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Spielleiten auf Conventions – leichter gesagt, als getan

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Vor einigen Wochen sorgte ein Vorfall im Rahmen der UK Games Expo, einer großen britischen Spiele-Convention, für Aufsehen. Angeblich hatte ein Spielleiter in einer Runde des Horror-Rollenspiels Things from the Flood in unangemessener Weise sexuelle Gewalt an den Spielercharakteren beschrieben oder angedeutet. Nachdem die Situation bei den Veranstaltern der Convention gemeldet worden war, wurde der betreffende Spielleiter von der Convention ausgeschlossen, angeblich auch von zukünftigen Veranstaltungen.

In diesem mehrseitigen Artikel möchte ich nicht näher auf die Details des Vorfalls eingehen, insbesondere nicht in urteilender Weise. Ich war bei den Geschehnissen nicht anwesend und kann und will die tatsächliche Situation nicht bewerten. Letztendlich wissen einzig und allein die Teilnehmer dieser Spielrunde, was genau vorgefallen ist und was nicht.

Spielleiten auf Cons

Vielmehr möchte ich den Vorfall als Beispiel heranziehen, um die Spielsituation auf Conventions näher zu beleuchten und einige Tipps geben, wie man solche oder manch andere problematische Situationen vermeiden könnte. Ich werde dabei in Auszügen auf Aussagen des betroffenen Spielleiters in einem Interview eingehen, wie gesagt ohne wertende Absicht. Um eine einseitige Darstellung der Ereignisse zu vermeiden, sei hier allerdings auch auf ein Statement eines Mitglieds der Convention-Orga verwiesen.

Meine Tipps und Empfehlungen beanspruchen keine Allgemeingültigkeit, sondern stellen lediglich meine Meinung basierend auf meinen eigenen Erfahrungen als Spielleiter und Spieler auf Conventions und ähnlichen Umgebungen dar. Hierbei widme ich mich vor allem der Spielleiterperspektive. Möglicherweise gehe ich zu einem späteren Zeitpunkt allerdings auch auf die Perspektive von Spielern oder Veranstaltern von Conventions ein, denn diese sollten auch nicht unberücksichtigt bleiben.

Die Spielsituation auf Conventions

Die räumliche Komponente

Rollenspielrunden im Rahmen einer Convention unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von privaten Spielrunden im Bekanntenkreis, in der Abgeschiedenheit des heimatlichen Wohnzimmers.

Zunächst wäre da die räumliche Komponente. Man spielt oft mit mehreren Spielrunden in einem Raum, nicht selten sogar mit vielen in einer Halle. Dadurch entsteht in den allermeisten Fällen eine Lärmbelastung oder anderweitige Reizüberflutung. Wenn die Räumlichkeiten den Befindlichkeiten vieler Menschen gerecht werden müssen, ist es zwangsläufig für manche zu kalt, für andere zu warm. Vielleicht ist die Belüftung schlecht, die Sitzgelegenheiten unbequem, das Licht zu hell oder zu dunkel oder es kommt aus diversen Gründen zu Ablenkungen.

Spielen mit Unbekannten

Dann kommt hinzu, dass man in den allermeisten Fällen mit Unbekannten zusammen spielt, mit Menschen, die man noch nie zuvor gesehen hat und ihnen vielleicht auch nie wieder begegnen wird. Entsprechend schlecht kann man sie unter Umständen einschätzen oder ihr Verhalten oder ihre Spielweise einordnen. Nicht selten kommt es zu Missverständnissen oder Meinungsverschiedenheiten. Entsprechend schwer fällt es vielleicht auch, sich zu öffnen, Emotionen zu zeigen oder Probleme anzusprechen – oder aber damit umzugehen, wenn bzw. wie das Gegenüber dies tut. Einzelne Beteiligte könnten auch eine lange Anreise hinter sich haben oder Schlafmangel vom Vortag mit sich herumtragen. Solche Umstände tragen möglicherweise auch zu Anspannung oder Reizbarkeit bei.

Weiterhin können die Kenntnisse hinsichtlich des Spielsystems oder des Settings stark variieren. Vor allem, wenn bunt zusammengewürfelte Menschen in einer Spielrunde zusammenkommen. Unterschiedliche Auslegungen bestimmter Regeln oder Elemente eines Settings stoßen mitunter aufeinander, ebenso wie Präferenzen für bestimmte Spielstile, die man aus privaten Spielrunden im Freundeskreis gewohnt ist, die aber vielleicht nicht allen Mitspielern zusagen.

Der Zeitfaktor

Schließlich wäre da noch der Zeitfaktor zu beachten. In der heimatlichen Spielrunde kann man die Dauer der Spielsitzung nach den Bedürfnissen der Gruppe festlegen, die geplante Zeit vielleicht auch überziehen oder einfach beim nächsten Mal weiterspielen. Auf einer Convention sind Spielrunden hingegen in den allermeisten Fällen in übergeordnete Organisationsabläufe integriert und auf ein oftmals sehr enges Zeitfenster beschränkt.

Effizientes Zeitmanagement fällt vielen Spielleitern schwer und der Wunsch, dennoch ein zufriedenstellendes Erlebnis bieten zu können, setzt manche stark unter Druck. Die kostbare Ressource Zeit will auf das Wesentliche konzentriert werden. Dieses zu identifizieren ist jedoch nicht immer einfach und die Meinungen darüber können innerhalb der Spielrunde auseinander gehen. Gerade die zwischenmenschlichen Aspekte kommen dabei manchmal zu kurz. Man spricht eventuell zu wenig über die Erwartungen und Wünsche aller Mitspieler an das gemeinsame Spiel und geht häufig davon aus, dass die anderen die eigene Position schon irgendwie teilen werden, ohne je darüber gesprochen zu haben.

All diese Punkte bergen Konfliktpotenzial, das über die Spielsituation in einer „normalen“, privaten Spielrunde im Freundeskreis hinausgeht. So existieren hierin oft vielfältige Absprachen. Insbesondere in Kombination mehrerer Faktoren oder in besonders stressigen Situationen, wie etwa dem letzten Tag einer mehrtägigen Convention, steigt das Risiko einer Eskalation. Was können wir also tun, um diesen möglichen Problemen entgegenzuwirken oder sogar vorzubeugen?

Fortsetzung auf der nächsten Seite.

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