Kämpfe in Splittermond, Teil 6: Zustände
Nach langer Pause willkommen zurück zu unserer Reihe über Kämpfe in Splittermond. Die vorherigen Teile behandelten Monstergrade, das Ticksystem, Aktionen, Umstände und das Schadenssystem. Heute beschäftigen wir uns mit den Zuständen, die die Charaktere nicht nur, aber sehr wohl auch in Kämpfe betreffen können. Dabei gehe ich weniger detailliert auf die 23 unterschiedlich Zustände ein, sondern setze mich mehr im allgemeinen mit den Zuständen, sowie Krankheiten und Giften auseinander.
Stapeln oder nicht stapeln, das ist die Frage
In Splittermond gibt es erstmal zwei Arten von Zustände. Die erste Art hat Stufen, die sich mit einander addieren, wie zum Beispiel Benommen oder Geblendet. Ein Charakter kann mehrere Stufen aus unterschiedlichen Quellen erhalten und insgesamt dann unter einer schlimmeren Wirkung leiden. Brennend 1 zum Beispiel kann man noch gut überleben, bis man gelöscht wird, aber Brennend 3 kann gefährliche Schäden anrichten.
Die zweite Art hingegen hat entweder keine Stufen oder jede Stufe hat ihre eigene Bedeutung. Zum Beispiel wird der Zustand Angsterfüllt nicht schlimmer, wenn man ihn mehrmals erhält. Im Falle des Zustands Sterbend, den wir beim letzten Mal besprochen hatten, stehen die drei Zustände für unterschiedliche Wirkungsdauern. Sie addieren sich aber nicht miteinander. Man könnte zum Beispiel sowohl an Sterbend 1 als auch an Sterbend 2 leiden, zumindest, wenn sie unterschiedliche Ursachen haben.
Ursachen von Zuständen
Zustände können viele Ursachen haben, meistens aber entstehen sie durch Angriffe von gegnerischen Kämpfern und Zauberern, Gifte oder Krankheiten, oder aufgrund von misslungenen Proben, wie zum Beispiel bei einem Gewaltmarsch.
Gerade im Falle von Giften, Krankheiten oder Flüchen kann man einen Zustand häufig nicht entfernen, bevor dessen Ursachen beseitigt ist. Sprich, wer durch das Gift „Karmesintraum“ Schlafend 1 erhält, kann nicht richtig aufwachen, bevor das Gift entfernt ist oder von selbst abläuft. Während man sich um die Ursache kümmert, wirkt der Zustand übrigens weiter, was gerade Gifte, die tödliche Zustände wie Sterbend oder Blutend verursachen, sehr gefährlich machen kann.
Ursachen beeinflussen auch das Zusammenspiel mancher stufenloser Zustände. Zum Beispiel führt man die unterschiedlichen Stufen von Sterbend nur getrennt auf, wenn sie unterschiedliche Ursachen haben. Ansonsten muss man nur den Zustand beachten, der am längsten dauert.
Seuchen in Lorakis
In Splittermond erlaubt die Heilmagie eine weitaus bessere medizinische Grundversorgung als der technologische Stand der Welt an sich es erlauben würde. Mit Zaubersprüche und Alchemika ist es so leichter Wunden zu versorgen, so dass Spätfolgen unwahrscheinlich sind. Dennoch, Krankheiten sind nicht unbekannt auf Lorakis und können durchaus auch zu Seuchen auswachsen.
Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass es kaum einen Zauber gibt, der eine Krankheit einfach so beendet. Aber man kann durchaus die Chance eine Erholung mit Magie erhöhen, wobei es bei den meisten Krankheiten eher darum geht, dass man den Patient solange am Leben erhält, bis die Krankheiten von selbst verschwinden.
Allerdings gibt es in Lorakis auch viele übernatürliche Krankheiten, die wahrhaft furchterregend Auswirkungen haben können, wie zum Beispiel die Stein- und Knochenseuche, die ihre Opfer in monströse Bestien verwandelt.
Gifte für alle Fälle
Gifte funktionieren ähnlich wie Krankheiten in Splittermond, nur kann man sie direkt behandeln. Sie treten dafür häufiger auf, nicht zuletzt, weil viele aggressive Wesen auf Lorakis Gift als Waffe benutzen. Während manche Gifte relativ harmlos sind, können andere wie zum Beispiel das Gift eines Sanddrachen einen Charakter sofort ausschalten. Allerdings muss ein Gift dafür den Körperlichen Widerstand des Charakters überwinden und Abenteurer auf HG 3 oder 4 können durchaus schon derart abhärtet sein, dass kaum ein Gift ihnen etwas anhaben kann.
Es gibt drei Arten von Giften: Blutgifte sind die häufigsten und werden durch Verletzungen verabreicht. Sie haben den großen Vorteil, dass sie sofort wirken. Einnahmegifte werden durch die Nahrung oder durch Einatmen aufgenommen und brauchen eine Weile bis sie aktiv werden. Kontaktgifte benötigen Hautkontakt und brauchen dadurch am Längsten, um aktiv zu werden.
Spielercharaktere können in Splittermond entweder durch Alchemie an Gifte kommen, oder in dem sie zum Beispiel entsprechende Monster ausbeuten. Aber es gibt bislang nur wenige Gifte, die man direkt mittels Alchemie herstellen kann, zumindest nach GRW. Wer gerne mehr mit diesem Element arbeiten will, sollte sich daher mit seiner Spielleitung absprechen, ob man nicht über weitere Rezepte verfügen kann.
Abenteuerliche Zustände
Einige Zustände, die man in Splittermond erleiden kann, dienen mehr dazu, die Motivation für eine abenteuerliche Mission zu werden, als die Spieler zu behindern.
Manchmal werden die einfache Zustände durch Siechtum geschützt. Dabei handelt es sich um einen besonderen Zustand, der wie Sterbend in drei seperaten Stufen vorliegen kann. Siechtum 1 kann man noch durch Alchemika relativ leicht heilen, Siechtum 2 erfordert schon speziell angepasste Medizin. Siechtum 3 schließlich kann meist nur durch eine ganze bestimmtes Mittel geheilt werden, für das man sich in tiefe Dschungeln oder hohen Gebirgen begeben muss.
Die Verorkung, die einen ereilt, wenn man zu lange in den von Orks beherrschten Orten verweilt, zwingt Charaktere hingegen zu einem entschlossenden Handeln gegen die fremdartigen Feinde. Sie macht deutlich, dass man es nicht mit einem Volk zu tun hat, mit dem man in Frieden zusammenleben kann.
Zu guter Letzt wäre da noch die Verstoßung. Priester, die zu oft und eklatant gegen die Gebote und Verbote ihres Gottes verstoßen haben, werden mit diesem Zustand bestraft. Solange sie unter einen der vier Stufen leiden, können sie nur begrenzt oder sogar überhaupt nicht mehr auf ihre Magie zurückgreifen, bis sie wieder ihre Vergehen gesühnt haben. Dies kann gerade bei den höchsten Stufen nur durch lebensgefährliche Questen erreicht werden, die den Verstoßenen entweder völlig umkrempeln oder töten.
Anwendung von Zuständen im Spiel
Die Zustände in Splittermond eignen sich wunderbar dazu, die Spielercharaktere unter Druck zu setzen oder sie zu schwächen. So werden manchmal spannende Kämpfe möglich, wie man zum Beispiel in der Einstiegsszene von Indiana Jones 2 sehen kann.
Allerdings können sie auch auf zwei Wegen zu Frustration führen. Zum einen können sie den Charakter zum Nichtstun zu verdammen, wenn er zum Beispiel durch ein Gift Schlafend oder Bewusstlos wird. Zum anderen ist es nicht leicht, über die verschiedenen Zustände und ihre Dauer im Kampf die Übersicht zu behalten. Hilfsmittel wie die Zustandskarten oder Marker des Deluxe-Tickleistenset können helfen, aber insgesamt erfordert der Einsatz von Zuständen schon eine gewisse Erfahrung von der Spielleitung oder den Spielern.
Genauso fortgeschritten ist auch der Einsatz der Meisterschaft-Manöver und die besonderen Eigenarten der sieben Waffenarten, die wir im nächsten Artikel besprechen werden.
Bis dahin, seien die Splitter des Mondes mit euch.