Patric Götz spricht über den Uhrwerk Verlag [Update 03.07.2019]
Auf der NordCon 2019 gab es einige Workshops zum Thema Rollenspiel, Improvisation, Baukästen, Roll Inclusive und vieles mehr. Einer davon war am Sonntag der Workshop von Patric Götz mit dem Titel Quo Vadis, Uhrwerk. Hier stand er nach einer kurzen Zusammenfassung der aktuellen Lage den Anwesenden Rede und Antwort zu sämtlichen Fragen.
Update vom 03.07.2019
Seit dem späten Vormittag ist der Uhrwerk-Shop wieder erreichbar. Derzeit kann man nur per Vorkasse zahlen, da man sich noch mit einem neuen Bezahlmodul (mit mehr Optionen) und PayPal herumärgert. Diese Probleme sollten aber bald behoben sein.
Aktuelle Lage
Die Situation des Verlags hat sich seit der letzten offiziellen Meldung auf der Seite des Uhrwerk Verlags nicht groß verändert. So fasst Patric Götz hauptsächlich die aktuelle Lage zusammen und spricht neben Insolvenzverwaltung und Shop-Stop auch über sein persönliches Empfinden. Immer wieder ist während des Gesprächs deutlich zu erkennen, wie stark ihn die ganze Situation persönlich belastet.
Insolvenzverwalter
Patric Götz erzählt nur wenig über die Insolvenz an sich, aber zumindest gibt er bekannt, dass der Verlag sehr zufrieden mit dem zugeteilten Verwalter ist. Das Interesse daran, den Verlag zu retten, ist deutlich größer, als alles zu verscherbeln und die Gläubiger auszuzahlen. Dennoch geht es im Moment nur langsam voran.
Schließung des Shops
Derzeit ist der Shop des Uhrwerk Verlags geschlossen, aber das ist nur ein vorübergehender Zustand. Dies dient dazu, dass der vorläufige Insolvenzverwalter sich zunächst einen Überblick über die Situation verschaffen kann. Um die Sicherheit der Insolvenzmasse gewährleisten zu können, braucht der Shop ein Sonderkonto, um die derzeitigen Einnahmen besser überblicken zu können. Dieses ist beantragt und sobald es eingerichtet ist und der Insolvenzverwalter sein Okay gibt, geht auch der Verkauf im Shop weiter.
PayPal-Anekdote
Neben der Schließung des Shops gab es in der gleichen Woche noch eine weitere, wenngleich unerwartete Unannehmlichkeit im Uhrwerk-Shop. PayPal veranlasste die Sperrung des Uhrwerk-Kontos, gab dazu aber auch eine Begründung ab.
Auf Grund einer, wie Patric Götz wörtlich sagte, „lächerlich hohen Bestellmenge“ innerhalb einer Woche machte man sich auf Seiten von PayPal Sorgen wegen illegaler Geldwäsche. Immerhin floss in einer Woche etwa die 5-fache Menge des Geldes, die sonst etwa in einem Monat eingeht.
Die Crowdfundings
Im Folgenden ging Patric Götz auf die Verbindlichkeiten der verschiedenen Crowdfundings ein. Seiner Grundaussage nach sollen alle noch offenen Kickstarter realisiert werden.
Coriolis, Record of Dragon War und So nicht, Schurke!
Alle drei Werke stehen quasi am Start. Sie sind fertig bis hin zur Druckfreigabe, auf die aus rein rechtlichen und finanziellen Gründen noch gewartet wird.
Die Verbotenen Lande
Das Retro-Rollenspiel von Fria Ligan ist in der Übersetzung und liegt gut im eigenen Zeitplan. Die geplante Auslieferung für April 2020 kann, wenn alles gut geht, auf jeden Fall eingehalten werden. Mit einem Schmunzeln wies Patric Götz darauf hin, dass der Insolvenzverwalter dieses Projekt möglicherweise sogar voran treiben könnte, so dass es schneller fertig ist, weil es Gewinn bringen wird.
Dark Conspiracy
Das englischsprachige Rollenspiel wurde erst im April mit 153 % finanziert und ist daher noch weitestgehend hinten an, was die Bearbeitung betrifft. Leider gab es hier Probleme mit Backern aus anderen Ländern, die nicht so positiv auf die Insolvenz reagiert haben, wie die deutsche Rollenspielszene. Wann Dark Conspiracy fertig und ausgeliefert wird, konnte Patric Götz daher nicht sagen.
Unterstützung des Uhrwerk Verlags
In Bezug auf die Bestellbarkeit der Crowdfundings und die aktuelle Schließung des Shops kam wieder die Frage nach der bestmöglichen Unterstützung für den Uhrwerk Verlag auf. Noch einmal wies Patric Götz in diesem Zusammenhang auf die PDFs hin. Diese bringen in Bezug auf die Auslieferung als Datei und Verfügbarkeit den größten Gewinn bei kleinstmöglichem Aufwand.
Conventions
Im August sollte in Kooperation mit der Brettspielkiste Dinslaken in Wesel die EulenCon an den Start gehen, damit das Ruhrgbiet wieder eigene Conventions hat. Diese musste nun auf Grund des Insolvenzverfahrens abgesagt werden, aber dennoch gab es eine gute Nachricht für alle. Markus Pomorin von der Brettspielkiste, wird die Convention dennoch auf die Beine stellen, jedoch wird diese nun den Namen NiederrheinCon tragen.
Näheres zur NiederrheinCon könnt ihr demnächst in unserem Interview mit Markus lesen, das auf der NordCon stattgefunden hat.
Wie es ab dem kommenden Jahr mit der HeinzCon Nord weiter gehen wird, konnte Patric Götz nicht genau sagen. Immerhin wird diese allein durch den Uhrwerk Verlag organisiert und daher kann zu diesem Thema frühestens ab dem Spätherbst Stellung genommen werden.
Nach einer guten halben Stunde durften dann die Anwesenden des Workshops Fragen stellen. Zuerst jedoch gab es von Lena Falkenhagen ein sehr emotionales Danke an Patric Götz und den ehrlichen Versuch, den Uhrwerk Verlag zu retten, was in Applaus und teilweise Standing Ovations überging. Wie man sich vorstellen kann, war für alle im Raum spürbar, dass dies ein sehr gefühlsbetonter Moment war, der beinahe zu einzelnen Tränen geführt hätte.
Dann ging es jedoch über in die Fragerunde:
Fragen und Antworten
Geht Splittermond weiter?
Egal wie es mit dem Uhrwerk Verlag weiter geht, Splittermond wird auf jeden Fall auch weiterhin verlegt. Es gibt mehr als ein halbes Dutzend interessierter Verlage an dem Rollenspiel, da brauche man sich keine Sorgen zu machen.
Crowdfundings von Feder & Schwert?
Da der Verlag noch keinen Insolvenzverwalter hat, und es wichtig ist, dass beide Verlage getrennt voneinander durch die Insolvenz gehen, kann Patric Götz nichts Konkretes zum Stand der Crowdfundings sagen. Roll Inclusive jedoch sei definitiv in Produktion.
Kleinere Crowdfundings des Uhrwerk Verlags?
Insgesamt stehen noch drei Regelwerke zu Splittermond, ein Abenteuer zu Achtung! Cthulhu und eines für Numenéra aus. Alle werden noch in diesem Jahr als PDF an den Start gehen, wohl noch weiter vor den bestellbaren Hardcovern.
Ist der Uhrwerk-Shop leergekauft?
Natürlich nicht! Lediglich das Lager vor Ort neigt sich dem Ende. In den beiden anderen großen Lagern in Deutschland ist noch einiges an Ware vorhanden, aber da es derzeit keine Vorbestellungen gibt, muss immer auf die Umlagerung gewartet werden.
Print on Demand?
Es kam die Frage auf, ob es nicht besser wäre, statt auf Vorrat zu drucken und evtl. auf der Ware sitzen zu bleiben, einen Print on Demand zu machen. Also nur ein Buch, das bestellt und bezahlt ist, geht auch in den Druck. Diese Option ist nicht so einfach realisierbar, jedoch will Patric Götz dieses Thema auch mit dem Insolvenzverwalter besprechen.
Malmsturm und Eis & Dampf?
Zu Malmsturm waren weitere Abenteuer und Bände in Planung, die auch weiter geführt werden, wenn es zur Insolvenz passt. Zu Eis & Dampf gibt es gerade keine weiteren Artikel.
PDF-Bundles erstellen?
Die Frage war, ob es technisch möglich wäre, PDFs zum gleichen Themenbereich, z. B. alle Abenteuerbände zu Splittermond, als Bundles zusammen zu fassen. Nicht, um sie als Angebot zu bewerben, sondern damit man sich nicht durch den ganzen Shop klicken muss. Die Frage sorgte nach der Aussage über die lächerlich hohen Bestellmengen erstmal wieder für Lacher, jedoch gab Patric Götz an, dass er den technischen Aufwand klären lassen wird.
Ist die Insolvenz abwendbar?
Auf diese Frage gab Patric Götz verständlicherweise keine konkrete Antwort und es wurde auch nicht nachgehakt. Er selbst beschrieb den Zustand des Uhrwerk Verlags derzeit als „Limbus von Schrödingers Insolvenz“.
Fazit
Der Uhrwerk Verlag mag insolvent sein, die deutsche Rollenspielgemeinde jedoch steht geschlossen hinter ihm. Der Stand war bis zum Sonntag Nachmittag weitestgehend leergekauft und jedes persönliche Gespräch endete in Zuspruch und brachte positive Resonanz. Die Buttons Das Herz im Takt des Uhrwerk Verlags, die PnPnews auf der NordCon verteilt haben, wurden angenommen und getragen. Viele waren begeistert von der Idee und selbst zur Abschlussveranstaltung der NordCon trug man diese fast ausnahmeslos auf der Bühne.
Niemand weiß genau, was die Zukunft bringt, aber vielleicht reichen die unzähligen kleinen Zahnrädchen, die derzeit laufen, aus um das Uhrwerk weiter ticken zu lassen.
Auch wenn die Zukunft immer noch nicht absehbar ist, finde ich, dass sich das recht gut anhört. Ich freue mich vor allem darüber, dass der Insolvenzverwalter den Verlag möglichst erhalten möchte, anstatt alles einfach raus zu hauen und die Gläubiger auszuzahlen… Drücke den Jungs und Mädel auf jeden Fall weiterhin die Daumen!
Wie / wodurch es zu der Insolvenz kam, wurde nicht berichtet? Gibt es dazu irgendwelche Infos?
Die bisher einzigen Infos sind, dass der Grund nicht abzusehen war. Ich vermute, mehr werden wir auch nicht erfahren, weil Firmeninterna.
Hi! Es ist super, dass es eine emotionale Ansprache aus dem Publikum gab, aber wer auch immer das war: It wasn’t me, ich war nämlich gar nicht anwesend. 😉
Ansonsten aber vielen Dank für den Bericht. Ich drücke weiter alle Daumen für den Verlag. Und danke auch für die coole Aktion mit den Buttons, ich hab mich gefreut, auch noch einen ergattert zu haben.
Entschuldige, war im Eifer des Schreibgefechts
Kein Problem und danke fürs Korrigieren! 🙂
@Lena Richter: Es war die in der Szene nun auch nicht gerade unbekannte Lena Falkenhagen, die u.a. auch den Deutschen Rollenspielpreis moderiert hat, den ja auch PnP News gewonnen hat…
Ah, Danke für die Korrektur und Sorry an Lena Richter 😀 Habe es korrigiert
So lange es nicht Lena Mayer-Landrut war … 😀
Ich weiß, wer Lena Falkenhagen ist :p . Ich kann aber nun nicht telepathisch ahnen, wer in einem Workshop, bei dem ich nicht war, eine Ansprache gehalten hat…
Ich glaube, das @ war gar nicht an dich persönlich gerichtet, sondern „ät“ die Thematik halt. 🙂
Exakt!
Hallöchen,
vielen Dank für diesen Artikel und den Informationen zum Workshop.
Ich glaube, ich wäre als Besucher ebenfalls den Tränen nahe gewesen, wenn ich den Workshop besucht hätte. Einfach klasse zu lesen, dass es Standing Ovations gab. Das hat hoffentlich auch Patric aufgemuntert und ihm Hoffnung gegeben. Und das es so viele Interessentinnen und Interessenten für Splittermond gibt, ist für das Spiel eine erfreuliche Botschaft.
Aber: Wurde denn auch etwas zur deutschen Ausgabe von RuneQuest Glorantha gesagt?
Ich drücke den Jungs und Mädels vom Uhrwerk Verlag ganz fest die Daumen.
Liebe Grüße,
SteamTinkerer
Zu Rune Quest Glorantha wurde leider nichts gesagt. Habe soweit alle Fragen und Antworten die es gab aufgeführt.
Für die Zukunft wäre es ein Interessanter Gedanke, sich auf PDFs/ebooks zu konzentrieren, und nur noch wenige Linien den Core zu drucken.
Das würde sicher einiges leichter machen, aber auf Dauer wäre es auch schade um die tollen Printwerke bei den ganzen Systemen.
Selber muss man meist ja sehr viel mehr Geld für einen vernünftigen Druck ausgeben. Und vermutlich sind die PDFs dann nicht mal dafür optimiert. In Kombination mit Print on Demand aber sicher interessant.
Print on Demand ist in schwarz-weiß und ohne Illustrationen ohne Probleme möglich. Die Art und Qualität von Rollenspielbüchern, die wir gewohnt sind (durchgehend farbig, eine Illu pro Doppelseite) ist damit aber vermutlich sehr viel schwerer zu realisieren.