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Interview mit dem Donnerhaus-Studio

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Vor gar nicht allzu langer Zeit startete das Crowdfunding des Donnerhaus-Studios. Nachdem wir euch den Inhalt bereits vorgestellt haben, hatten wir jetzt noch einmal die Gelegenheit, mit dem Team von Donnerhaus zu sprechen. Dabei haben wir noch ein paar interessante Einblicke bekommen. Nicht nur in die Welt von Jannasara, der Entdeckerin, die die Donnerhaus-Karten erkundet, sondern auch in die Arbeitsweise für ein Crowdfunding. Und natürlich haben wir auch noch einmal nachgehakt und ein paar interessante Informationen zu unserem kürzlichen Schwerpunkt Crowdfunding bekommen.

Donnerhaus im Interview

Moin „Donnerhaus-Team“, erst einmal vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für ein Interview genommen habt. Stellt euch doch bitte zuallererst einmal unseren Lesern vor. Wer steckt eigentlich hinter Donnerhaus?

Wir sind zwei Freunde aus Berlin. Wobei Tobias vor über einem Jahrzehnt aus der Schweiz zugezogen ist, ich – Torsten – hingegen schon immer hier war. Ein Berliner Urgestein quasi. Wir spielen natürlich auch zusammen. Ich bin studierter 3-D-Animator und der Designer im Team. Tobias wiederum hat Geschichte und Asien-/Afrikawissenschaften studiert, aber mittlerweile auch Layouting gelernt. Wir ergänzen uns darum sehr gut, was auch die Kosten erträglich hält.

Als Design-Studio arbeiten wir nun seit etwas mehr als 3 Jahren zusammen, wobei wir am Anfang noch eher lose an Sachen gearbeitet haben. Da haben wir nur Konzepte jongliert, Dinge ausgetestet usw. Dann kam das Blog dazu, das auch ziemlich gewachsen ist. Nachdem im ersten Halbjahr noch bestenfalls ein paar Dutzend Besucher pro Monat dort aufgekreuzt waren, haben wir mittlerweile eine treue Leserschaft, die uns auch mit Feedback begleitet.

Als Indie-Studio veröffentlichen wir seit etwas mehr als einem Jahr regelmäßig Schauplätze mit handgestalteten Karten. Bisher nur digital als PDF. Dank unserer Community auf Patreon konnten wir allerdings mehr Zeit dafür aufwenden, und darum gibt es nun auch das Crowdfunding für den Druck.

Bleiben wir doch erst einmal bei eurem Verlag. Wie seid ihr auf die Idee zu Donnerhaus gekommen? Und ein Stück weit in persönlicher Sache: Warum habt ihr eine Wolperratte als Maskottchen gewählt?

Wir lieben Rollenspiele, und wir haben vor etwas mehr als zwei Jahren beschlossen, daraus auch etwas Professionelles zu machen und Spielhilfen zu veröffentlichen. Dafür musste eine Rechtsform her, und weil eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts zwangsläufig einen langweiligen Namen hat, musste ein Gebrauchsname her. Nur schon für den Wiedererkennungswert! Und weil „Donnerhaus“ einfach knackiger ist als „Torsten und Tobias machen Zeug für Rollenspiele“. Nicht gerade romantisch, aber das ist es an sich auch schon.

Was die Wolperratte angeht: Wir haben ja sogar zwei Wolperratten. Wolpi und Mae. Wobei wir uns gar nicht sicher sind, ob wir Wolpi gewählt haben oder er uns. Eines Tages war er einfach da und fraß unsere Kekse. Neben den Wildschweinen im Grunewald und den Tauben auf den Dächern sind Ratten nunmal die häufigsten Tiere in Berlin. Da wir im Bereich der Fantastik unterwegs sind, trifft es sich gut, mit den Wolperratten auch eine fantastische Form dieser Tiere an Bord zu haben.

Im Interview mit Nerds gegen Stephan habt ihr ja schon ein bisschen was zu eurem Crowdfunding erzählt, wir würden es aber gerne noch etwas genauer wissen: Wie läuft die Vorbereitung so eines Crowdfundings eigentlich ab und welche Schwierigkeiten sind dabei aufgetreten? Vielleicht auch oder gerade dabei, eine Druckerei zu finden, die euren selbst gesetzten Standards entspricht?

Die größte Schwierigkeit bei der Vorbereitung unserer Kampagne war, dass wir nur zwei Personen sind. Da wir kaum Kapital hatten, mussten wir das mit Arbeitseinsatz kompensieren. Da geht es dann ziemlich drunter und drüber, denn alles greift wie ein Getriebe ineinander. Texte brauchen Bilder, Bildänderungen beeinflussen die Texte und Textänderungen die Bilder. Das kann ganz schön anstrengend und chaotisch werden. Perfekt geplant wäre das etwas weniger stressig, aber dafür braucht man Erfahrungswerte, die wir beim ersten Crowdfunding nicht hatten.

Eine Druckerei zu finden, die unseren Standards entspricht, war eigentlich recht einfach. Diese Arbeit hat uns nämlich zu einem großen Teil der Blaue Engel bereits abgenommen. Wer sich an die Standards des Blauen Engels hält, der erfüllt auch direkt einen Großteil der von uns gesetzten Kriterien. Dazu kommen dann eigentlich nur noch Dinge wie die Standortfrage. In unserem Fall: Ist die Druckerei in Deutschland? Und, wenn möglich, in Berlin? Da wir da fündig wurden, mussten wir dann nur noch bei denen, die wir fanden, vorbeifahren, uns mit den Leuten unterhalten und schauen, wer uns sympathisch ist und von wem wir uns auch ernst genommen fühlen. Unser Kundenberater hatte sich im Vorfeld sogar unser Blog angeschaut! Obwohl wir beim ersten Besuch absolute Niemande waren, wurden wir ausführlich persönlich beraten und absolut für voll genommen. Das fanden wir sehr sympathisch.

Vor einer Weile hatten wir auf PnPnews schon mal einen Schwerpunkt zum Thema Crowdfunding. Vielleicht könnt ihr uns da ja aus erster Hand ein paar interessante Antworten geben. Ein großes Thema war ja, ob Crowdfunding Marketing ist oder tatsächlich zur Finanzierung dient. Hättet ihr euer Projekt auch realisieren können, wenn die angepeilte Summe nicht zusammengekommen wäre?

Wenn die Finanzierungssumme nicht zusammengekommen wäre, dann hätte es keinen Sinn gemacht, das Projekt in dieser Form zu verwirklichen. Wir hätten vielleicht die Karten drucken können – aber bereits individuelle eigene Mappen wären ein Problem geworden. Das Buch wäre sofort unter den Tisch gefallen. Für ein Buch braucht man schon gewisse Auflagenzahlen, damit es nicht völlig ruinös wird, was wiederum keinen Sinn hat ohne Abnehmer.

Marketing und Finanzierung komplett zu trennen, ist bei Crowdfundings aber gar nicht möglich. Ein Teil der Finanzierung kommt ja daraus, dass es Marketing ist! Ich kann niemandem sagen: „Guck, ich biete dir was an“, wenn ich nichts habe. Eine Crowdfunding-Kampagne ermöglicht es, Leuten etwas anzubieten, das noch nicht fertig produziert ist – erlaubt also das Bewerben. Dabei muss man natürlich redlich vorgehen und maximale Transparenz schaffen.

Der Marketingeffekt ist für Leute ohne Namen und ohne Werbebudget durchaus wichtig, aber im Kern geht es ganz schnöde um die Finanzierung. Und zwar gleich doppelt. Das Risiko, auf der Auflage sitzen zu bleiben, tötet Verlage, die grade erst am Anfang stehen. Wenn ich 300 Bücher drucke und nur 50 loswerde, dann sitze ich auf Tausenden von Euro, die ich nicht in das nächste Projekt stecken kann. Zu wissen, wie viel Interesse da ist und wie viel Überschuss man vielleicht drucken sollte, ist ebenso wichtig wie das Geld, um überhaupt zu drucken.

Werdet ihr in Zukunft nochmal durch ein Crowdfunding eure Karten drucken? Oder habt ihr vielleicht sogar vor, die Drucke dauerhaft in euer Sortiment aufzunehmen?

Wir werden vermutlich erneut crowdfunden, allein schon für zukünftige Karten – wir hören ja nicht auf, neue Schauplätze zu gestalten. Wir haben schlicht noch keinen ausreichend regelmäßigen Umsatz, um den Druck aus dem Tagesgeschäft zu bezahlen. Langfristig möchten wir natürlich auch aus dem Umsatz Projekte verwirklichen können – und auch andere Finanzierungsformen sind eine Option. Crowdfunding-Kampagnen sind eine Menge Arbeit für zwei Personen.

Wenn die jetzige Kampagne erfolgreich genug ist, können wir aber vermutlich Überschuss drucken, um auch auf Cons oder in einem Webshop zumindest für eine Weile die Schauplätze zum Verkauf anzubieten. Beim Buch [Jannasaras Tagebuch] würde ich aber sofort zugreifen – eine zweite Auflage als Hardcover mit veredeltem Einband wird es vermutlich nie wieder geben.

Ihr habt euch bei eurem Projekt für die Plattform Game On Tabletop entschieden. Warum, habt ihr ja auch im Interview bei Nerds gegen Stephan erzählt. Könnt ihr unseren Lesern erklären, welches Interesse die Plattformen selbst an den Projekten haben? Welchen Vorteil ziehen die Anbieter daraus, dass Projekte auf ihrer Seite finanziert werden?

Das müsst ihr Game On Tabletop fragen! Die offensichtliche Antwort steht ja im Raum: Crowdfunding-Plattformen verdienen Geld mit den Ideen anderer. 5 % des Umsatzes gehen an die Plattform. Klingt nach wenig, ist aber gar nicht so schlecht dafür, dass der Personalaufwand für die Crowdfunding-Betreuung überschaubar ist. In unserem Fall wären das aktuell immerhin etwas mehr als 800 Euro, die an die Plattform gehen. Damit sind die Kosten, die wir verursachen, gedeckt, denke ich.

Eure Karten stammen ja alle aus einer einzigen Welt, die von der Entdeckerin Jannasara bereist wird. Erzählt doch mal ein bisschen was zu eurer Hauptfigur. Wie ist Jannasara entstanden und was für eine Person versteckt sich hinter diesem Namen?

Jannasara ist inspiriert durch die Reisen des Ibn Battuta, des muslimischen Weltenbummlers und Chronisten. Genau wie ihre Eltern bereist sie nun die Welt auf deren Spuren, um zum einen ihre Wurzeln zu finden – denn sie ist das Kind von Weltenbummlern –, und zum anderen auch die Orte zu sehen, die ihre Eltern nicht erreicht haben.

Die Figur der Erzählerin Jannasara ist ein Kunstgriff, um eine klare Perspektive auf die Welt zu bieten. „Neutrale“ und „objektive“ Beschreibungen wirken schnell langweilig und erlauben kaum Stilmittel. Darum haben wir uns für eine eindeutige Beobachterin entschieden.

Die Tagebuchberichte sind natürlich so gehalten, dass Jannasara als Person nicht zu dominant erscheint. Jeder Ort ist ja für die Spielenden erdacht, Jannasara darf ihn also nicht „verbrauchen“. Gleichzeitig muss sie die Schauplätze aber beleuchten und aufzeigen, was es dort Spannendes gibt. Sie ist darum eine eher zurückhaltende, etwas nachdenkliche Person. Da kommt sie mehr nach ihrer gelehrten Mutter als nach ihrem flamboyanten Vater. Die Idee ist, dass Lesende beim Planen ihrer Abenteuer Jannasaras Erlebnisse als roten Faden benutzen können, was an dem Ort passieren könnte und wie es sich dort anfühlt.

Bleiben wir bei eurer Welt: Eure Karten sollen ja grundsätzlich universell einsetzbar sein. Warum habt ihr euch trotzdem dafür entschieden, eine eigene Welt zu entwerfen? Gibt es eigentlich eine Komplettübersicht eurer Welt, eine Geschichte dazu oder Ähnliches?

Wie sieht eine Burg aus? Welche Form haben Siedlungen? Wie werden Felder bestellt? All das sind Fragen, die man nicht allgemein beantworten kann. Eine übergreifende Welt erzeugt einen Kontext, durch den die Einzelteile eine gemeinsame Konsistenz entwickeln können. Form folgt Funktion, und die wird von der Welt vorgegeben.

Genau wie in den Tagebucheinträgen von Jannasara, die ja auch eine eindeutige Perspektive haben, finden wir generische Welten zudem ziemlich langweilig. Die sind nichts Halbes und nichts Ganzes. Lieber eine eindeutige Welt, von der die Lesenden abweichen können, als dass sie generisches Zeug wiederum mit Leben füllen müssen.

Für die gesamte Welt haben wir bisher nur Manuskripte und Notizen – ein paar Hundert Seiten – und eine Prototypen-Weltkarte. Wir wollen damit eigentlich mehr machen – aber das ist eine Zeit-, Geld- und Personalfrage. Wir erhalten, was wir bisher haben, und bauen darauf weiter auf. Dabei helfen uns das Crowdfunding und natürlich unsere Patrons auf Patreon.com.

Zuletzt noch eine Frage zu eurer Community. Ihr schreibt in eurem Crowdfunding-Projekt, dass eure Karten in Zusammenarbeit mit der Community entstehen. Wie darf man sich diese Zusammenarbeit vorstellen? Holt ihr euch vor allem Anregungen oder ist die Community tatsächlich am Schaffensprozess der Karten und Abenteuerideen beteiligt?

Unsere Kartenprojekte beginnen in der Regel so, dass wir mehrere Themenvorschläge haben. Über die stimmen unsere Patrons dann direkt auf der Patreon-Plattform ab. Viele der Vorschläge stammen wiederum aus Gesprächen mit Community-Mitgliedern. Manchmal geben wir das Thema auch vor und lassen die Community dann darüber abstimmen, was genau davon wir umsetzen. Die detaillierten Umfragen machen wir dazu meistens auf unserem Discord-Server.

Sobald wir an einem Kartenprojekt arbeiten, teilen wir dann von verschiedenen Entwicklungsstufen immer wieder Vorschaubilder auf Discord sowie ausgesuchte Meilensteine auf Patreon. Dabei bringen sich unsere Patrons mit Gedanken, Ideen und Anregungen ein, machen auf Fehler aufmerksam oder äußern weitere Wünsche, die wir dann beachten können, wenn sie uns passend erscheinen. Außerdem haben wir regelmäßige Talk-Runden, bei denen wir natürlich auch Anregungen und Feedback bekommen.

Einige Mitglieder unserer Community lesen außerdem Texte gegen, bei denen wir eine zusätzliche Meinung brauchen. Beispielsweise geht keiner der Schauplätze ins Lektorat, ohne dass nicht mindestens eine weitere Person vorher Testleser war.

Vielen Dank für eure Zeit!

Hinweis zum Donnerhaus-Crowdfunding

Wer sich für die Karten des Donnerhaus-Verlags interessiert, der kann die Drucke noch bis zum 18.12.2019 über das Crowdfunding erwerben. Wenn ihr also noch Interesse habt, habt ihr jetzt noch die Chance euch die Donnerhaus-Karten nach Hause liefern zu lassen.

Disclaimer: Torsten & Tobias von Donnerhaus sind Teil des PnPnews-Teams. Sie waren bis auf die Beantwortung der Fragen nicht an der Erstellung des Artikels beteiligt, so wie es unsere Charta vorsieht.

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