PnPnews schaut hinter die Kulissen der Rollenspielkunst und befragt die Rollenspiel-Illustrator*innen Anna Kersten, Melanie „Phantagrafie“ Philippi und Florian Stitz. Wir haben den dreien in kleiner Runde ein paar Fragen über ihre Arbeit als Künstler*innen gestellt, die sie gegenseitig einsehen konnten. Hier erhaltet ihr ein paar Einblicke ins Leben und Arbeiten von Rollenspiel-Illustrator*innen.
Illustrator*innen im Interview
Vielen Dank, dass ihr euch zu einem Interview mit PnPnews bereit erklärt habt. Stellt euch bitte kurz vor.
Anna: Hi! Ich bin Anna Kersten und arbeite als Illustratorin und freie Künstlerin von Zuhause aus in Duisburg. 🙂
Melanie: Hallöle! Ich bin Melanie Philippi, vielen auch bekannt als „Phantagrafie“, und ich zeichne seit fast 10 Jahren hauptsächlich Fantasykunst. Ich lebe in Düsseldorf und fröne dem Nerdtum in allen Facetten.
Florian: Moin! Ich bin Florian Stitz, lebe in Dortmund und arbeite nun seit fast 12 Jahren als freiberuflicher Illustrator im Fantasy- und Sci-Fi-Bereich. Privat bin ich auch in dem Bereich unterwegs, wenn die Zeit es zulässt. Dabei aber eher im Miniaturenhobby als in RPGs, auch wenn ich vor kurzem mit dem Sohnemann mit D&D (wieder) angefangen habe.
Wie seid ihr zum Zeichnen gekommen?
Anna: Hab nie damit aufgehört. 😉 Aber die Idee, das professionell zu machen, entstand, als ich die Anzeige für ein berufsbegleitendes Studium für Illustration gesehen habe und mit meinem aktuellem Studium an der Uni unzufrieden war.
Melanie: Interessiert hat es mich von klein auf, jedoch haben mich damals die Artworks von Mia Steingräber und Caryad inspiriert, mein Hobby – welches sich bis dato nur auf das Illustrieren meiner Rollenspielrunde beschränkte – zu professionalisieren.
Ich bin bis heute leidenschaftliche Spielerin/Spielleiterin und wollte schon immer ein „schaffendes und gestaltendes Mitglied“ der Szene sein.
Florian: Ich zeichne und male im Grunde schon, seit ich einen Stift halten kann. Meine Mutter hatte eine Werbeagentur, in der wir als Kinder auch viel Zeit verbracht haben. Stifte und Papier waren dort dann natürlich gut zugänglich.
Bei mir war auch schon ziemlich früh klar, dass ich mich beruflich der Illustration zuwenden möchte, und da wir damals auch schon viele Rollenspiele gespielt haben, wollte ich auch gerne in dem Genre arbeiten.
Themen, Stile, Techniken
Auf welche Themenbereiche habt ihr euch spezialisiert? Wie würdet ihr euren Stil beschreiben? Mit welchen Techniken arbeitet ihr?
Anna: Ich würde es als Dark Fantasy bezeichnen, Fantasy mit Horror-Touch. Wobei ich für Brettspiele sehr lieb zeichne. 😉 Ich arbeite am liebsten skizzenartig und „unordentlich“ in Tusche und bearbeite das Bild weiter in Photoshop. Aber ich passe mich je nach Projekt an.
Melanie: Mein Steckenpferd ist definitiv Fantasy. Von High bis Low, von strahlend bis gritty. Meist sind meine Motive Charakter- und Kreaturenartwork, ab und zu auch Szenerien und Landschaften.
Vor Kurzem habe ich mich aber auch eher dekorativen Motiven zugewandt, die sich auch mal für die Wohnzimmerwand eignen und nicht nur Rollenspielbücher zieren.
Ich arbeite meistens digital mit Photoshop und einem Grafiktablet. Hin und wieder mache ich auch noch Ausflüge aufs Papier, aber das sind dann eher Nebenbei-Projekte ohne Deadlines, da ich traditionell wesentlich langsamer arbeite als digital.
Florian: Hm, spezialisiert habe ich mich eigentlich nicht, auch wenn ich denke, dass mein Stil eher zu Fantasy passt, als zu glatter Sci-Fi. Wie Melanie liegt da meine Stärke bei Charakteren und Kreaturen, denke ich, wobei ich auch immer gerne an Szenen arbeite. Dabei bewege ich mich immer irgendwie auf dem Grat zwischen Realismus und Comic.
Was die Techniken angeht, bin ich meist in Acrylfarben unterwegs, mit einigen kleinen Ausnahmen, bei denen ich wieder digital arbeite.
Projekte im Rollenspiel und darüber hinaus
Für welche Rollenspiele habt ihr bisher gezeichnet und was habt ihr darüber hinaus für Projekte?
Anna: An Rollenspielen habe ich bisher nur für Redaktion Phantastik, speziell für Seelenfänger gearbeitet. Bei Brettspielen war ich bisher für Pegasus, Queen Games und bei einigen kleineren Verlagen unterwegs. Ich mache auch viele private Aufträge, Tierportraits und Fantasy-Bilder. Ansonsten bearbeite ich viele private Projekte, die ich auf Veranstaltungen wie Conventions und Messen zeige.
Melanie: Die Liste ist in 10 Jahren recht lang geworden. Ich habe für Myranor, Splittermond, und Ratten! gezeichnet sowie für einige Self-Publisher-Projekte wie Spherechild und Mystics of Mana. Auch für Earthdawn und vor einiger Zeit auch mal für DSA.
Darüber hinaus zeichne ich für verschiedene kleinere Buchverlage und mache Romancovers oder aber auch Projekte für Privatleute, so es meine Zeit zulässt.
Dazu habe ich mir Anfang des Jahres noch ein LARP-Projekt „ans Bein gebunden“. Das war ursprünglich als Hobbyprojekt geplant, ist aber aufgrund der hohen Nachfrage derart explodiert, dass ich ein Crowdfunding daraus machen musste. Auf dem Conquest 2019 wird es nun zum ersten Mal die frivolen Pokerkarten von „Frivolita“ geben, und ich bin gespannt, wie sich das Projekt weiter auswächst. Wahrscheinlich werde ich diese Sache noch über viele weitere Jahre verfolgen, wenn ich ein Konzept entwickeln kann, das sich finanziell und zeitlich gut in meine Illustratorentätigkeit einfügt.
Florian: Ähnlich wie bei Melanie hat sich da in 12 Jahren einiges angesammelt. Begonnen hat es damals auf der Spielemesse in Essen mit einem ersten Auftrag für Das Schwarze Auge. Seitdem habe ich für Midgard, Shadowrun, Battletech, Myranor, Pathfinder, Splittermond, diverse Warhammer-RPGs, Descent, Wamachine und Hordes, Infinity und noch etliche andere Systeme. Daneben hat es sich vor einigen Jahren ergeben, dass ich für viele Tabletop-Events oder Turnierteams Maskottchen gemacht habe. Auch für einen Steuerberater war mal eins dabei.
Für persönliche Projekte fehlt mir dagegen meist die Zeit und Ruhe. Ich habe allerdings langsam schon mal mit ein paar Entwürfen für ein eigenes Science Fiction/Space Opera Projekt begonnen. Mal schauen, wie sich das so entwickelt.
Absprachen und Vorgaben
Wie laufen die Absprachen mit einem Rollenspielverlag? Gibt es da Besonderheiten? Ist es z. B. schwierig, einen einheitlichen Stil zu finden, wenn mehrere Illustrator*innen an einem Buch arbeiten?
Anna: Da ich einen auffälligen Stil habe, ist meistens auch der gewünscht. Bei dem Rollenspiel, für das ich gearbeitet habe, wurde kein einheitlicher Stil verlangt. Ich persönlich finde Rollenspielbücher mit unterschiedlichen Stilen auch spannender. Ansonsten waren die Absprachen ähnlich wie bei anderen Projekten: Bildbeschreibung, Größe und Platzierung im Buch.
Melanie: Meist haben Rollenspiele ein gewisses Flair, dem man sich als Illustrator anpassen muss, aber die Artdirectoren der Verlage suchen sich auch die Leute aus, die stilistisch ins Profil des Spiels passen.
Dementsprechend ist es eigentlich nicht sonderlich kompliziert, außer dass es vielleicht mal spielspezifische Begriffe in der Beschreibung gibt, mit denen man als Außenstehender nichts anfangen kann, wenn man das System nicht selber bespielt. So etwas klärt sich aber immer recht schnell.
Florian: Ich versuche eigentlich immer, meinen Stil ein wenig an das Setting anzupassen, aber man kommt ja auch nicht aus seiner Haut und so besteht natürlich auch immer eine gewisse Ähnlichkeit zwischen meinen Bildern. Aber wie Anna und Melanie schon sagten, wurde ich, bzw. auch mein Stil, ja auch für das Projekt ausgewählt und gewünscht. Da ist das dann vermutlich auch nicht besonders dramatisch. Wenn es um Maskottchen oder Bilder für Kinderbücher oder ähnliches geht, sehen meine Bilder aber natürlich schon ganz anders aus als die Orks, die ich für Wrath & Glory gemacht habe.
Wie genau oder ungenau sind die Vorgaben, die ihr typischerweise für eine Illustration bekommt? Mögt ihr lieber spezifische Angaben oder kreative Freiheiten?
Anna: Hängt ganz vom Kunden ab. Von „Mal, auf was du Bock hast“ bis hin zur Beschreibung der Augenfarbe ist alles drin. Wobei Firmen schon genauere Vorstellungen haben, wie das Bild aussehen soll. Ich selber mag am liebsten, wenn ich eine grobe Beschreibung habe, wer oder was auf dem Bild sein soll, in welcher Umgebung und welche Stimmung das Bild erzeugen soll. Ich verbiege mich nur ungern, wenn ein Stil verlangt wird, der mir nicht liegt, z. B. Karikatur oder Cartoon. Aber dann winke ich meistens schon ab, das können andere Kollegen viel besser als ich!
Melanie: Wie Anna schon sagte: Das kommt ganz auf den Kunden an.
Ich hatte schon so vage Beschreibungen wie „Mach was Göttliches, mit einer weiblichen Hauptfigur und mystischer Atmosphäre“ – was für einen Illustrator natürlich ein Träumchen ist, wenn man so viele Freiheiten hat. Ich hatte aber auch schon Beschreibungen von Segelschiffen mit fachlichen Begriffen wie „rahgetakeltes Bugsegel“, wo man erstmal ne Stunde googelt, um die Beschreibung zu verstehen.
Wie man oben schon lesen konnte: Ich mag Freiheiten. 😉 Aber auch da gibt es natürlich Stolpersteine, wenn der Kunde dann im Arbeitsverlauf feststellt, dass seine Vorstellungen doch viel konkreter sind als das, was er mir anfänglich zugestanden hat.
Deswegen habe ich, vor allem bei Kunden, mit denen ich noch nicht gearbeitet habe, meistens recht enge Beschreibungen im Voraus vereinbart, damit sich die Kommunikation nicht verfranst.
Bei Kunden die ich schon länger kenne, und bei denen die Kommunikation gut läuft und man sich versteht, ist oft nicht viel mehr nötig als grobe Angaben.
Florian: Das ist wirklich immer sehr abhängig vom Kunden und teilweise sogar vom Autor des Bandes bzw. des Teils, den ich illustrieren soll. Ich hatte schonmal eine Beschreibung, die nur einen Satz lang war, und ich hatte auch schon fast eine DIN-A4-Seite Text als Beschreibung für eine Viertelseiten-Illustration.
Bei sowas sag ich immer gerne: So viel wie nötig und so wenig wie möglich. Ich habe gerne Freiraum, in dem ich auch selber Ideen mit einbringen kann, aber wichtige Dinge, die zu sehen sein müssen, sollten natürlich auch in der Beschreibung stehen. Und ich finde, bei dieser sollte auch eher stehen, welche Stimmung vermittelt werden sollte, als dass der Zwerg, der da hinten am Tor steht, nen Pickel auf dem linken Nasenflügel hat oder die Elfe im Hintergrund einer Barszene grad ein Brot mit Salat isst.
Referenz- bzw. Inspirationsbilder sind auch immer super und ein guter Weg, Dinge für Bilder zu vermitteln.
Wie hoch ist eurer Meinung nach der Einfluss eines guten Artworks auf die Verkaufszahlen von Rollenspielprodukten?
Anna: Sehr hoch! Die Illustrationen vermitteln gleich, um was es in diesem Spiel geht und was man zu erwarten hat.
Melanie: Extrem hoch. Die Illustrationen transportieren die Welt. Der Text tut das zwar auch, aber den würde ich im Rollenspieljargon mal als „Crunch“ bezeichnen, während die Illustrationen den „Fluff“ liefern.
Niemand wandert gerne durch Textwüsten, und oft wird erst durch ein gutes Cover das Interesse am Buch geweckt.
Florian: Da kann ich mich voll und ganz den beiden anschließen: Sehr hoch! Schickes Artwork zieht mich immer an und weckt mein Interesse, und das habe ich auch schon oft von anderen Menschen gehört. Ein Bild sagt oft mehr als tausend Worte, oder es tut das zumindest schneller als die Worte. Ich will ja hier auch nicht die Arbeit der Autoren schmälern, die ja auch den Großteil der Welt beschreiben und mit Leben füllen.
Aber das Interesse wird definitiv eher von Bildern geweckt.
Illustrieren im Digitalzeitalter
Wie hat sich das Illustrieren im digitalen Zeitalter verändert? Was für technische Hilfsmittel und Tools nutzt ihr? Lieber digital oder lieber analog?
Anna: Für Firmenkunden ist digitales Arbeiten Standard. Früher hat man wohl Originale verschickt, meist in Acryl oder Öl. Heute haben die Firmen gar keine Möglichkeiten, die zu digitalisieren, um sie für den Druck vorzubereiten. Aber ich habe recht spät angefangen und kenne nur die digitale Arbeitsweise für Firmenprojekte. Da finde ich es auch sehr praktisch, dass man Änderungswünsche schnell und einfach erledigen kann, und das spart Geld. Ich persönlich male digital und analog, oft gemischt. Ist von meiner Stimmung abhängig und welches Motiv ich mir vorstelle. Wobei ich durchaus digital malen kann und es sieht aus wie analog. 😉
Melanie: Ganz am Anfang meines Lebens als Illustratorin hatte ich noch kein Grafiktablet und arbeitete nur analog. Das Einscannen, das Einbringen von Änderungen, das Hochladen von Artworks – all das wurde mir mit der Zeit zu aufwändig und ich merkte schnell, dass ich an der digitalen Kunst nicht vorbei komme.
Zum Glück hat mich das auch schon immer interessiert, und ich wollte das sowieso lernen. Deswegen habe ich den Umstieg auf Photoshop und ein Grafiktablet (ein großes Bildschirmtablet) nie bereut, auch wenn aller Anfang schwer ist und ich viel Zeit gebraucht habe, mit dem neuen Medium flüssig zu arbeiten.
Ich habe ein paar kleine Hilfsmittel auf dem Rechner, wie ein Tool für Referenzbilder, welches immer als Fenster über Photoshop liegt, damit ich einfacher arbeiten kann. Dann noch ein paar nützliche Plugins für Photoshop, und das war es eigentlich auch schon an Hilfsmitteln.
Florian: Ich habe früher digital mit nem Grafiktablett in Painter und Photoshop gemalt, was mich aber mit der Zeit immer mehr frustriert hat. Die Bilder hatten nicht den „Look“, den ich gerne gehabt hätte. Ich bin dann vor etwa 9 Jahren auf traditionelles, „analoges“ Malen in Acrylfarben umgeschwenkt und habe es nicht bereut. Ich mag einfach die Griffigkeit der Bilder und das Gefühl, nach getaner Arbeit etwas wirklich in der Hand zu haben. Digital arbeite ich zwar bei Bedarf immer noch hin und wieder, aber in der Regel wird am Rechner nur noch ein wenig gesäubert und evtl. hier und da noch etwas angepasst, bevor es an den Kunden geht. Und die Leute freuen sich auf Messen immer wieder, sich Originale angucken zu können.
Wie vermarktet ihr eure Arbeit? Nutzt ihr Kanäle wie Facebook, Twitter, YouTube, Twitch etc.? Wie wichtig sind Messen für euch?
Anna: Ganz vorne bei mir stehen Messen, die ich oft und gerne besuche. Dort komme ich in Kontakt mit potenziellen Kunden – und persönliches Kennenlernen ist viel wert! So habe ich schon einige Aufträge bekommen, besonders auf Messen wie der SPIEL in Essen, wo auch viele Verlage unterwegs sind. Aber auch Verkaufsmessen wie Comic Cons sind wichtig. Zum einen bringen sie einen nicht unerheblichen Teil meines Einkommens, zum anderen komme ich mit meinen Privatkunden in Kontakt. YouTube und Twitch benutze ich erst neuerdings. Videos funktionieren ähnlich wie Messen, man lernt den Künstler persönlich kennen. Bei Twitch ist das noch stärker, da die Zuschauer direkt und live kommentieren können, was du da gerade machst, und sie bekommen einen Eindruck, wie ein Bild entsteht. Facebook war bisher mein stärkster Kanal, aber ich bemerke einen schleichenden Rückgang an Interesse. Deshalb möchte ich mich anders orientieren und mehr Gewicht auf die Video-Plattformen und Instagram legen.
Melanie: Hauptsächlich nutze ich Facebook. Ich bin damit irgendwie groß geworden und Plattformen wie Instagram, wo es oft so vorkommt, dass mit wenig Aufmerksamkeit herumgescrollt wird, ohne dabei auch etwas zu lesen, waren mir immer zu unkommunikativ.
Ich mache sehr gerne Live-Videos von Conventions und rede frei von der Leber weg. Dabei habe ich nicht den Aufwand des Schneidens, den es bei hochwertigen YouTube-Videos braucht. Sichtbarkeit ist ein wichtiges Thema, wenn man selbstständig arbeitet, und etwas Selbstvermarktung gehört eben auch dazu.
Generell kommuniziere ich sehr gerne mit den Leuten aus der Szene. Deswegen bin ich so oft auf Conventions, wie ich es einrichten kann. Am liebsten bin ich auf den designierten Rollenspielcons. Dort treffe ich eben auch das Völkchen und die Szene, in der ich mich zuhause fühle.
Große Messen sind eher nicht so mein Ding. Dort „konkurriert“ man mit extrem vielen Zeichnern, hat meistens wenig Zeit zu reden und die Kosten für so eine Veranstaltung sind oft recht hoch. Da ich meine Umsätze fast nur über Charakterzeichnungen generiere und wenige Drucke oder Merchandise verkaufe, sind solche Großevents wie Comic Cons eher nicht sehr weit oben auf meiner Agenda.
Grundsätzlich bin ich dem gegenüber aber aufgeschlossen. Wenn sich der Aufwand nach Abwägen der Unkosten lohnt, mache ich auch gern größere Sachen mit. Die RPC war da jahrelang meine Hauptadresse, aber das wird sich wahrscheinlich im nächsten Jahr zugunsten des Weltenwerker-Konvents verschieben.
Florian: Ich bin hauptsächlich auf Facebook, Twitter und Instagram unterwegs und versuche da auch immer regelmäßig etwas zu posten. Was zugegebenermaßen im Alltag nicht immer funktioniert. Denn das kann ja schon ziemlich in Arbeit ausarten und schon fast eine Wissenschaft werden. Deshalb habe ich z. B. auch noch rein gar nichts in Richtung von Videos gemacht, auch wenn ich da schon mal nach gefragt wurde. Vielleicht denke ich aber auch, dass Leute eh nicht wirklich sehen wollen, wie ich mit meinen Farben auf dem Papier „rumschmiere“, haha.
Messen und Cons sind für mich immer eher Dinge gewesen, auf denen ich für Fans da sein und andere Zeichner treffen kann. Wirtschaftlich waren sie meist okay, aber dafür muss man sich halt auch ein Wochenende oder mehr um die Ohren schlagen. Daher beschränke ich mich nur noch auf Events hier bei mir in der Nähe, es sei denn, ich werde explizit eingeladen.
Wobei sie auch immer viel Spaß machen und man immer viel zu wenig Zeit für all die Gespräche hat, die man dort eigentlich führen möchte.
Meisterwerke und weniger beliebte
Auf welche eurer Illustrationen seid ihr besonders stolz? Welche mögt ihr heute nicht mehr so sehr?
Anna: Immer die neuesten Bilder! Man entwickelt sich ja weiter, und so sind die aktuellsten Werke immer meine liebsten. Klar, es gibt Meilensteine von Arbeiten, die einem besonders gelungen sind. Die mag man dann viele Jahre. Aber so wirklich nicht mögen im Nachhinein eher nicht. Entweder gefallen die mir gleich nicht oder es passt. Klar, technisch werden die im Laufe der Jahre besser, aber ich mag die ersten unbeholfenen Versuche auch noch, auch wenn ich die nicht mehr rumzeigen würde. 😉
Melanie: Wie Anna habe ich irgendwie immer so meine Dauerbrenner. 🙂 Manchmal habe ich als Künstlerin das Gefühl, einen „großen Wurf“ gemacht zu haben. Diese Artworks können dann auch jahrelang Lieblinge bleiben und sogar die „Marke“ als Illustrator so gut repräsentieren, dass ich sie über einen langen Zeitraum als identitätsstiftend empfinde.
Hierbei ist insbesondere das Cover für Spherechild zu nennen, das ich seit 2016 als Banner immer auf Cons mitnehme und auf fast allen meinen Profilen als Titelbild nutze.
Das war übrigens das Artwork mit der Beschreibung „Mach mal was Göttliches“. Dort konnte ich mich sehr frei entfalten, und deswegen mag ich es wohl auch immer noch so sehr.
Nicht so sehr mögen … schwierig. Meistens sind das Artworks, die unter hohem Zeitdruck und/oder schlechter Bezahlung entstanden sind, und wo man dadurch beim Arbeiten negative Emotionen freigesetzt hat.
Auch Sachen fallen darunter, die mir einfach stilistisch oder vom Thema her nicht liegen, die ich aber trotzdem mal angenommen habe, um zu gucken, ob ich das auch hinbekomme. Manchmal muss man eben was versuchen, um weiter zu kommen, und manchmal scheitert man eben auch daran. 🙂
Florian: Da geht es mir ähnlich wie Anna und Melanie. Meist sind es die aktuellen Arbeiten, die mir besonders gut gefallen, bis sie dann von neueren Werken abgelöst werden. Wobei ich auch ältere Bilder habe, die mir heute immer noch sehr gut gefallen. Vielleicht weil ich dort etwas Neues ausprobiert habe, was gut funktioniert hat oder einfach, weil ich die Idee und das Design immer noch sehr mag.
Nicht so sehr mögen, hmm, da ist es wohl entweder so, wie Melanie gesagt hat, dass die Bilder unter Zeitdruck entstanden sind. Oder sie sind so alt, dass man sich seitdem schon deutlich weiterentwickelt hat. Da gibt es dann schon mal Momente mit einem „Oh mein Gott, was hast du dir nur bei der Anatomie da gedacht!“
Aber man ist selbst ja auch sein größter Kritiker. Im Grunde versuche ich immer, das Beste zu machen, zu dem ich zum aktuellen Zeitpunkt und den Umständen nach in der Lage bin. Ich muss ja auch von dem Job leben.
Mit dem Vertrieb von Rollenspielen kann man nicht reich werden. Im Gegenteil, viele Beteiligte in der Branche beuten sich selbst geradezu aus. Kann man vom Zeichnen im Vollzeitjob leben? Wie geht ihr als Illustrator*innen mit den bescheidenen Verdienstmöglichkeiten im Rollenspielbereich um? Wie groß ist der Unterschied zu anderen Branchen?
Anna: Ja, ein schwieriges Thema. Ich behaupte, am deutschen Markt kannst du als Illustrator allein mit Rollenspielen nicht leben. Die Honorare sind, vorsichtig ausgedrückt, am unteren Ende der üblichen Vergütung. Auch wenn es nicht schön ist, als hauptberuflicher Illustrator kann man sich so gering vergütete Aufträge nicht erlauben.
Versteht mich nicht falsch, ich kann es nachvollziehen. Oft sind es kleine Verlage, teilweise auch als Teilzeit- oder Hobbyprojekt geführt – da ist das Budget sehr klein. Da müssen halt Illustratoren ran, die es auch aus reiner Liebe machen und/oder noch andere Einkommensquellen haben. Es gibt aber auch andere, größere Verlage, die schlicht und einfach nicht mehr ausgeben wollen und es einfach ausnutzen, dass das Honorarniveau bei deutschen Rollenspielen so niedrig ist. Das habe ich live erlebt und man hat mir das ins Gesicht gesagt: „Ja, für unsere Rollenspiele zahlen wir nicht so viel, das machen eher Hobbykünstler.“ Dieser Verlag macht auch Brettspiele und da sind Honorare im vier- bis fünfstelligen Bereich üblich.
Melanie: Ich lebe tatsächlich nicht ausschließlich vom Illustrieren. Bei mir hat sich eine gute Symbiose aus einem Teilzeitjob und der Illustration ergeben, die ich auch nicht wieder aufgeben würde.
Die Bezahlung auf diesem winzigen deutschen Rollenspiel-Markt gibt es einfach kaum her, alle Kosten zu decken, die man als selbständige Person hat. Deswegen setze ich eben auf die Sicherheit eines Angestelltenverhältnisses. Das hilft mir auch, den Kopf frei zu haben, weil es eben nicht existenziell notwendig ist, dass ich von meiner zeichnerischen Lieblingsnische lebe. Der Stress, den eine volle Selbstständigkeit bei mir verursachen würde, ist es mir nicht wert, auch wenn ich dadurch weniger Zeit fürs Illustrieren habe.
Ich habe letztes Jahr auch mal für die freie Wirtschaft, für einen großen Pharmakonzern gearbeitet, wo „echte“ Illustratorenhonorare fließen. Das ist tatsächlich ein himmelweiter Unterschied.
Aber die Motive und die Arbeitsweise war so weitab meiner Komfortzone, dass ich trotz des sehr guten Honorars nie wieder so etwas machen möchte. Kunst ist für mich auch ein Lebensgefühl, und das möchte ich mit Herzblut machen. Und mein Herz hängt halt am Rollenspielsektor.
Florian: Hier kann ich eigentlich direkt an das Ende meiner Antwort auf die vorherige Frage anknüpfen. Zu Beginn: Ja, ich lebe davon, es kann zwischendurch aber auch mal Durststrecken geben. Aber ich würde jetzt mal behaupten, dass es mir und meiner Familie gut geht. Ich passe halt meine Bilder der Bezahlung an, muss es darüber regeln. Wer also schlecht bezahlt, kann nicht erwarten, dass die bestellte Viertelseiter-Illustration am nächsten Tag fertig ist und auch noch die Qualität einer Magic-Karte hat. Aber da bin ich immer sehr transparent und sage das auch immer direkt zu Beginn. Hilfreich ist dabei natürlich auch, dass man mit der Zeit auch schneller wird.
Ebenso hilfreich ist es für mich, auch Kunden aus z. B. den USA zu haben, die einfach aufgrund der höheren Auflagen auch ein größeres Budget haben. Trotz allem strecke ich auch immer wieder meine Fühler in andere Bereiche aus bzw. halte meine Augen da offen. Denn wie schon in der Frage gesagt: Reich werden kann man hier nicht. Aber ganz ehrlich, ich brauche auch keinen Ferrari, und ich kann im Grunde in meinem Hobbybereich arbeiten.
Die Künstler*innen im Internet
Habt ihr eigene Internet-Seiten? Wo kann man eure Werke noch bewundern?
Anna:
www.annakersten.com
www.twitch.tv/ankerart
https://www.instagram.com/annakersten_art/
Melanie:
http://phantagrafie.artworkfolio.com/
https://www.facebook.com/Phantagrafie
https://www.deviantart.com/phantagrafie
… und hier noch die Seite meines LARP-Pojekts:
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