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Ross Rifles Quickstart Guide – Kanadier im 1. Weltkrieg

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Am 18. August ist der Schellstarter zum neuesten Rollenspielwerk Ross Rifles des noch sehr jungem Verlages Dunda West Games erschienen. Der Quickstart Guide to Ross Rifles führt in das historische Setting des Ersten Weltkriegs. Dabei kommt ein an Powered by the Apocalypse angelehntes Regelgerüst zur Anwendung. In dem vorgestellten Setting ziehen die Spieler als neue Rekruten der Canadian Expeditionary Force in die Schrecken eines industrialisierten Krieges. Der Titel Ross Rifles leitet sich übrigens von einer Standardwaffe des kanadischen Heers im Ersten Weltkrieg ab.

Das Rollenspiel für 3 bis 5 Spieler erhebt den Anspruch, durch das historische Setting eine Form von interaktiver Geschichtsstunde zu sein. Dazu werden nach Aussage von Dunda West Games Spieltests und Gespräche mit Veteranen, Historikern, Museen und Anthropologen durchgeführt. Kanada war im Ersten Weltkrieg mit mehr als 600.000 kanadischen Soldaten massiv beteiligt. Über 400.000 davon mussten nach Übersee an die Front. Genau in die Rolle von einem Teil dieser Frontkämpfer schlüpft man in Ross Rifles.

Sent overseas to fight for crown and country, your characters will make personal sacrifices in the name of Canada, and experience the horrors of industrialized war. The game will not only teach players about Canada’s contribution to WWI but also highlight the struggles and sacrifices made by Canadians of all background to the war effort. 

https://www.dundaswestgames.com/rossrifles

Der Schnellstarter dient dazu, das Spiel vorzustellen und einen Blick hineinzuwerfen, was uns potenziell mit Ross Rifles erwarten könnte. Es soll im Oktober 2019 mittels einer Kickstarter-Kampagne finanziert werden. Der Schnellstarter selbst ist für Pay-What-You-Want auf DriveThruRPG erhältlich.

Ein Blick in Regeln und Inhalt

Das PDF besteht aus 42 Seiten. In der Einleitung wird die Rolle der Canadian Expeditionary Force im Ersten Weltkrieg erläutert. Sie weist außerdem darauf hin, dass der Schnellstarter ein gewisses Basisverständnis für die Regeln von Powered by the Apocalypse sowie Allgemeinwissen über den Ersten Weltkrieg voraussetzt. Im finalen Regelwerk hingegen soll mehr Hintergrundwissen mitgegeben werden. Zum Spielen benötigt man 2W6 für Proben, außerdem werden wegen der ernsten Thematik Sicherheitstechniken ans Herz gelegt.

Die Regeln von Powered by the Apocalypse sollten z. B. Dungeon-World-Spielern ein Begriff sein. Natürlich enthält der Guide auch Playbooks für die sechs mitgelieferten Charaktere. Der Sergeant ist der Anführer der kleinen Truppe. Dazu gibt es den Creative, den Scrounger, das Replacement, den Scarred und den Scout. Bei der Charaktererschaffung wählt man, wie bei Playbooks üblich, bei jedem Charakter unterschiedliche Spielzüge. So kann sich der Scrounger zum Beispiel entscheiden, aus Schrott etwas Nützliches bauen zu können oder gegnerische Hindernisse zu sabotieren. Außerdem gibt es Fragen zum Charakter selbst und zum Verhältnis zu denen der anderen Spieler. Auch müssen die Attributspunkte verteilt werden. Jedem Spieler stehen andere Werte zur Verfügung, um sie auf Valour, Eye, Wit und Brawn zu verteilen.

Das Leben an der Front

Als Schadensleisten gibt es Harm und Stress, die sich grob als körperliche und geistige Schadensleisten interpretieren lassen. Falls ein Charakter stirbt oder psychologische Betreuung benötigt, bekommt er das Replacement-Playbook und steigt als neuer Rekrut wieder passend ins Geschehen ein. Natürlich gibt es auch Spielzüge, die Stress oder Harm wieder reduzieren. Für gewonnene Erfahrung können neue Spielzüge oder Attribute gekauft werden.

Dazu kommen natürlich auch Basisspielzüge. Diese drehen sich alle darum, das sogenannte Objective zu erreichen, für das die Soldaten überhaupt an die Front geschickt wurden. So können in friedlichen Momenten Informationen erspäht werden, Freundschaften geschlossen oder Verwundete versorgt werden. Im aktiven Einsatz ist dafür dann meist keine Zeit. So lässt man sich zum Beispiel taktisch zurückfallen, führt Sturmangriffe aus oder versteckt sich hinter feindlichen Linien. Je nach den Würfelergebnissen kann das besser oder schlechter ausgehen. Es lassen sich auch strategische Pläne erstellen, die jedoch auch das große Risiko bergen, Stress und Probleme für alle zu erzeugen.

Mitgeliefert wird eine recht abstrakte Beispielmission mit 6 Abschnitten, die jeweils ein zu erreichendes Objective darstellen. Um die Mission zu spielen benötigt es jedoch sicherlich etwas kreative Vorarbeit oder Impovisationstalent des Spielleiters.

Mein erster Eindruck von Ross Rifles

In meinen Augen ist der Quickstart Guide to Ross Rifles schon vielversprechend, jedoch eher ein Teaser auf das fertige Spiel. Insgesamt macht der Schnellstarter den Eindruck, vor allem für Cons oder Consituationen konzipiert zu sein. Die Beispielmission gibt auf jeden Fall Möglichkeiten, dass die Spieler so einige Wege ausprobieren oder sich sogar verlaufen können. Daher ist es meiner Meinung nach wichtig, dass der Spielleiter etwas Improvisationsgeschick beweist, damit die Beispielmission für alle Spieler ein Erfolg ist.

Für die Beispielmission benötigen zumindest der Spielleiter, und rudimentär auch die Spieler, Allgemeinwissen über den Ersten Weltkrieg. Da der Schnellstarter vorwarnt, ist dies auch in Ordnung. Wer sich nicht mit der Thematik beschäftigt hat, wird es möglicherweise etwas schwer haben, direkt hineinzukommen.

Die Beispielmission nimmt Bezug auf eine Schlacht, in der die Kanadische Armee im Ersten Weltkrieg eine entscheidene Rolle spielt. Falls man historisch bleiben möchte, muss man sich im Spiel jedoch etwas anstrengen. Ich vermute, dass die Spieler im Spiel schnell vergessen, dass der Charakter Kanadier ist. Vielleicht wird das im finalen Regelwerk noch einmal anders. Dass es schwierig sein kann, über Rollenspiele Geschichtswissen zu vermitteln, hat PnPnews gestern erläutert und dies spiegelt sich in dem Quickstarter auch etwas wieder.

Wer ist Dunda West Games?

Dunda West Games ist wie erwähnt noch ein junger und sehr kleiner kanadischer Verlag mit einem Team von drei Personen: Daniel Kwan, Patrick Keenan und Daniel Groh. Bisher erschienen sind das D&D-Abenteuer Wolf of the South, und das Rollenspiel Zany Zoon, in dem man als Tier aus einem Zoo ausbrechen möchte. Ross Rifles ist das bisher größte Rollenspielprojekt des Verlages.

Die Verlagsmitglieder haben sich durch ihr persönliches und akademisches Interesse mit der Beteiligung Kanadas am Ersten Weltkrieg auseinander gesetzt. Durch ihre Hintergründe in Archäologie und Geschichte haben sich Daniel Kwan und Patrick Keenan für Ross Rifles hohe Ansprüche gesetzt, historisch korrekt zu sein und möglichst viele Quellen mit einzubeziehen. Zusätzlich verfolgt Dunda West Games die Möglichkeit, durch Rollenspiel historische und gesellschaftliche Weiterbildung zu betreiben.

Our innovative designs not only span a variety of genres, but also create accessible experiences that highlight the passion and diverse perspectives that underlie every project.

https://www.dundaswestgames.com/#about-section
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Michelangelo

Jetzt gibt es auch schon Weltkriegspatriotismus als Rollenspiel?

Ich weiss ja nicht… irgendwie macht es mich skeptisch wieso ihr über so etwas schreibt. ich hoffe ihr seid keine Trump-Befürworter oder schlimmeres… Krieg ist übrigens nicht toll!!!!

Luke Finewalker

Natürlich ist Krieg im echten Leben nicht toll. Allerdings ist Krieg seit jeher ein wichtiges Element in Fiktion aller Art, auch gerade im Rollenspielbereich (schonmal von Warhammer gehört?). Nicht selten wird die Thematik dabei aber auch kritisch betrachtet – es liegt ganz bei den Spielenden, was sie aus einem Thema machen.

Ross Rifles ist definitiv kein Spiel, das Krieg glorifiziert – ganz im Gegenteil. Beispielsweise der ausdrückliche Hinweis auf die Verwendung von Sicherheitstechniken zeigt auf, dass den Autoren verantwortungsbewusster Umgang mit dem Thema am Herzen liegt.
Ein solches Spiel ist natürlich Geschmackssache und sicher nichts für jeden. Für mich selber wäre es auch nichts, einfach weil ich weiß, wie brutal und absolut schrecklich der erste Weltkrieg für alle Beteiligten war. (Von anderen Kriegen jetzt mal ganz abgesehen.)

Wenn man sich aber mit ernsten historischen Themen im Rollenspiel auseinandersetzen möchte, bietet ein Spiel wie dieses die Gelegenheit dazu. Wenn man sich im Spiel in die Rolle und Perspektive eines Soldaten vor einem historischen Hintergrund hineinversetzt, kann man sich damit durchaus kritisch beschäftigen und möglicherweise daraus auch etwas für das reale Leben mitnehmen – und wenn es bloß geschichtliche Fakten sind.

Und wieso wir über sowas schreiben? Das liegt daran, dass wir als Newsseite nunmal über Neuheiten auf dem Rollenspielmarkt berichten, die wir für interessant halten. Das hat mit unserer persönlichen politischen Einstellung nichts zu tun. Wir sind religiös und politisch neutral, wie du in unserer Charta nachlesen kannst.

Michelangelo

Danke für das Charta, Les ich mir durch.

Wollte euch nicht trollen oder so, mir gehen nur die ganzen versteckten Extremisten unter den Rollenspielern auf die Nerven. Von wegen tolerant und so…. das ihr anders seid müsst ihr mir trotzdem erstmal definitiv beweisen.

Torsten

Ich denke wer Krieg glorifizieren möchte, der sucht sich etwas anderes aus, als ausgerechnet den Ersten Weltkrieg. Einen dümmeren, sinnloseren und deprimierenden Menschenfleischwolf kann man sich ja kaum suchen, als den Großen Grabenkrieg.

Abgesehen davon bezweifle ich, das ausgerechnet Trump-Befürworter einen Faible für Kanadischen Patriotismus hätten. 😉

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