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Über das Lehren, ein Rollenspieler zu sein

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Eine Unterrichtsstunde der ganz anderen Art

Auf der Seite Gnome Stew, the Gaming Blog gibt es einen Beitrag über das Lehren, ein Rollenspieler zu sein. Ein jeder von uns hat irgendwann einmal mit Rollenspiel angefangen und das entweder als Spielleiter oder Spieler und für viele von uns galt die Devise: Learning by Doing. Andi Fox hingegen hat sich mal Gedanken dazu gemacht, das Rollenspielen zu lehren.

Wie es dazu kam

Als langjährige und erfahrene Rollenspielerin und Spielleiterin, kam Andi Fox 2011 im Rahmen von NAMI auf die Idee, einen vierstündigen Rollenspielkurs über DnD als Auktion anzubieten und tatsächlich wurde dieser auch versteigert. Jedoch war die Umsetzung dieses Unterfangens dann gar nicht so einfach wie gedacht. Während man mit Gleichgesinnten ohne Probleme in der gleichen Sprache kommuniziert, müssen Neulinge erstmal in das Vokabular eingeführt werden, bevor man sie etwas lehren kann.

Denn jeder von uns weiß, worum es geht, wenn er die Abkürzungen DnD, DSA, WOD, SL oder RPG liest. Auch MMORPG, LARP und ähnliches fließen bei uns einfach in den Text mit ein, aber nur, weil wir sie im richtigen Zusammenhang kennen. Für einen Anfänger sind diese Begriffe so unverständlich wie die Abkürzung NAMI für die meisten von uns. Oder erkannte jemand dahinter direkt die Wohltätigkeitsorganisation National Alliance on Mental Illness? Wahrscheinlich nicht.

Die Umsetzung

Um zu verstehen, wie sich Rollenspielen für Anfänger anfühlt, empfiehlt Fox, sich mal mit einem Spiel auseinander zu setzen, das man absolut nicht kennt und das auch vom Setting und System her nichts mit dem zu tun hat, was man sonst spielt. Also von High Fantasy zu Dark Future wechseln oder aus einem pedantischen Regelspiel in ein freies System.

Aus eigener Erfahrung weiß Fox wie schwierig es ist, das eigene Verständnis vom Rollenspielen zu durchbrechen und unvoreingenommen zu sein. Daher nutzte und nutzt sie viele Gelegenheiten neue Systeme kennen zu lernen, zb durch ihren Podcast She´s a Super Geek. Dort stellt sie zusammen mit einer Kollegin seid Jahren neue Systeme vor, die immer erst ausprobiert werden, bevor man über diese berichtet.

Doch trotz der vielen vorhergehenden Überlegungen, betrachtete Fox die Umsetzung ihres Vorhabens im Nachhinein als eine Herausforderung. Nachdem sie die erste Stunde nur auf das leere Blatt gestarrt hat, stellte sich eine Vorstellung ein, wie sie das Rollenspielen mittels Dnd vermitteln wollte. Aber wie so oft entwickelte sich nur ein Grundkonzept. Selbst rückwirkend fällt es Fox schwer abzuschätzen, ob sie ihr Aufgabe tatsächlich gut gemacht hat.

Denn es war so, dass die Auktion von einer Freundin von Fox für 20 $ ersteigert wurde und sich alle Beteiligten kannten. Daher entstand in einer entspannten Atmosphäre eine ausgesprochen lustige und unterhaltsame, gemeinsame Geschichte. Daraus wiederum ergab sich eine Liste von Tipps, die Fox letztendlich zusammengetragen hat und die ich euch im Folgenden auch gerne vorstellen möchte.

9 Punkte, um Rollenspielen zu lernen

Die Liste erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit, noch ist sie für jeden einzelnen in genau dieser Reihenfolge nutzbar. Jedoch sind die Punkte in sich sinnvoll und durchdacht. Ich habe mich im übrigen bewusst dagegen entschieden die Liste ins Deutsche zu übersetzen, weil sie dann teilweise nicht mehr so griffig wirkt.

  1. Make the characters
  2. Plan a straightforward adventure
  3. Have an experienced player at the table
  4. Don’t overwhelm them with rules
  5. Don’t overwhelm them with jargon
  6. Create an inviting first scene
  7. Create a skill challenge or small combat as the second scene
  8. Make sure every character gets the spotlight
  9. Let the good times roll

Ein wichtiger Punkt, den ich an dieser Stelle gerne noch hinzufügen möchte ist, Always have fun. Denn trotz der vermeintlichen Tatsache, das insbesondere coole Kids Rollenspiel betreiben, ist eines stets zu beachten. Das Spielen soll Spaß machen und das jedem. Daher sollte auch jeder Spielleiter und Spieler es in Betracht ziehen, sein Wissen – seine Macht – aber insbesondere den Spaß am Rollenspiel an eine nachfolgende Generation weiter zu geben.

Ludi et doctrina*

Jemanden einen Einblick in unser Hobby zu geben, kann ein erstaunliches Erlebnis sein. Auch wenn man selbst schon lange Jahre im Spiel ist. Man sollte keine Scheu davor haben, neue Leute zum Spielen zu bitten und sie gegebenenfalls darin zu unterrichten. Wir waren ja alle irgendwann Neulinge.

Mit welchen Spielen habt ihr euer Spieler – oder Spielleiterdasein begonnen und welche Systeme fandet ihr besonders einfach oder schwierig zu lernen? Hattet ihr vielleicht einen Lehrmeister und was hat dieser euch schlecht oder gut beigebracht, als ihr angefangen habt?

*Spiele und lehre

Anmerkung
Auf Grund eines Übersetzungsfehlers wurde der Artikel nachträglich überarbeitet.
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Nottel

Richtig, man hat ein Thema erst wirklich durchdrungen, wenn man es anderen beigebracht hat. Dazu zählt beim Rollenspiel vor allem Spielleiten. In der Liste für eine erste Sitzung sind wichtige Punkte, allerdings würde ich auf sieben umstellen:
1. Überfordere die Spieler mit nichts, gib Hilfestellungen
2. Bereite ein geradliniges (kurzes) Szenario vor.
3. Erstelle Charaktere mit Schwerpunkt auf Kompatibilität zum Szenario und ohne Schwerpunkt auf Werten.
4. Startszene soll keine Hürden haben, so dass man gleich loslegen kann.
5. Nachfolgende Szene soll eine Herausforderung beinhalten.
6. Spieler nur in den Mittelpunkt des Interesses bringen, wenn es gefühlsmässig passt.
7. Jemand mit Erfahrung unter den Spielern zu haben kann helfen.

Raul Ehrwald

So grundsätzlich kann ich die Punkte auch unterschreiben, wobei ich fast schon davon abgekommen bin, erfahrene Leute dabei zu haben. Außer beim SL. Nur unerfahrene Leute kann ich mir eigentlich nur bei einem engen Freundeskreis vorstellen. Oder vielleicht wenn alle Leute zufälligerweise auf einer Wellenlänge liegen. Herausforderung als zweite Szene finde ich gut, aber da würde ich nicht wie von der Quelle vorgeschlagen einen Kampf nehmen. Darauf wolltest du vermutlich auch hinaus.

Nottel

Kampf als Herausforderung hängt sicher auch vom System ab. Was anderes würde ich selbst tatsächlich bevorzugen.
Den Punkt mit erfahrenen Mitspielern habe ich ans Ende gestellt, weil es stark von der Besetzung abhängt. Manchmal ist es brauchbar für den SL jemanden zu haben, den man sozusagen ersatzweise anspielen kann, wenn die anderen überfordert wären.

Luke Finewalker

Viele der Punkte lassen sicherlich mehrere Sichtweisen zu. Beispielsweise kann jemanden mit Erfahrung in der Gruppe zu haben, gegenüber einer reinen Anfängergruppe Vor- und Nachteile haben.
Auch die Idee aus Andis Artikel, für eine solche Anfängerrunde ein komplett neues System zu nehmen, haben wir redaktionsintern kontrovers diskutiert. Zwar ist es natürlich vorteilhaft, wenn der SL sich im gespielten System gut auskennt, allerdings kann man auch leicht den Blick für die Anfängerperspektive verlieren, wenn man das System sehr verinnerlicht hat.
Ich habe zum Beispiel am Samstag eine Runde Dungeon World mit Neulingen gespielt. Bei meiner Erklärung, „man nimmt die 2W6 und addiert den Modifikator drauf“ kam prompt die Nachfrage, ob die 2W6 denn auch addiert werden müssten. Für mich natürlich sonnenklar, aber eine durchaus berechtigte Frage – das ging aus meiner Erklärung nicht ausdrücklich hervor.

Ich fände es insgesamt echt schwierig, Hilfestellungen auf eine bestimmte Zahl von Punkten herunterbrechen zu müssen. Mir fielen sicher noch einige weitere Punkte ein, die sich mit den genannten, hier bei dir oder auch im Artikel bestimmt auch überschneiden. Eine wichtige Überlegung möchte ich zu deinen Punkten aber noch ergänzen, Nottel: Du schreibst „In der Liste für eine erste Sitzung …“
Es kommt nicht selten vor, dass diese erste Sitzung auch die einzige bleibt. Typischerweise weiß man das als SL vorher und kann sich darauf entsprechend vorbereiten. Ich würde also noch ergänzen, dass man idealerweise genügend Raum lassen sollte, um das Abenteuer sauber abzuschließen. Also die zur Verfügung stehende Zeit nicht eng mit Plot vollpacken, sondern Raum lassen, um alle eventuellen Anfängerfragen und -probleme gebührend behandlen zu können und dennoch problemlos und ohne Hektik zum Ende zu kommen.

Peter

Letztendlich sollten die Punkte nur Leitlinien sein. Eine erfolgreiche erste Runde leitet vermutlich der, der in den richtigen Situationen weiß, welche der Punkte er aufweichen und welche er strikt befolgen sollte.

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