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World Climate – spielend die Welt retten

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Klimaschutz ist ein Thema, das uns seit über zwei Jahrzehnten begleitet, aber trotz aller Debatten gibt es kaum messbare Erfolge. Die Warnungen der Wissenschaft vor der drohenden Klimakatastrophe scheinen die Menschen eher zu lähmen als wachzurütteln. Das Rollenspiel World Climate, über das die Wissenschaftsseite Spektrum berichtet, soll das ändern, indem es Emotionen weckt.

Was ist World Climate?

Wie bereits oben erwähnt, ist World Climate ein Rollenspiel – aber nicht in unserem klassischen Sinne. Es gibt keine Helden und Monster, sondern nur Senatoren, Delegierte und Klimakonferenzen. Das Spiel soll junge Menschen für die Dringlichkeit der Klimafrage sensibilisieren, indem es den Perspektivenwechsel fördert, Emotionen erzeugt und Handlungsoptionen aufzeigt.

Vom einfachen Bürger zum Klimadelegierten

World Climate ist so aufgebaut, dass Seminarleiter/Lehrer/Professoren die Rolle des UN-Generalsekretärs innehaben, während alle anderen die teilnehmenden Staaten vertreten. Man verhandelt in mehreren Teams darüber, wie das im Klimavertrag von Paris vereinbarte Zwei-Grad-Ziel erreicht werden soll. Alle, egal ob Industriestaaten oder Entwicklungsländer, verteidigen ihre nationalen Interessen, während auch Umweltaktivisten und Öllobbyisten versuchen, Einfluss zu nehmen.

Diesen Unterschied macht man selbst schon in der Vorbereitung deutlich. Während der Tisch der USA voller Leckereien und Getränke steht, sind auch die EU-Mitglieder gut versorgt. Für China und Indien gibt es zumindest noch einfache Getränke,aber manche Entwicklungsländer haben nicht einmal einen Tisch. Sie müssen ihre Präsentationen auf dem Boden ausarbeiten.

In mehr als 85 Ländern wurde World Climate bereits gespielt, darunter mit Schülern, Politiker, Nobelpreisträgern und Vertretern der Ölindustrie. NGO Climate Interactive entwickelte das Spiel gemeinsam mit dem MIT und der University of Massachusetts. Prof. Dr. Florian Kapmeier, Professor für Strategie und Internationales Projektmanagement an der ESB Business School der Hochschule Reutlingen, hat am MIT geforscht und das Spiel nach Deutschland importiert.

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Offizieller Preview von World Climate

Welches Ziel verfolgt World Climate?

Das Spiel soll leisten, woran Lehrbücher, Klimaberichte und mediale Berichterstattung häufig scheitern. Es soll ein Bewusstsein für den Klimawandel erzeugen und helfen, die Lethargie des Nichtstuns zu durchbrechen. Und der Lerneffekt ist messbar. Zumindest nach Aussage der teilnehmenden Akteure verändert sich etwas in ihrem Bewusstsein, wie Prof. Kapmeier betont.

„Laut der Studie vermittelt World Climate nicht nur Wissen zu Ursachen und Folgen des Klimawandels, sondern erreicht die Spieler auf emotionaler Ebene. Es spricht ihre Gefühle an, selbst bei Klimaskeptikern und Marktliberalen, die staatliche Eingriffe in die Wirtschaft ablehnen.“ Für viele seiner Studierenden spiele das Thema keine besonders große Rolle, sagt er. „Die fragen mich vor dem Spiel, warum sie sich mit dem Klimawandel befassen sollen. Sie studierten schließlich BWL, um zu lernen, wie man ein Produkt verkauft. Hinterher heißt es dann oft: Dessen war ich mir gar nicht bewusst. Was kann ich tun?“

https://www.spektrum.de/news/dieses-spiel-soll-die-welt-retten/1647412

Viele mittlerweile erhobenen Studien in verschiedenen Ländern der Welt, wo World Climate ausprobiert wurde, zeigen einen ähnlichen Effekt. Denn auch wenn innerhalb der Simulation oftmals die Emotionen hochkochen, und man dem einen oder anderen teilnemenden Staat in die Arktis wünscht, so bleibt bei allen der Gedanke an den Klimaschutz haften.

Natürlich sind Rollenspiele wie World Climate nichts sensationell Neues. Eine simulierte Situation durchzuspielen, um verschiedene Ereignisse oder Ergebnisse erforschen, um sie selbst erarbeiten oder überarbeiten zu können, wird in fast allen Wirtschaftsländern praktiziert. Auch im kleineren Rahmen.

Rollenspiel an Schulen

Dieses Modell greift um sich, auch was das Rollenspiel World Climate betrifft. Das Kultusministerium Baden-Württemberg bietet das Simulationsspiel inzwischen als offizielle Ressource für den Schulunterricht an. Denn die Sensibilisierung für ein so wichtiges Thema kann nach Aussagen von Prof. Kapmeier gar nicht früh genug beginnen.

In Bezug auf Rollenspiel an Schulen haben wir euch bei PnPnews bereits eine kleine Reihe vorgestellt. Einer dieser Beiträge befasst sich mit einer Schule in Dänemark, die ihre Schüler ausschließlich über LARP unterrichtet, um Lernziele aktiv begreifen zu können. In diesem Fall wurde ebenfalls über Studien an der Universität Aalborg der praktische Nutzen dieser Lehreinheiten nachgewiesen.

Das soll natürlich nicht heißen, dass Rollenspieler irgendwann die Welt retten – obwohl sie das eigentlich täglich tun – aber es zeigt zumindest auf, dass Rollenspiel andere Wege öffnet, um Wissen zu vermitteln und Lernziele zu begreifen, die manch einem nie wirklich zugänglich werden.

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Swafnir

Danke für den informativen Artikel! Wir überlegen das vielleicht mit unserem Verein umzusetzen.

Luke Finewalker

Mit Schwerpunkt auf Walfang? 😀

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