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Rezension: Cthulhu – Berlin: The Wicked City

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In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es einige Städte, deren Bedeutung immens waren: New York, Paris, London und Berlin. Gerade Letztere ist für Historiker eine besonders wichtige Stadt, ist es doch dort, wo die politischen Extreme der Weimarer Republik auf engstem Raum zusammenkamen. Neben der Politik ist es aber vor allem die Kultur, die in Berlin eine wichtige Rolle spielte. Viele Nationen tauschten sich dort aus und beeinflussten sich gegenseitig. Bedeutende Wissenschaftler lebten dort und gerade die queere Szene hatte dort damals ihre Hochzeit. Vermischt man diesen Schmelztiegel nun mit dem Mythos von H.P. Lovecraft, dann dürfte jedem klar sein, dass man hier endlose Möglichkeiten für spannende und in den Wahnsinn treibende Abenteuer geboten bekommt.

Diese finden sich im neuen Berlin-Buch für Call of Cthulhu von Chaosium Inc. unter dem Titel Berlin – The Wicked City – Unveiling the Mythos in Weimar Berlin zusammen. Dieses richtet sich vorwiegend an Erwachsene Leser. Auf über 270 Seiten und in sieben Kapiteln, davon drei mit Abenteuern, erhalten wir von David Larkins, Mike Mason und Lynne Hardy alles, was der Spielleiter benötigt, um die Ermittler durch die Straßen Berlins zu jagen.

Der Inhalt von Berlin: The Wicked City

Einleitung

Sieben Kapitel auf mehr als 270 Seiten hatte ich bereits erwähnt. Nach einer kurzen Einleitung, die uns mit Fluff und Mythos in Berlin begrüßt, folgen anschließend doch eher nüchtern ein sehr kurzer historischer Ausflug in die Nachkriegszeit der Stadt und ein Abriss über den Inhalt.

Die Stadt

Im ersten Kapitel erhalten wir einen Überblick über das Berlin der 1920er Jahre, wie es sich für Touristen und Bewohner darstellt. Des Weiteren werden notwendige Informationen für das Erstellen von Ermittlern, die aus Berlin kommen, dort leben oder zumindest dort ermitteln wollen, geboten. Daneben gibt es Informationen zu Ermittlergruppen, ein detaillierterer Blick auf die bewegte Geschichte Berlins und die wichtigsten Details zu allen Bereichen des Lebens. Alles etwas knapp gehalten, aber dieses Kapitel liefert einen guten Einblick in das Berlin der 1920er Jahre.

Die Enthüllung Berlins

Das folgende Kapitel widmet sich den wichtigsten Örtlichkeiten Berlins. Von den Bibliotheken über die Theater und Museen, bis hin zu den Nachtclubs. Dieses Kapitel ist, in meinen Augen, das gelungenste des Buches zu Berlin. Hier erhält der Spielleiter alle Werkzeuge, um den Spielern ein unvergessliches Erlebnis zu ermöglichen. Darüber hinaus bekommt auch er einen besonderen Einblick.

Ansässige Bekannte

Im dritten Kapitel werden die wichtigsten Persönlichkeiten Berlins vorgestellt. Hier finden sich auch Regisseure wie zum Beispiel Fritz Lang. Schauspieler wie Max Reinhardt oder Politiker wie Joseph Goebbels und viele, viele mehr. Kurzum, eine Sammlung der wichtigsten Personen, auf die die Ermittler treffen können und vielleicht auch müssen. Vergessen wurde dabei niemand sehr berühmtes, ich hätte mir aber dennoch ein paar mehr Personen gewünscht, um andere historische Persönlichkeiten kennen zu lernen.

Merkwürdiges Berlin

Das letzte Kapitel bevor es zu den Abenteuern übergeht befasst sich mit dem Mythos in Berlin. Hier finden sich erste Hinweise auf geheime Kulte und Mythoswesen, die in Berlin ihr Unwesen treiben. Ein schwaches Kapitel. Da helfen auch die Szenarien nichts, die zur Verfügung gestellt werden. Ich hätte lieber ein Abenteuer weniger und dafür mehr Text hier.

Die Abenteuer

Die Kapitel 5 bis 7 sind Abenteuer, die sich als Chronik verstehen.

Den Anfang macht The Devil Eats Flies. Im Sommer des Jahres 1922 müssen die Ermittler eine Prinzessin retten. Das klingt jetzt nach einem typischen Fantasyabenteuer, ist es aber nicht. Die Ermittler erleben am eigenen Leib die schwere Wirtschaftskrise und wie ein dämonischer Geist die Angst der Menschen verwendet. Ein gelungener Einstieg mit einigen Möglichkeiten vom geraden Verlauf des Abenteuers abzuweichen.

Das zweite Abenteuer, Dances of Vice, Horror & Ecstasy, spielt vier beziehungsweise sechs Jahre später. Die Ermittler können aufatmen, Berlin erlebt die goldenen Jahre. Genau diese Zeit versuchen ein Zauberer und eine Tänzerin auszunutzen, um Berlin ins Chaos zu stürzen. Ein Abenteuer mit Höhen und Tiefen. Meiner Meinung nach das Schwächste des Buches.

Ein gelungener Abschluss bildet das letzte Abenteuer, Schreckfilm. Das Filmgeschäft ist für Berlin so wichtig wie für Hollywood. Eine Kabale der Mächtigen will dieses Geschäft für seine Zwecke nutzen und korrumpieren. Realität und Fiktion verschwimmen und bieten nicht immer viele Auswahlmöglichkeiten. Trotzdem ist das Abenteuer wirklich gelungen.

Die Anhänge

Das Buch endet damit aber noch nicht. Quellen und weitere lesenswerte Bücher werden im ersten Anhang genannt und bieten für den englischsprachigen Leser viele weitere Informationen zu Berlin.

Im zweiten Anhang finden sich die Handouts für die Abenteuer. Diese sind wirklich perfekt. Es gibt viele Handouts und für jede Situation das richtige, nur komplette Bücher hätten das Niveau noch weiter erhöht. Dabei möchte ich es auch belassen.

Ein Index und eine Karte Berlins runden das Buch ab und lassen uns durchaus zufrieden zurück.

Preis und Leistung

Das Buch ist sauber gebunden, mit einem Lesebändchen versehen und die ausgewählten Bilder sind wirklich gelungen und tragen zum Flair bei. Das alleine rechtfertigt aber noch nicht den Preis des Hardcovers von 44,99 $. Ob die Lederausgabe die 94,99 $ wert ist, müssen Sammler entscheiden. 272 Seiten, davon 160 Seiten Abenteuer, machen dieses Buch quasi zu einem Abenteuerbuch mit Hintergrundinformationen. Das ist mir tatsächlich etwas zu wenig. Ich hätte mir mehr Informationen zu Berlin gewünscht, einfach mehr Details. Ein Abenteuer weniger und diese Seiten dann dafür verwendet, das hätte das Buch deutlich besser gemacht.

Ich meckere hier auf hohem Niveau, bin aber auch von Pegasus einiges gewohnt, vielleicht sogar verwöhnt.

Apropos. Die deutschen Passagen sind erstaunlich fehlerfrei, hier scheint eine gute Kooperation stattgefunden zu haben.

Fazit

Berlin – The Wicked City – Unveiling the Mythos in Weimar Berlin ist ein Quellenbuch mit drei Abenteuern, wobei die Abenteuer leider deutlich überwiegen. Das Buch ist gelungen, wäre aber mit mehr Informationen zu Berlin und den Bewohner und einem Abenteuer weniger besser gewesen. Auch der Preis ist leicht abschreckend. Wer Berlin aus amerikanischer Sicht kennen lernen und verwenden will, der macht mit dem Kauf aber nichts falsch.

Berlin – The Wicked City

19,99 $ - 94,99 $
6.8

Layout

8.0/10

Setting

7.0/10

Preis/Leistung

5.5/10

Pros

  • Perfekte Handouts
  • Durchdachte Abenteuer
  • Mythoskapitel

Cons

  • Preislich am oberen Limit
  • Zu wenig zu Berlin
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MMasberg

Ich habe mir den Band auf der SPEIL geholt, dort hat Chaosium ihn für 30 € rausgehauen – sonst hätte vermutlich gezögert. Allerdings habe ich erst gestern angefangen in ihm zu lesen. Bis jetzt macht er einen sehr soliden Eindruck. Noch kann ich nicht sagen, ob er besser oder schlechter als der alte Berlin-Band von Pegasus ist (von dem ich eher enttäuscht war, nachdem ich ihm Jahre hinterher gejagt bin).

Letztlich hat mich der Band als kompakte Zusammenfassung vom Berlin der 1920 er interessiert, die mit einem etwas pulpigen, auswärtigen Blick auf die Stadt schaut. Also in etwas so, wie ich New York kenne. 😀 Für die Details habe ich Hunderte an Seiten Nachschlagewerk, die aber weder gut sortiert noch kompakt sind. 😉

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