läuft übrigens die organisierte Propaganda-Maschinerie. Aus Fernsehern und öffentlichen Großbildschirmen tönen die Anschuldigungen gegen Avalanche. Der Konzern hilft natürlich, wo er kann.

Die Überlebenden von Avalanche nach der Flucht aus Midgar
Freiheit voraus!

Emotionale Dichte der Geschichte [Spoiler enthalten]

Ein weiteres Beispiel sind die vielen NSC, die wir im neuen Teil genauer oder ganz neu kennenlernen dürfen. So erfahren wir z. B. mehr über Biggs, Wedge und vor allem Jessie und verbinden zusätzliche Erlebnisse mit ihnen. Im alten Spiel hat mich der Tod der drei Begleiter beim Absturz der Platte über Sektor 7 kaum berührt. Im neuen hat der Spieler viel mehr Bindung zu den Charakteren und bekommt die Ausmaße dieser unfassbaren, zumal aus minderen Beweggründen durchgeführten Tat deutlich zu spüren. Tatsächlich hat mich diese Aktion sogar emotional berührt. Ich freue mich jetzt schon riesig darauf, wenn ich Shinra kräftig in den Allerwertesten treten darf. Toll finde ich übrigens auch, dass wir jetzt die Möglichkeit haben, zwischen den Trümmern von Sektor 7 nach Überlebenden zu suchen. Dort finden wir nämlich Wedge wieder und können ihm so noch das Leben retten.

Auch die Geschichte um Barret und seiner Tochter Marlene ist liebevoller ausgestaltet. Dass Barret eigentlich nicht nur der harte Typ ist, ließ sich im alten Spiel schon erahnen. Im neuen zeigt sich auch der weiche Kern.

Apropos Barret: Während im Original am Ende jeden Kampfes eine Siegesmelodie ertönte, grölt Barret diese nun manchmal durch die Gegend, während die Gruppe bereits weiter läuft. Überhaupt hat das Spiel einen deutlichen Sprung in die Moderne gemacht, indem die Gespräche zwischen Leuten an allen Orten in Echtzeit nebenher stattfinden. Auch die Charaktere unterhalten sich unterwegs und sorgen dabei für einige amüsante Auseinandersetzungen. So wirkt die Welt doch deutlich lebendiger, als es früher war.

Seltsame Blüten und Kuriositäten [Spoiler enthalten]

Auch wenn ich insgesamt einen sehr positiven Eindruck vom Spiel habe, gibt es neue Storyelemente, die doch für Verwunderung sorgen. Im Artbook habe ich einen Charakter namens Roche entdeckt und habe mich gefragt, wer das nochmal gewesen sein soll. Im Spiel stellte sich dann heraus, dass es ein absolut verrücktes Mitglied der Eliteeinheit SOLDAT ist. Verrückt deshalb, weil er während einer Verfolgungsjagd mit einem Motorrad total bescheuerte und unrealistische Moves machte und unsinniges Zeug quatschte. Sein Motorrad sieht übrigens wie ein umgebauter 50er-Jahre-Kühlschrank aus … Wenigstens verzogen die anderen Shinra-Einheiten sich dann mit dem Verweis auf den gleich auftauchenden Verrückten. Das kommt vermutlich aus der Ecke „japanische Kuriositäten“.

Bei der Beschaffung des Kleids für den sonst Eiswürfel pinkelnden Hauptcharakter Cloud muss dieser nun einen kuriosen Tanzbattle mit einem sehr eigenwilligen Tänzer auf dem Wall Market machen. Dass sich der sonst ständig genervt stöhnende Ex-SOLDAT darauf eingelassen, hat war schon sehr seltsam.

Final Fantasy VII Remake – Cloud Strife
Cloud Strife – Eiskalter Ex-SOLDAT und … Tänzer

Immer wieder tauchen in der Story mir unbekannte „nihilistische Wesen“ auf, die manchmal helfen und manchmal behindern. Auf den Sinn dahinter bin ich sehr gespannt, denn bisher haben sie nur an mancher Stelle deus-ex-machina-mäßig dafür gesorgt, dass die Geschichte so weiter läuft, wie sie im alten Spiel gelaufen ist. Das beste Beispiel dafür war der Eingriff am Stützpfeiler von Sektor 7. Nachdem ich Rude und Reno von den Turks besiegt habe, behindern mich diese Wesen, sodass die Bombe doch noch aktiviert werden kann.

Das überarbeitete Kampfsystem von FFVII

Eine der größten von vornherein angekündigten Änderungen hat das Kampfsystem durchlaufen. Hierin lag auch meine größte Sorge. So gehört doch der früher für Final Fantasy typische rundenbasierte Ablauf einfach zum Spiel dazu. Im Vorfeld der Kämpfe hat man an der Ausrüstung und der Magieverteilung geschraubt und dann ging es an die knackigen Gegner. Mit den freien Echtzeit-Kämpfen, die es dann erstmalig bei Final Fantasy XII gab, bin ich bis dato nicht so richtig warm geworden.

Im Remake von FFVII könnt ihr verschiedene Kampfmodi wählen. Der klassische Kampf soll wohl dem alten Spiel am nähsten kommen und verhältnismäßig einfach sein. Dann gibt es die Möglichkeiten einen freien Echtzeitkampf in einfacher und normaler Schwierigkeit zu wählen. Ich hab mich für Letzteres entschieden.

Hier wird es erstmals einen deutlichen Unterschied machen, ob ihr nun Neuspieler oder Altspieler seid. Da der Kampf standardmäßig in Echtzeit, frei beweglich und lediglich beim Auswählen von Fertigkeiten, Zaubern usw. kurz in Zeitlupe abläuft, habe ich mich als Altspieler zunächst schwer getan, die Übersicht zu bewahren. Zwar kämpfen die Gefährten grundsätzlich automatisch, aber zum Einsetzen von Fertigkeiten, Magie oder Gegenständen müssen sich bei allen erstmal die sogenannten ATB-Balken aufladen. Anschließend können die genannten Dinge nur manuell ausgelöst werden. Im geringen Umfang könnt ihr die Gefährten mit weiteren Automatismen ausrüsten, z. B. ein automatisches Heilen.

Die Ausrüstung mit Materia in die verschiedenen Slots der Waffen und Rüstungen ist übrigens nah am alten Spiel. Das trägt für mich auch wesentlich dazu bei, dass sich das Spiel auch für alte Hasen noch nach Final Fantasy VII anfühlt.

Was hat sich noch geändert?

Das Kampfsystem lässt einen hohen Grad an Individualität zu. So könnt ihr euch beispielsweise aussuchen, welchen Charakter der Gruppe ihr primär steuern wollt und welche Fähigkeiten für diesen in eine Schnellauswahl gelegt werden sollen. Ob der Charakter besser profan kämpft, eher heilt, eher zaubert oder gut unterstützt, bestimmt ihr durch das deutlich größere Spektrum an Substanzen und durch die neuen Waffenmodifikationen. Letztere sorgen dafür, dass ihr nun alle Waffen individualisieren könnt. Jede Waffe bringt eine gewisse Grundausrichtung mit und hat dann ganz eigene Möglichkeiten, daran herumzuschrauben. Nicht zuletzt führte diese Tüftelei auch zu meiner etwas höheren Spielzeit. Wem sowas nicht so sehr liegt oder wer kein Interesse daran hat, kann das System auch auf automatisch stellen.

Generell sorgen die vielen Tipps und Beschreibungen im Spiel aber für ein besseres Verständnis der ganzen Mechaniken. Im Original musste ich noch deutlich mehr rätseln, wie ich nun gewisse Substanzen kombinieren kann, um bestimmte Effekte zu erzielen.

Eine weitere kampfrelevante Änderung haben die Aufrufe durchlaufen. Hierbei werden geisterähnliche Kreaturen gerufen, die eine Weile an der eigenen Seite kämpfen. Dies war in der alten Version noch wie ein besonders mächtiger, einmaliger Zauberspruch.

Zuletzt ist natürlich noch die im Vergleich zum alten Spiel massiv überarbeitete Grafik zu nennen. Nicht nur sieht Final Fantasy VII jetzt zeitgemäß aus, sondern auch der Detailgrad wurde enorm erhöht. Den Nostalgikern unter uns wird an der einen oder anderen Stelle der Atem wegbleiben. Allein Midgar wird ihrem Ruf einer Ausnahme-Metropole so definitiv gerecht. Für Erstspieler ist eine solche Grafik jedoch ein Muss.

Fazit meines Spielberichts

Alles in allem bin ich als Nostalgiker sehr begeistert von diesem umfangreichen Remake. Die Geschichte ist weitestgehend gut verdichtet worden, lässt den Spieler weiter in die Welt eintauchen und vertieft die bestehenden Charaktere. Der japanische Einschlag ist dem Spiel natürlich anzumerken. Wer damit nichts anfangen kann, wird auch mit dem Remake nicht besser bedient als mit dem alten Spiel. Da die Geschichte aber schon früher gut angekommen ist, bin ich zuversichtlich, dass in Zeiten von großen Umweltdebatten und Datenschutzproblemen das Thema weiterhin aktuell ist. Es wird meiner Einschätzung nach also auch Neuspieler ansprechen können.

Das Kampfsystem hat einen ordentlichen Sprung in die Moderne vollzogen und erinnert mich mit seiner Tüftelei und den actionreichen Hack-and-Slay-Elementen an Diablo. Wobei hier definitiv mehr Fokus auf die Story gelegt wird und der Kampf zwar sein muss, aber einen deutlich geringeren Anteil einnimmt. Durch das grundsätzlich beibehaltene Ausrüstungs- und Magiesystem hat es den Charme des Originals außerdem kein Stück verloren.

Was meint ihr? Habt ihr schon ähnlich viele Stunden auf dem Buckel? Hypt ihr das Spiel? Oder sagt es euch gar nicht zu? Ansonsten hoffe ich euch mit dem Spielbericht zum Remake von Final Fantasy VII einen guten Einblick verschafft zu haben.

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gone

Ich habe das Original seiner Zeit auf der PSone gezockt aber leider nie den langen Atem gehabt, um es auch mal durch zu spielen. Das will ich mit dem Remake nachholen und bin schon ganz heiß drauf. Da ich aber bekennender XBOXler bin, werde ich leider noch etwas länger warten müssen… 😥
Das die Story verdichtet wurde und man durch Nebenquests mehr in die Welt eintauchen kann, hört sich sehr gut für mich an. Da werden sicher auch bei mir etliche Stunden versenkt. Beim Kampf bin ich ganz froh, dass es eine Option gibt, die dem alten ATB recht nahe kommt. Das gehört für mich einfach zu Final Fantasy dazu.

Incoqnito

Ich zitiere mich einfach mal von andernorts selber:

„Die Tatsache, dass ich nicht einmal die FF7R-Demo beendet habe, ist bezeichnend genug. Meiner Meinung nach steht und fällt ein JRPG mit seinem Kampfsystem, und in dieser Hinsicht ist FF7R ein Desaster. Der viel gepriesene „Classic Combat Mode“ ist nur ein schwacher Bluff und zeigt schmerzlich auf, dass das Spiel nicht dafür gedacht ist, auf diese Weise gespielt zu werden.“

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